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Uli Hoeneß Der Fußballer

Ulm - das klingt nicht nach der großen Fußballwelt. Ebenso wie sein jüngerer Bruder Dieter startete Uli Hoeneß dort aber in eine Weltkarriere. Über den VfB Ulm ging's zur TSG, dem heutigen SSV 1846 Ulm. Hoeneß fiel auf: Kräftig, athletisch, technisch versiert und intelligent - nicht nur in Ulm war den Trainern schnell klar, was für ein Juwel sie da auf dem Rasen hatten.

Stand: 25.05.2011 | Archiv

Die FC Bayern-Mannschaft 1970 | Bild: picture-alliance/dpa

Der Deutsche Fußball-Bund rief. Bereits mit 15 Jahren avancierte er zum Kapitän der deutschen Schülernationalmannschaft. Für die Jugendausbildung beim DFB war damals ein junger Trainer im Einsatz, der noch kaum Erfolge vorzuweisen hatte. Als braver Assistent von Bundestrainer Helmut Schön stand er eher im Hintergrund, doch 1970 glückte ihm ein Schachzug, der Fußball-Deutschland nachhaltig beeinflussen sollte. Er selbst wurde Trainer beim FC Bayern München, die Jung-Nationalspieler Paul Breitner, Rainer Zobel und Uli Hoeneß folgten seinem Ruf an die Isar. Sein Name: Udo Lattek.

Die Glanzzeit beim FC Bayern München

Der erste Meistertitel

Der heutige deutsche Rekordmeister war 1970 weit von seinem späteren legendären Mythos entfernt. Mit dem Duo Lattek/Hoeneß - knorriger Fußballlehrer und junger, hungriger Angreifer - sollte der Verein die bis heute erfolgreichste Zeit seiner Geschichte feiern. Nach dem "Einstieg" mit dem DFB-Pokalsieg 1971 folgten drei Meistertitel von 1972 bis 1974. Ab 1974 sicherten sich die Münchener drei Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister, 1976 auch noch den Weltpokal. "Ich habe ein paar Jahre hinter mir, Jahre wie im Rausch. Ich konnte machen, was ich wollte, alles gelang mir. Das Glück verfolgte mich, und der Ball rollte mir nicht vom Fuß", sagte Hoeneß damals.

Zwei Titel ...

Weltmeister 1974

Ähnlich erfolgreich verlief seine Karriere im weißen Jersey mit dem Adler auf der Brust. Noch bis 1972 hatte Hoeneß seinen Amateurstatus behalten, er bestritt 22 Amateurländerspiele und nahm an den Olympischen Spielen in München teil. Im selben Jahr berief ihn Bundestrainer Helmut Schön aber auch in die 1972er-A-Nationalmannschaft, von Fachleuten bis heute als beste deutsche Mannschaft aller Zeiten betrachtet. In Belgien gewann sie den Europameistertitel, zwei Jahre später stand sie ganz oben: Weltmeister im eigenen Land durch einen 2:1-Finalsieg gegen die favorisierten Niederländer. Uli Hoeneß war bei allen sieben WM-Spielen im Einsatz - der sportliche Schwabe stand auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

... und ein Ball in den Wolken

Über den Wolken

Kaum einer konnte ahnen, dass es fast genauso schnell wieder bergab gehen würde. Bei der Europameisterschaft 1976 in Jugoslawien verschoss er im Finale beim Elfmeterschießen gegen die damalige Tschechoslowakei den entscheidenden Strafstoß. Im Rückblick sagt Hoeneß: "Ich wollte gar nicht schießen und habe nicht mehr auf den Torwart geschaut. Täuschen hätte ich ihn sowieso nicht mehr können, so platt war ich."

Angetreten ist er trotzdem, schließlich galt er trotz seiner jungen Jahre schon als Führungsspieler. Das Ende ist bekannt: Der Ball ging weit übers Tor, bis heute sprechen Hoeneß-Hasser genüsslich über den Ball, der angeblich heute noch irgendwo auf den Dächern von Belgrad herumliege. Hoeneß selbst nimmt den Fehlschuss bis heute eher gelassen: "Der Elfmeter verfolgt mich nicht. Mich verfolgen nur die Medien."

"Ich lief an wie in Trance und schoss, ohne auf den Torwart zu blicken. Ich schaute dem Ball nach, sah ihn immer höher steigen. Wie eine Rakete sauste er in Richtung Wolken. In diesem Moment war ich völlig apathisch, alles um mich rückte in weite Ferne, wurde grau. Ich registrierte nichts mehr."

Uli Hoeneß über den Elfmeter von Belgrad

Knieprobleme und Karriereende

Es sollte schon fast das letzte Länderspiel von Uli Hoeneß gewesen sein. Am 17. November 1976 schnürte er zum letzten Mal die Fußballschuhe für die DFB-Elf. Ein Jahr zuvor, im Europapokalfinale 1975 gegen Leeds, hatte sich Hoeneß - entgegen aller Legenden ohne Fremdeinwirkung - das Knie verletzt. Seine Kräfte zehrende Spielweise forderte ihren Tribut: Meniskus raus, wochenlange Ruhe. Was heute an einem Vormittag operiert wird, bedeutete in den 70er-Jahren eigentlich das Karriereende.

Verletzungssorgen

"Ich hatte immer ein dickes Knie. Jeden Abend lag ich auf der Couch und habe Umschläge gemacht, Retterspitz, Eis oder Alkohol", erzählte er einmal der "Süddeutschen Zeitung". Nur noch vorsichtiges Training, Spiele unter Schmerzmitteln, nach der Partie Cortison zur Abschwellung. Am Ende habe er sich gedacht: "Soll das jetzt dein Leben sein?" Hoeneß mühte sich noch bis 1979, am Ende wagte er sogar für elf Spiele noch einmal eine Art Comeback beim 1. FC Nürnberg. Doch die aktive Karriere des agilen Mittelfeldakteurs und "schnellsten lebenden Stürmers Europas" - in Glanzzeiten lief er die 100 Meter in elf Sekunden und bekam diesen Spitznamen verpasst - war mit nur 27 Jahren vorbei.


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