Kultur - Literatur


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Janosch Der Bär, der Tiger und das ewige Kind

Es kommt vor, dass Geschöpfe ihrem Erfinder davonlaufen, wachsen und den Autor überragen. Horst Eckert, besser bekannt als Janosch, ging es so, als Tiger und Bär nach Panama aufbrachen und in den deutschen Kinderzimmern ankamen.

Stand: 09.08.2012 | Archiv

Horst Eckert vor einer seiner Zeichnungen | Bild: picture-alliance/dpa

Wenn Horst Eckert Interviews gibt, weiß man nie so genau, welche Anekdoten wahr, welche halbwahr sind und welche er frei erfunden hat. Er sagt, je älter man werde, desto mehr lüge man. Vielleicht prägt sich in seinem Fall aber nur das Vergnügen eines Menschen aus, der sich das ewig kindliche Recht aufs Fabulieren vorbehält. Eckert, der seit 1960 den Künstlernamen Janosch benutzt, macht keinen Hehl daraus, dass er mithilfe seiner Bücher und Bilder in eine Kindheit flieht, die er sich als kleiner Junge gewünscht hätte.

"Die totale Zerstörung meiner Person"

Janosch lebt zurückgezogen mit seiner Lebensgefährtin auf Teneriffa

Seine Mutter war streng katholisch, sein Vater trank und prügelte den Sohn mit einer Peitsche. Weihnachten war für Eckert nie ein Fest, auf das er sich freute wie andere Kinder. Ein vielzitierter Satz von ihm lautet: "Die ersten Jahre meines Lebens waren die totale Zerstörung meiner Person." Eckert ging nicht gerne zur Schule. Mit 13 begann er eine Schlosserlehre. Bis er 1953 von Krefeld nach München zog, arbeitete er als Musterzeichner in einer Weberei. In München wollte er Kunst studieren und Maler werden. Die Akademie, die ihm damals mehrfach bescheinigte, nicht malen zu können, bot ihm übrigens viele Jahre später eine Professur an. Ironie des Schicksals? Jedenfalls: Janosch lehnte ab.

Berühmt dank Tiger und Bär

Post für den Tiger

Mit dem Studium hatte es in den 50ern zwar nicht geklappt, mit dem Malen aber schon. 1960 erschien das erste von ihm geschriebene und illustrierte Kinderbuch "Die Geschichte vom Pferd Valek". Aus Eckert wurde Janosch, und alle ein bis zwei Jahre veröffentlichte er ein neues Kinderbuch, bis ihm 1979 mit "Oh, wie schön ist Panama" der ganz große Streich gelungen ist. Tiger und Bär wurden Kultfiguren. Zu Janoschs Leidwesen allerdings auch die Tigerente, die er im Nachhinein lieber nicht gezeichnet hätte - sie sei kitschig.

Nicht nur Tigerenten-Papa sein

Außerdem vergisst man ob der riesigen Tigerenten-Vermarktungsmaschinerie, dass Janosch auch Romane für Erwachsene geschrieben hat: "Polski Blues" zum Beispiel. Dieser Erinnerungsroman über sein Geburtsland Polen erschien 1990. Vier Jahre später veröffentlichte er die Autobiografie "Vom Glück, als Herr Janosch überlebt zu haben". Klar, dass sich Janosch zeitweilig auf seine Figuren reduziert gefühlt hat - schließlich führen Tiger und Bär schon lange ein Eigenleben auf Postkarten, T-Shirts, in Kinderprogrammen im Fernsehen und als Spielfiguren. Janoschs selbstgeschaffene Kindheit dient inzwischen auch vielen seiner Leser als Fluchtweg in eine bunte, heimelige Wunschwelt, in der zwei Freunde ausziehen, um festzustellen, dass es zu Hause doch am schönsten ist.


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