"Bewahrung der Schöpfung" Von der Umweltbewegung zur Enzyklika
Wenn Papst Franziskus nun eine Enzyklika mit dem Schwerpunkt Ökologie und Klimaschutz veröffentlicht, setzt er ein weiteres Zeichen für die Modernisierung der katholischen Kirche. Denn noch bis in die 1970er Jahre hinein wurde die Umweltzerstörung nicht als genuin christliches oder religiöses Thema wahrgenommen. Das Schlagwort "Bewahrung der Schöpfung" ist den Kirchen von unten zugewachsen. Ein Überblick:
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1965
Jörg Zink, Theologe und Publizist
1965
Jörg Zink
Noch 1965 dreht Jörg Zink zwei Fernsehfilme, "Das Leiden der Natur" und "Zukunft für die Erde". Sie hatten kaum Einschaltquoten. Es kamen kaum Reaktionen. Aus der Kirchenleitung kam die Kritik, dies sei ein Thema für Wirtschaft und Politik und man solle es denen auch getrost überlassen.
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1972
Der Schriftsteller und Umweltaktivist Carl Amery
1972
Carl Amery
Der Schriftsteller und Umweltaktivist Carl Amery verknüpfte in seinem Bestseller "Das Ende der Vorsehung" die Umweltzerstörung mit dem Christentum: Der Auftrag in der Schöpfungsgeschichte "Macht euch die Welt untertan" sei der Sündenfall der Umweltzerstörung.
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1972
Der Klimawandel und seine Auswirkungen
1972
Club of Rome
1972 trat der Club of Rome zum ersten Mal in Erscheinung mit der von ihm beauftragten Studie "Die Grenzen des Wachstums". Darin wurde zum ersten Mal die Erkenntnis einem breiten Publikum präsentiert, dass die Ressourcen endlich sind und gnadenlos ausgebeutet werden.
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1979
Auf der Bremer Grünen Liste: Peter Willers, Delphine Brox, Axel Adamietz und Olaf Dinné
1979
Die Grünen
Die Deutschen Evangelischen Kirchentage und später auch die Katholikentage waren Podien, auf denen die ökologische Frage und die christliche Verantwortung mit vielen zehntausend Teilnehmern diskutiert wurden. 1979 gründete sich der erste Landesverband der Grünen, mit dabei viele christliche Aktivisten u.a., dort bündelten sich auch viele Strömungen, die vorher auf den Kirchentagen und anderswo als APO auftraten. Mit den Kandidaten der Bremer Grünen Liste sind die Grünen erstmalig in einem Landesparlament vertreten.
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1983
1983
"Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung"
1983 bei der VI. Vollversammlung des ÖRK Ökumenischen Rates der Kirchen - da sind nahezu alle Kirchen dabei, die nicht katholische Kirche sind - wurden die Aufgaben der Christen weltweit zum ersten Mal mit "Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung" benannt. 1990 bei der Ökumenischen Weltversammlung in Seoul wurde formuliert:
"Wir bekräftigen, dass die Erde Gott gehört. Das Land und die Gewässer bedeuten Leben für die Menschen ….Wir verpflichten uns ..., den ökologisch notwendigen Lebensraum anderer Lebewesen zu achten." -
1985
1985
EKD und Bischofskonferenz
Die Kirchen in Deutschland haben Anfang der 1980er Jahre Denkschriften zum Thema Ökologie verfasst. "Verantwortung wahrnehmen für die Schöpfung" - Eine Gemeinsame Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz:
"Die gemeinsame Erklärung will an die biblischen Aussagen über die Schöpfung Gottes erinnern und auf ihre Aktualität hinweisen. Sie wirbt für eine nüchterne, aufgeschlossene und sachliche Diskussion." -
1991
1991
EKD Denkschrift
"Einverständnis mit der Schöpfung" - Ein Beitrag zur ethischen Urteilsbildung im Blick auf die Gentechnik und ihre Anwendung bei Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren.
"Gegenwärtig besteht ... in der Bundesrepublik Deutschland, in zahlreichen anderen Ländern wie in der Diskussion der Ökumene ein breiter Konsens, daß Veränderungen an den menschlichen Keimbahnzellen angesichts der Risiken, Voraussetzungen und Folgen solcher Eingriffe aus ethischen Gründen nicht zulässig sind."