Kultur - Musik


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Konstantin Wecker Ein politischer Barde

Seit seinem Song "Willy" gilt Konstantin Wecker als Künstler, der dem linken politischen Spektrum zuzurechnen ist.

Stand: 14.09.2011 | Archiv

Konstantin Wecker | Bild: Bayerischer Rundfunk/Wilschewski

Eigentlich hat Konstantin Wecker seine Berühmtheit "Willy" zu verdanken. Der Freund des Liedermachers starb Mitte der 70er-Jahre an den Folgen einer Kneipenschlägerei mit Rechtsradikalen. Konstantin Wecker widmete Willy auf seinem 1977 erschienenen Album "Genug ist nicht genug" eine herzergreifende Ballade, die zur Hymne für eine ganze Generation wurde. Eine Generation, die sich berufen fühlte, die Welt besser zu hinterlassen, als sie diese vorgefunden hatte. Und Konstantin Wecker hatte mit "Willy" sein Thema gefunden: Der Kampf gegen Neonazis und andere gefährliche rückwärts gewandte Ideologien.

Enttäuscht von der SPD

Rudolf Scharping (l.) und Konstantin Wecker

Seit "Willy" gilt Konstantin Wecker als Künstler, der dem linken politischen Spektrum zuzurechnen ist. Mehrfach übt er in seinen Liedern und in Interviews Kritik am kapitalistischen Gesellschaftsmodell der Bundesrepublik. Eine Einstellung, die jenseits der Deutsch-Deutschen Grenze auf offene Ohren stößt. Und so kommt es, dass Wecker 1985 zum ersten Mal in der DDR auftreten darf. Ein Privileg, welches bislang nur unpolitischen westdeutschen Schlager-Interpreten und einigen als "brav" geltenden Popgruppen aus dem Westen zu teil wurde. Im Bundeswahlkampf 1994 zeigt er sich öfter mit dem SPD Kanzlerkandidat Rudolf Scharping, mit dem er damals befreundet ist. Später, als der Sozialdemokrat Gerhard Schröder das Land regiert, zeigt sich Wecker in einem Interview enttäuscht von dessen Regierungspolitik, da diese die gesellschaftlichen Verhältnisse zementiere, anstatt sie zu verändern.

Singen für eine bessere Welt

Seine amerikakritische Einstellung führt ihn im Januar 2003, also wenige Wochen vor dem Einmarsch amerikanischer und britischer Truppen in den Irak dazu, in Bagdad ein Konzert zu geben. Ein vergeblicher Versuch, ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Doch auch im eigenen Land engagiert sich Wecker: Als Anfang 2006 in Nürnberg die Mitarbeiter des AEG-Werks wochenlang gegen die Schließung der Fabrik streiken, tritt Wecker vor den Werkstoren auf.Er zeigt sich solidarisch mit den Streikenden und kritisiert die blinde Sparwut der Konzernmanager, die die 1700 Nürnberger Arbeitsplätze aus Kostengründen nach Polen verlegen wollen : "Seit 25 Jahren versuche ich, die Welt mit meinen Liedern zu verändern. Ich stelle fest, sie ist seither von jeder Menge Idioten verändert worden - nur nicht von mir". Die Schließung des Werks wird wenige Wochen später beschlossen.

Altes Thema, neuer Protest

Konstantin Wecker bei einem Konzert gegen Rechtsextremismus in Halberstadt

Das Thema, aus der Ballade "Willy" - nämlich die Gewalt von Rechtsradikalen - bleibt Wecker erhalten. Als 2006 im Vorfeld der Fußball-WM über so genannte "No-Go-Areas" in Ostdeutschland diskutiert wird, also Zonen, die Ausländer mit dunkler Hautfarbe besser nicht betreten sollten, will Wecker ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. Im ostdeutschen Städtchen Halberstadt plant er ein Konzert gegen Rechtsradikalismus. Doch die Stadtverwaltung sagt das Konzert ab. Die NPD hatte für den Fall, dass Wecker im Gymnasium der Domstadt auftreten dürfe, gedroht, am Konzert "aktiv teilzunehmen" - also die Veranstaltung zu sprengen. Daraufhin wurde die Veranstaltung durch die Stadtverwaltung abgesagt. Für Wecker ein unfassbarer Vorgang. In seinen Augen hat sich die Stadt von Neonazis unter Druck setzen lassen und nachgegeben. Er lässt nicht locker und kann schließlich um einige Monate verspätet das Konzert nachholen.


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