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Alphabetisierung Rund 770 Millionen Menschen können nicht lesen und schreiben

Rund 770 Millionen Menschen weltweit sind Analphabeten. Zum Welttag der Alphabetisierung am 8. September mahnt die UNESCO die schwierige Bildungssituation aufgrund der vielen globalen Krisen und den Folgen der Corona-Pandemie an.

Stand: 28.08.2023

Zwei Drittel der rund 770 Millionen Analphabeten weltweit sind Frauen, sie sind damit die am meisten betroffene Bevölkerungsgruppe. Aber auch besonders viele der zehn Jahre alten Kinder aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen können nicht lesen oder einfache Geschichten verstehen.

Immer mehr Analphabeten in ärmeren Ländern

Aufgrund der weltweiten Krisen hat sich die Ungleichheit zwischen den Weltregionen bei der Alphabetisierung in den verganenen Jahren sogar noch verschärft. So ist in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen der Anteil der zenjährigen Kinder, die einen einfachen Text nicht verstehen konnten, von 57 Prozent im Jahr 2019 auf geschätzte 70 Prozent im Jahr 2022 angestiegen.

Dabei hat sich die Weltgemeinschaft mit der Globalen Nachhaltigkeitsagenda dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2030 allen Jugendlichen und einem erheblichen Teil der erwachsenen Menschen weltweit Lese- und Schreibkompetenzen zu vermitteln.

Drei Arten von Analphabetismus

  • Primärer Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person nie Lese- und Schreibkenntnisse erworben hat.
  • Sekundärer Analphabetismus heißt, dass das einmal Erlernte wieder vergessen wurde.
  • Funktionaler Analphabetismus bedeutet, dass die Kenntnisse niedriger sind als im Alltag erforderlich. Betroffene können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, aber keine zusammenhängenden Texte, auch wenn diese kurz sind.

Mehr als sechs Millionen Deutsche sind Analphabeten

Aber auch in Deutschland gibt es viele Erwachsene ohne ausreichende Lese- und Schreibfertigkeiten: 6,2 Millionen Deutsch sprechende Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind Analphabeten - jeder achte in dieser Altersgruppe. Das geht aus der Studie "LEO 2018 - Leben mit geringer Literalität" der Universität Hamburg hervor.

Entgegen dem internationalen Trend sind in Deutschland mit 58, 4 Prozent der Analphabeten mehr Männer als Frauen betroffen. Menschen über 45 Jahre machen den größeren Teil der Erwachsenen mit geringen Fähigkeiten im Lesen und Schreiben aus.

Durchkommen ohne ABC

Trotz der mangelnden Lese- und Schreibkenntnisse schaffen es die meisten der Betroffenen ihr Leben zu meistern - häufig sogar, ohne aufzufallen. Was andere sich notieren, lernen Analphabeten auswendig. Und mit kleinen Tricks mogeln sie sich durch den Alltag: So verbinden sich manche den Arm, bevor sie eine Behörde betreten, oder überlegen sich Ausreden wie "Ich habe meine Brille vergessen, könnten Sie mir das bitte vorlesen?" Analphabeten fühlen sich oft stigmatisiert, haben Angst, für "dumm" gehalten zu werden. Daher wenden sie sehr viel Energie dafür auf, ihre Schwäche zu verheimlichen.

Tatsächlich kann nicht lesen und schreiben zu können aber auch genetische Ursachen haben: Denn Legasthenie ist eine angeborene Lese- und Rechtschreibschwäche.

Welttag der Alphabetisierung

Jedes Jahr am 8. September ist Welttag der Alphabetisierung. Die UNESCO erinnert an diesem Tag an die Bedeutung von Alphabetisierung und Erwachsenenbildung. Rund 770 Millionen Jugendliche und Erwachsene weltweit können nach Angaben der UNESCO nicht lesen und schreiben. Die vielen weltweiten Krisen, wie der Klimawandel, internationale Konflikte sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie behindern die globalen Bemühungen zur Alphabetisierung.

Sendungen zum Thema Alphabetisierung und Analphabetismus:


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