Religion & Orientierung


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Leben mit Glasknochen Zerbrechliche Kämpfer

Die drei Brüder Oswald, Roland und Stefan Utz sind unterschiedlich wie Geschwister eben sind. Nur eines haben sie gemeinsam: Ihr Handicap. Alle drei haben die Glasknochenkrankheit und sitzen im Rollstuhl: Ihre Knochen brechen leicht wie Glas. Die Filmautorin hat mit dem beeindruckenden Film den Herwig-Weber-Preis 2013 gewonnen.

Von: Petra Wiegers

Stand: 02.03.2015

Oswald und seine Brüder | Bild: BR

Die drei Utz-Brüder Stefan, Oswald und Roland könnten unterschiedlicher nicht sein. Oswald, der Älteste, ist der Macher. Er arbeitet in einer leitenden Funktion bei der Stadt München und ist gerade zum ersten Mal Vater geworden. Roland, der Zweitgeborene, ist der Grübler, der Bedenkenträger. Er ist Sozialarbeiter. Und Stefan, das Nesthäkchen, ist der Lebenskünstler. Er hat einen Traum: Er will die Elektrorollstuhl-Hockey-WM nach München holen. Alle drei sind inzwischen über 40 Jahre alt. Eigentlich hatte man ihnen vorausgesagt, sie würden kein selbstbestimmtes Leben führen können.

Alles fing in der fränkischen Provinz an

Oswald fährt mit seiner Tochter spazieren

Der kleine Oswald war anders als andere Kinder. Er wollte einfach nicht laufen lernen, fiel immer hin. Dann irgendwann bestätigte sich die Befürchtung der Eltern: Oswald ist behindert. Er hat die Glasknochenkrankheit. Ein paar Jahre später kam Roland zur Welt. Auch bei ihm: dieselben Symptome. Die Ärzte stellten ebenfalls Glasknochen fest. Allerdings erst dann, als die Mutter schon mit dem dritten Sohn, Stefan, schwanger war. Auch er sollte wenige Monate nach der Geburt die Diagnose Osteogenesis imperfecta bekommen.

Die Eltern sind verzweifelt, verstecken ihre Kinder

Oswald mit seiner Tochter Magdalena

In einem kleinen Dorf irgendwo in Franken – eine Familie mit gleich drei behinderten Söhnen. Man schämt sich. Das Schicksal scheint besiegelt. Alle drei werden irgendwann bestenfalls in einer Behindertenwerkstatt landen. Ein selbständiges Leben wird wohl keiner der drei führen. Aber es sollte anders kommen.

Ein Leben mit 'Fußgängern' in der Großstadt

Ein Onkel rät der Familie, die Kinder so früh wie möglich in eine Förderung zu geben. Schon mit fünf Jahren kommt Oswald nach Nürnberg. Sein Glück, wie er heute sagt. Danach traut er sich viel zu. Auch ein selbstbestimmtes Leben in der Großstadt. Er geht nach München. Seine Brüder tun es ihm nach. Und hier leben alle drei ihre Leben. Können sich frei entfalten.
Seit acht Jahren lebt Roland in einer festen Beziehung mit einer 'Fußgängerin' wie er sagt. Auch Oswald lebt mit der Mutter seiner Tochter zusammen. Auch mit einer 'Fußgängerin'.

Herwig-Weber-Preis 2013 - Die Preisverleihung


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