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Jodeln für Anfänger Auf das richtige "Schnackeln" kommt es an

Jodeln liegt im Trend. Ob Wandertag mit Jodelkurs, jodeln im Englischen Garten oder Schnupperkurs mit Kollegen: Jodellehrer haben in München und Umgebung Hochkonjunktur. Aber eine rein bayerische Angelegenheit ist Jodeln nicht.

Von: Linda Degenstein und Katharina Deuling

Stand: 26.06.2012 | Archiv

Über 300 Anmeldungen beim letzten Jodelkurs der Stadt München – nur für 100 Jodeleinsteiger war Platz. Vom Norddeutschen bis zum Urbayern, die Gruppen sind bunt gemischt. Diese Erfahrung macht auch Jodellehrerin Barbara Lexa.

Was ist Jodeln?

Hintergrund

Jodeln ist Singen ohne Text. Stattdessen werden Silbenfolgen wie beispielsweise "Holaria" oder "Holadjo" gesungen. Kennzeichnend ist dabei der schnelle Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme, der bewusst hörbar sein soll. Beim klassischen Gesang hingegen ist dieser Übergang stufenlos.

Quelle: Elmar Walter, Leiter der Abteilung Volksmusik des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege in München

Ursprung

Die Ursprung des Jodelns geht auf vorhistorische Zeiten zurück: Schon Hirten und Sammler, Waldarbeiter und Köhler haben gejodelt. Hierbei ging es weniger um die Kommunikation untereinander, sondern vielmehr um ein Signal. Man jodelte von Alm zu Alm, um zu erfahren, wo sich der andere gerade aufhält. Auch das Vieh wurde mit einem Jodler, dem Viehruf, angelockt.

Formen des Jodelns

Im Wesentlichen werden zwei Arten des Jodelns unterschieden: Bei der "Kehlkopfakrobatik", einer Art "Show-Jodeln", wird das Stück dem Publikum dargeboten. Diese Art des Jodelns ist in erster Linie im Bereich der volkstümlichen Schlagermusik verbreitet. Die zweite Form ist das" natürliche" beziehungsweise "traditionelle" Jodeln, das vor allem auf Mehrstimmigkeit beruht. Hierbei geht es weniger um das Präsentieren auf der Bühne, sondern vielmehr um die Erfahrung mit der eigenen Stimme.

Jodeln weltweit

Von den afrikanischen Pygmäen bis in die USA, gejodelt wird weltweit. Und das Jodeln hört sich in allen Ländern ähnlich an. Lediglich die Vokale, Silben oder Abstände der einzelnen Töne können sich unterscheiden.

In ihren Kursen bringt sie Jodelwilligen das richtige "Schnackeln" bei, den hörbaren Übergang von Brust- zur Kopfstimme. Wenn man dann noch ein wenig musikalisch ist und ein paar Töne trifft, hat man die besten Voraussetzungen ein erfolgreicher Jodler zu werden, sagt Lexa. Und: "Man muss sich trauen", betont die Jodellehrerin. Es ist schließlich nicht jedermanns Sache, laut vor einer Gruppe zu jodeln. Lexa ist optimistisch: "Jeder kann es lernen." Wer Mut bewiesen hat, darf sich am Abend sogar über ein spezielles Jodel-Zertifikat freuen.

Jodelkurse gibt Barbara Lexa erst seit diesem Jahr, die Kunst des Jodelns beherrscht die 45-Jährige allerdings schon seit Kindertagen. "Ich bin da hineingewachsen", sagt Lexa, "meine Mutter war mehrere Jahrzehnte lang Jodlerin bei verschiedenen Volkstheatern und Bühnen. Sie war quer durch Südamerika und Deutschland unterwegs. Ich habe das nie anders kennen gelernt." Bereits in der dritten Klasse komponierte Lexa ihre ersten eigenen Lieder, lernte Gitarre und später Klavier. Zusammen mit ihrer Mutter jodelte sie im Duett bei Vereinsfeiern und Geburtstagen. Heute ist Lexa Solo-Jodlerin. Mit ihrem Mann Frank Rupert ist sie unter dem Titel "MundARTissimo" auch als Kabarettistin unterwegs.

Jodeln bis der Nachbar schimpft

"Ich bin Bayerin, da gehört Jodeln dazu. Das Tolle daran ist, dass man richtig schreien darf, ohne dass jemand schimpft." Teilnehmerin Hanni Zech

Am liebsten jodelt Barbara Lexa in freier Natur. "Bei uns im Garten ist es eher schwierig", beschreibt sie, "wir haben ja Nachbarn drum herum, da wollen wir nicht lästig sein." Zum Üben könne man aber auch ins Wohnzimmer oder in die Küche gehen. "Aber in freier Natur ist es immer noch am Besten."

"Jodeln ist gesund. Durch das freie Atmen und das Rausschreien kann die Luft zirkulieren. Da wird alles richtig durch geputzt."

Jodellehrerin Barbara Lexa

Ziel: Jodeldiplom

Loriots "Jodeldiplom" findet Lexa übrigens "ganz fantastisch". "Die Idee, das Jodeln zu zerstückeln und für Nicht-Bayern verständlich zu machen und auch der Humor, der dahinter steckt: großartig", sagt Lexa. Es gibt allerdings auch Beschwerden von Jodellehrern. Der Sketch würde dem Original-Jodeln eher schaden. Lexa  sieht das anders: "Loriot macht die Menschen erst neugierig aufs Jodeln."


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