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Alternativer Nobelpreis 2014 Für Pressefreiheit, Menschenrechte und die Umwelt

Edward Snowden erhält in diesem Jahr den Right Livelihood Award, zusammen mit dem Herausgeber des Guardian, Alan Rusbridger. Geehrt werden außerdem die Anwältin Asma Jahangir, der Menschenrechtler Basil Fernando und der Umweltaktivist Bill McKibben.

Stand: 01.12.2014 | Archiv

Alan Rusbridger und Edward Snowden | Bild:  The Guardian/David Levene,  Guardian/Glenn Greenwald/Laura Poitras/dpa-Bildfunk; Montage: BR

Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden teilt sich den undotierten Ehrenpreis der Stockholmer Right Livelihood Award Stiftung mit "Guardian"-Herausgeber Alan Rusbridger. Die britische Zeitung hatte die Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes NSA enthüllt.

Herausgeber der Zeitung "The Guardian": Alan Rusbridger

Snowden erhält laut Jury den Alternativen Nobelpreis, "weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaß staatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt". Rusbridger bekommt die Auszeichnung "für den Aufbau einer globalen Medienorganisation, die sich verantwortlichem Journalismus im öffentlichen Interesse verschrieben hat und gegen große Widerstände illegales Handeln von Unternehmen und Staaten enthüllt“.

Verteidigung der Schwächsten in Pakistan

Daneben gibt es drei weitere Träger des Alternativen Nobelpreises. Sie teilen sich das Preisgeld in Höhe von 1,5 Millionen Schwedischen Kronen (rund 162.000 EUR).

Menschensrechtsanwältin Asma Jahangir

Eine der drei ist die pakistanische Menschenrechtsanwältin Asma Jahangir. Seit dreißig Jahren beweist sie laut Right Livelihood Award Stiftung großen Mut bei der Verteidigung der Schwächsten in der pakistanischen Gesellschaft: Frauen, Kinder, religiöse Minderheiten und Arme. Nachdem sie 1986 das erste Zentrum für Rechtshilfe in Pakistan gegründet hatte, übernahm Jahangir immer wieder komplizierte und umstrittene Fälle – und gewann sie. Für ihre kompromisslosen Kampagnen gegen Gesetze, die Frauen benachteiligen, und weil sie die Mächtigen häufig mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert, wurde Jahangir bedroht, in der Öffentlichkeit angegriffen und unter Hausarrest gestellt

Bewegung für Menschenrechte in Asien

Menschenrechtler Basil Fernand

Auch Basil Fernando erhält den Alternativen Nobelpreis für die Verteidigung der Menschenrechte. Seit dreißig Jahren nimmt er eine Schlüsselstelle ein zwischen einfachen Bürgern, die sich an der Basis für die Umsetzung von Menschenrechtsprinzipien einsetzen, und Organisationen, die auf politischer Ebene an strukturellen Reformen arbeiten. Fernando und die Asian Human Rights Commission (AHRC), die er fast zwei Jahrzehnte leitete, haben eines der weltweit fortschrittlichsten "Urgent Appeal Systems" (Eilbeschwerde-Systeme) entwickelt. Durch ihre Schule für Menschenrechte und Ausbildungsinitiativen hat die AHRC viele Anwälte und Aktivisten mit den Prinzipien des fairen Verfahrens und der Rechtsstaatlichkeit vertraut gemacht. Mit dieser Arbeit förderten sie nach Ansicht der Jury eine asiatische zivilgesellschaftliche Bewegung für die Menschenrechte.

Kampf gegen den Klimawandel

Umweltaktivist Bill McKibben

Der dritte Preisträger, Bill McKibben, ist nach Ansicht der Jury des Alternativen Nobelpreises einer der führenden Umweltaktivisten der Welt. Sein 1989 erschienenes Buch "The End of Nature" war eines der ersten, das ein breites Publikum über den Klimawandel informierte. Während der letzten zehn Jahre initiierte und gestaltete er laut Jury die erste weltweite Graswurzel-Bewegung zum Klimawandel. Mit der von McKibben mitgegründeten Organisation "350.org" hat diese Bewegung nicht nur Bewusstsein geschaffen, sondern auch politische Unterstützung für dringende Maßnahmen gegen die Klimakrise mobilisiert.

Preisverleihung im Dezember

Die Verkündung der Preisträger war eigentlich für den 25. September im Pressezentrum des schwedischen Außenministeriums geplant. Seit 1995 hatte diese dort stattgefunden. In diesem Jahr wurde die Pressekonferenz jedoch vom schwedischen Außenministerium abgesagt. Ein Sprecher des schwedischen Außenministers begründete die Entscheidung mit neuen Sicherheitsregeln. Die Räume würden seit dem 1. September als "Sicherheitszone" betrachtet, deshalb könne die Bekanntgabe nicht an gewohnter Stelle stattfinden. Die Stiftung gab die Preisträger daher schon einen Tag früher bekannt. Verliehen werden die Preise bei einer Zeremonie im Schwedischen Reichstag am 1. Dezember 2014.

Deutsche Davids gegen Goliaths

Der Right Livelihood Award

Jakob von Uexküll, Gründer des Alternativen Nobelpreises

Albert Einstein sagte einmal, eine wirklich gute Idee erkenne man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen scheint. Seit 1985 zeichnet der Right Livelihood Award, bei uns als "Alternativer Nobelpreis" bekannt, Menschen aus, die solche unmöglichen Ideen verwirklichen und sich für den Schutz der Umwelt, für Menschenrechte und Frieden einsetzen.

Jakob von Uexküll

Die Idee, einen alternativen Nobelpreis ins Leben zu rufen, hatte der ehemalige Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll, der im August 70 Jahre alt wurde, in den 70er-Jahren. Damals reiste er um die Welt, sah die Armut und Umweltzerstörung in den Ländern. Zurück in Stockholm schlug er dem Nobelkomitee vor, auch einen Preis für Umwelt und Entwicklung zu vergeben. Der Plan wurde abgelehnt.

Erfinder des Alternativen Nobelpreises

Doch von Uexküll hielt an seiner Vision fest, verkaufte seine exklusive Briefmarkensammlung und gründete von dem Erlös über eine Million US-Dollar die Stiftung für Richtige Lebensführung, die bis heute den Alternativen Nobelpreis vergibt. Seit 1980 wurden zahlreiche Menschen und Initiativen aus den verschiedensten Ländern gewürdigt. Die Feierlichkeiten im schwedischen Parlament in Stockholm finden meist einige Tage vor oder nach der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember statt. Jeder der meist vier Alternativen Preisträger erhält inzwischen 50.000 Euro Preisgeld. Oft wird noch zusätzlich ein Ehrenpreis (undotiert) vergeben. Ermöglicht wird die Unterstützung der Preisträger durch Spenden und Vermächtnisse.

"Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt."

Jakob von Uexküll


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