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Geschichte 200 Jahre Gäubodenfest

Das erste Gäubodenfest fand im Jahr 1812 statt. Damals hieß es noch "Landwirtschaftsfest". Inzwischen hat es sich zu einem der größten Volksfeste Bayerns entwickelt - mit mehr als einer Million Besucher pro Jahr. Die Geschichte des Gäubodenfests im Überblick.

Stand: 04.07.2012

  • 1812
    König Max I. Joseph von Bayern | Bild: SZ Foto

    König Max I. Joseph von Bayern

    1812

    Die Geburtsstunde

    Die Geschichte des Gäubodenfests beginnt im Oktober 1810 mit der Gründung eines "Landwirtschaftlichen Vereins", der die rückständige Landwirtschaft in Bayern verbessern wollte. Um das zu bewirken, sollten unter anderem Landwirtschaftsfeste veranstaltet werden.

    Das erste davon, das "Zentrallandwirtschaftsfest" fand 1811 in der Residenz- und Regierungsstadt München statt. Für das folgende Jahr genehmigte König Max I. Joseph solche Feste auch in den neun bayerischen Kreisen. Im "Unterdonaukreis" wurde das Landwirtschaftsfest am 11. und 12. Oktober 1812 veranstaltet - in Straubing.

  • 1814
    Historische Ansicht von Passau | Bild: SZ Foto

    Historische Ansicht von Passau

    1814

    Passau statt Straubing

    Ab 1814 wurde das Landwirtschaftsfest in der Kreishauptstadt Passau veranstaltet. Die Straubinger wollten sich dies jedoch nicht gefallen lassen und erwirkten 1819 vom König einen Erlass: Ab sofort fand das Fest im jährlichen Wechsel in beiden Städten statt.

    Ab 1839 mussten die Straubinger "ihre" Veranstaltung außerdem noch mit der neuen Regierungshauptstadt Landshut teilen, ab 1869 dann auch mit Deggendorf.

  • 1898
    Historische Ansicht von Straubing | Bild: SZ Foto

    Historische Ansicht von Straubing

    1898

    Straubings eigenes Fest

    Dieses System funktionierte bis 1898. In diesem Jahr sollte das Fest eigentlich in Straubing stattfinden. Aus organisatorischen Gründen wurde es jedoch nach Passau verlegt. Die Straubinger organisierten kurzerhand ein eigenes "Niederbayerisches Landwirtschaftliches Volks-Fest", das in Zukunft alle zwei Jahre abgehalten werden sollte.

    Die Landwirtschaftsfeste hatten zu der Zeit längst volksfestartige Züge angenommen: Es gab Pferderennen, Schießwettbewerbe, Kegelscheiben, Turnvorführungen, Festzüge, Feuerwerke, Glückshäfen, Wein- und Bierhallen, Schaubuden, Karussells und mehr.

  • 1912
    Volksfest unter Wasser | Bild: Stadtarchiv Straubing, Fotosammlung Weichhart-Schwarz 689

    Das Gäubodenfest wird zur Lagunenlandschaft.

    1912

    Land unter bei der 100-Jahr-Feier

    1912 stand die Hundertjahrfeier des Straubinger Volksfestes an. Doch leider fiel diese buchstäblich ins Wasser: Nach einem Dauerregen ergoss sich die Donau über den Festplatz. Und aus diesem wurde - wie die örtliche Presse schrieb - ein "venezianisches Lagunenmeer" mit Ruderbooten.

    Zwei Jahre später, zum nächsten Fest, war die Wiese zwar trocken, doch der Erste Weltkrieg hatte begonnen. Das nächste Straubinger Volksfest gab es erst wieder nach Kriegsende.

  • 1922
    Plakat des Straubinger Volksfests von 1922 | Bild: Gäubodenmuseum Straubing/Stadtarchiv Straubing

    Plakat des Straubinger Volksfests von 1922

    1922

    Weimarer Republik und Inflation

    Das erste Fest nach dem Ersten Weltkrieg fand 1922 statt. Die Zeiten waren mager und die Preise durch die Inflation hoch: Die Mass Bier kostete zwischen 25 und 30 Mark, für eine Portion Ochs vom Spieß musste man bis zu 80 Mark hinblättern.

    1927 fand auf dem Straubinger Volksfest der erste Schönheitswettbewerb statt: für Frauen, im Zelt der Schlossbrauerei Moos. Die Männer konterten mit ihrem eigenen Wettbewerb im Festzelt Röhrl.

  • 1938
    Werbeplakat für das Volksfest und die Braune Messe | Bild: Gäubodenmuseum/Stadtarchiv Straubing

    Das Plakat von 1934 bewirbt die "Braune Messe".

    1938

    "Gäuboden-Fest" und "Braune Messe"

    Der Name "Gäubodenfest" wurde während der Zeit des NS-Regimes geprägt: 1938 tauchte auf Werbematerialien zum ersten Mal die Bezeichnung "Gäuboden-Volksfest" auf, die sich auf die fruchtbare Ebene bezog, in der Straubing liegt. Die Organisatoren wollten damit wohl die Verankerung des Festes im der bäuerlichen Umgebung betonen.

    Als "Fest der Ostmark" war die Veranstaltung für ganz Niederbayern, Oberfranken und die Oberpfalz zuständig. Die dazugehörige Gewerbeschau wurde zur "Braunen Messe".

  • 1946
    Stimmung im Bierzelt | Bild: Stadtarchiv Straubing Allgemeine Fotosammlung

    1949 wurde bereits wieder ordentlich gefeiert.

    1946

    Der Übergang zur D-Mark

    Bereits ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs fand in Straubing wieder ein Volksfest statt: klein und ohne Bierausschank, aber immerhin. Oberbürgermeister Max Gerhaher sprach in seinem Antrag an die amerikanische Militärregierung von einem "alten Brauch", der den Charakter eines "Karnevals" habe.

    Erst 1949 - nach Einführung der D-Mark und Gründung der Bundesrepublik - gab es wieder ein "richtiges" Fest mit einer großen Landwirtschafts- und Geräteausstellung.

  • 1962
    Kutsche mit Oberbürgermeister Hermann Stiefvater und dem Münchner Kindl beim Festzug | Bild: Stadtarchiv Straubing Allgemeine Fotosammlung

    Auch das Münchner Kindl kam zum Jubiläums-Gäubodenfest.

    1962

    Ab jetzt im jährlichen Turnus

    150 Jahre Gäubodenfest: Zur Feier dieses Ereignisses machten die Straubinger Stadtväter der Bevölkerung ein ganz besonderes Geschenk. Ab sofort sollte das Volksfest nicht mehr im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden, sondern jährlich.

  • 1971
    Blick in die Ostbayerische Landwirschafts-, Gewerbe- und Handwerksausstellung, seit 1973 Ostbayernschau genannt | Bild: Stadtarchiv Straubing Fotosammlung Harry Stern

    Besucher der Ostbayerischen Landwirtschafts,- Gewerbe- und Handwerksausstellung von 1971

    1971

    Ostbayernschau mit Partnerstädten

    Seit 1971 sind bei der Ostbayerischen Landwirtschafts- Gewerbe- und Handwerksausstellung (ab 1973: Ostbayernschau) auf dem Straubinger Volksfest nicht mehr nur einheimische Aussteller vertreten. In diesem Jahr schloss Straubing eine Städtepartnerschaft mit Romans-sur-Isère. 1972 folgte Wels in Oberösterreich, 1991 Tuam bei Galway (Irland).

    Seitdem wurden diese Partnerstädte in das Programm des Festes und der Ostbayernschau eingebunden, zum Beispiel im Rahmen eines Partnerschaftstages.

  • 1986
    Besuchermassen beim Gäubodenfest | Bild: picture-alliance/dpa

    Besuchermassen auf dem Gäubodenfest

    1986

    Eines der größten Volksfeste Bayerns

    Nicht erst seit den 80er-Jahren konnten die Veranstalter des Gäubodenfests sich über wachsende Besuchermassen freuen. 1986 überschritt die Zahl der Besucher zum ersten Mal die Million. Für diesen Ansturm war nicht nur der wirtschaftliche Aufschwung verantwortlich.

    Von Anfang an bemühten sich die Veranstalter um neue Attraktionen und ein vielseitiges Angebot von Ausstellern. Sowohl die Ostbayernschau als auch der Vergnügunspark mit den Bierzelten und Fahrgeschäften wurden im Lauf der Zeit immer größer.

  • 2012
    Gäubodenfest in Straubing | Bild: picture-alliance/dpa

    Weithin zu sehen: das Riesenrad auf dem Gäubodenfest

    2012

    200 Jahre Gäubodenfest

    Im Jubiläumsjahr findet das Gäubodenfest zum 104. Mal statt. An der Ostbayernschau werden 700 Aussteller teilnehmen, für den Vergnügungspark werden 140 Schausteller erwartet. Dazu gibt es heuer einen historischen Bereich: ein Festzelt mit traditioneller Ausstattung, Speisekarte und Blasmusik, dazu nostalgische Fahrgeschäfte.

    Für Straubing ist das Gäubodenfest inzwischen nicht nur zur wichtigsten Attraktion geworden, sondern auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor.


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