Religion & Orientierung


19

Lebensläufe Aron Elias Seligmann - Bankier des Königs

Nach den Vertreibungen aus den Städten verarmten Juden im Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts zunehmend. Viele Landjuden mussten ihr Leben als Hausierer fristen.

Stand: 03.01.2021 | Archiv

Aron Elias Seligmann | Bild: HypoVereinsbank

Nach den Vertreibungen aus den Städten verarmten Juden im Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts zunehmend. Viele Landjuden mussten ihr Leben als Hausierer fristen. Nur eine kleine Oberschicht konnte einen finanziell gesicherten Lebensstandard halten. Häufig waren diese Juden bei den Landesfürsten als so genannte Hoffaktoren tätig: als Bankiers, die ihrem jeweiligen Herrn die Bankgeschäfte besorgten oder Kredite gaben. Sie beschafften Kriegsgerät für die fürstlichen Truppen, Luxusgüter für den Hof oder berieten den Souverän bei der Durchsetzung seiner machtpolitischen Interessen.

Diese "Ausnahmejuden", wie sie die Historikerin Hannah Arendt nannte, befanden sich in einer zwiespältigen Situation: Einerseits nahmen sie eine Sonderstellung ein, da sie Zugang zum Hof hatten, materiellen Wohlstand und eine Reihe von Privilegien genossen; Das erlaubte ihnen auch, gegenüber ihren entrechteten Glaubensgenossen eine Schutzfunktion einzunehmen, indem sie z. B. Petitionen für diese einbrachten. Andererseits waren sie am Hof als Juden isoliert und von der Adelsgesellschaft ausgeschlossen.

Hoffaktor: Kreditgeber und Truppenausstatter

Trotzdem wollten und konnten die Herrscher nicht auf ihre Hoffaktoren verzichten: Für die Bewältigung des feudalen Haushalts und nicht zuletzt zur Finanzierung ihrer Kriege wurden sie von ihren Landesherren gebraucht. Das war auch in Bayern nicht anders: Kurfürst Max Joseph - ab 1806 bayerischer König - machte 1799 Aron Elias Seligmann zu seinem Hoffaktor, der sogleich einsprang und den Sold für die Truppen vorschoss. Während der Napoleonischen Kriege geriet die bayerische Staatswirtschaft in einen derart desolaten Zustand, dass Seligmann bald Staatsanleihen gewährte und Beamtengehälter auslegte.

Seligmann war 1747 in Leimen bei Heidelberg als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren worden. Er übernahm den Salzhandel seines Vaters und baute seine Finanzkraft zusätzlich durch eine Tabakmanufaktur und Heereslieferungen aus. Als er 1799 nach München kam, erhielt von Max Joseph das Bürgerrecht - damals ein seltenes Privileg für einen Juden.

Erfolgreiche Familiendynastie

Aron Seligmann erwirtschaftete ein enormes Vermögen. Seine fünf Söhne führten die Familien-Dynastie erfolgreich weiter: Vier wurden ebenfalls selbständige Bankiers, einen davon - Arnold Elias - erhob Max Joseph in den erblichen Adelsstand.

Simon von Eichthal (1787-1854)

Sohn Simon war Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Die Geschichte der Seligmanns ist typisch für die Assimilation von Juden im 19. Jahrhundert: Ebenso wie sein Vater ließ sich Simon taufen und nannte sich fortan von Eichthal.


19