Kultur - Kunst und Design


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Haus der Kunst Hitlers persönliche Selektion

Das Haus der Deutschen Kunst war Hitlers Angelegenheit und kein anderer bestimmte letztlich, was das denn sei, die "Deutsche Kunst". "Kunst ist", soviel wenigstens verriet damals die Bronzetafel an der Südfassade des Kunsttempels an der Prinzregentenstraße, "eine erhabene und zum Fanatismus verpflichtende Mission".

Von: Iris Buchheim

Stand: 27.12.2010 | Archiv

Die von Hitler anfangs eingesetzte Jury hat die gewünschte Mission so gründlich verfehlt, dass er sie ein paar Wochen vor der Eröffnung komplett absetzte - und durch seinen Leibfotografen Heinrich Hoffmann ersetzte.

Hintergrund:

Jury für "Deutsche Kunst"

Zur Jury gehörten unter dem Vorsitz von Altparteigenosse Adolf Ziegler: Arno Breker, Karl Albiker, Josef Wackerle, Conrad Hommel, Hans Gött, Gerdy Troost, Rudolf Hermann Eisenmenger und Hans Schweitzer.

Hoffmann wusste offenbar besser, was der Führer wünschte. Hitler ernannte ihn bald darauf zum Professor, und der Fotograf blieb zuständig für die Selektion, bei der ihm der Direktor des Hauses der Deutschen Kunst Karl Kolb und die Witwe des Architekten, Gerdy Troost, fortan halfen. Aber die letzte Entscheidung über das, was dort als "Deutsche Kunst" gezeigt werden durfte, lag bis zum Schluss bei Hitler.

"Das Vollkommenste, Fertigste und Beste"

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Nur propagandataugliche Werke, die das "arische" Volk und seine Lebensweise verherrlichten, Werke, die alles sogenannte "Ungesunde", "Unreine" vermeiden, waren zugelassen. Alles "Problematische und Unfertige", sollte ausdrücklich bei der geplanten Großen Deutschen Kunstausstellung keine Chance haben, die Nazis diffamierten es als "entartet".

Übrig blieben bei dieser nationalsozialistischen Selektion in der Malerei: Heile-Welt-Genrebilder, Stillleben, Landschaften, "ungetrübt" von jeglichen Anzeichen der Industrialisierung, und "arische" Frauen - zuweilen sogar nackt. Im Bereich der Skulptur gaben Arno Breker und Karl Albiker mit ihren oft geradezu militant wirkenden Sportskanonen und Heroen den Ton an.

"Losgelöst betrachtet handelt es sich zumeist um belanglose Gestaltungen; wird ihr Funktionszusammenhang jedoch aufgedeckt, so ergibt sich fast durchweg eine raffinierte Mischung aus brutal-männlichem Heroentum, einer häufig zu Pornographie reichenden Darstellung hingebungsvoller oder voyeuristisch vorgeführter Weiblichkeit und einer verklärten Gestaltung von Heimat, Innerlichkeit und 'Gesundheit'. In diesem genau aufeinander abgestimmten Bezugsfeld verwirklichen sich die Blut- und Boden- sowie Herrschafts- und Unterdrückungsideologie des Nationalsozialismus."

Winfried Nerdinger über die Kunstwerke der Großen Deutschen Kunstausstellung


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