Themen - Ein Dorf wird Wirt!


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"Maximilian" Zankapfel am Tegernsee

Es könnte alles so idyllisch sein. In einer der schönsten Gegenden von Oberbayern liegt die Gemeinde Gmund am Tegernsee. Mittendrin erhebt sich, noch immer imposant, das "Maximilian", einst Hotel und Gasthof. Früher war es eines der Schmuckstücke von Gmund - heute verrottet das denkmalgeschützte Anwesen. Seit nunmehr 30 Jahren ...

Stand: 26.07.2013 | Archiv

"Maximilian" | Bild: BR / Maximilian Bildhauer

Die Geschichte des "Maximilian" und der riesigen dazugehörigen Freifläche ist eine Leidensgeschichte - voll widersprüchlicher Aussagen und Schuldzuweisungen von allen Seiten: Die Einen wären froh, wenn das marode Wirtshaus endlich Platz für etwas Neues machen würde. Die Anderen trauern verpassten Chancen nach und sehen das Ende der bayerischen Wirtshauskultur nahen. Nun scheint eine Lösung, oder besser gesagt: ein Kompromiss gefunden worden zu sein. Aber wie das halt so ist mit Kompromissen …

Zwei Lager

Prospekt vom "Maximilian" am Tegernsee | Bild: Archiv der Gemeinde Gmund

Wer ist schuld daran, dass das älteste Wirtshaus in Gmund vor aller Augen verfällt? Hat die Politik versagt? Oder die Gmunder Bürger? Ist es einfach nur ein Schandfleck - oder könnte es wieder ein Schmuckstück werden? Die Meinungen gehen auseinander. Der Bürgermeister von Gmund, Georg von Preysing (CSU), hätte das Jahrhunderte alte Bauwerk seiner Gemeinde am liebsten abreißen lassen. Zu lange stand es schon leer. Auf seine Initiative hin hat die Gemeinde 2008 das "Maximilian"-Areal erworben, in der Hoffnung, hier endlich Tabula rasa machen zu können. Im Rahmen einer "Bürgerwerkstatt" sollte herausgefunden werden, was die Gmunder sich für das "Maximilian" wünschen würden. Doch für den Abriss war kaum jemand - am allerwenigsten Grünen-Gemeinderätin Helga Wagner, für die der alte Gasthof das "Herz von Gmund" ist. Sie lud Gutachter vom Landesamt für Heimatpflege ein, welche das baufällige Anwesen als "unbedingt erhaltenswert" einstuften. Der Beginn eines langjährigen Kampfes.

Kaum Bürger-Engagement

Wie sollte es nun weitergehen? Wenn es nach Helga Wagner gegangen wäre, hätte sich die Gemeinde das "Maximilian" schon viel früher sichern müssen, bevor es in diesen bedauernswerten Zustand verfiel. Nun, nach dem Ankauf, hegte sie die Hoffnung, dass ein "Förderverein Maximilian" ins Leben gerufen würde. Ein Verein, in dem sich die Gmunder Bürger gemeinschaftlich um die Sanierung des Gebäudes und die Wiederaufnahme des gastronomischen Betriebs bemühen würden. Doch sie wurde enttäuscht, ein "Förderverein" kam nicht zustande. Das Engagement der Gmunder hielt sich in Grenzen: Keiner der wohlhabenderen Bürger war bereit, finanzielle Risiken einzugehen.

Der Verkauf

Bürgermeister von Preysing ließ einen - so heißt das im Amtsdeutsch - "Bebauungsplan mit Durchführungsvertrag" erstellen und für rechtskräftig erklären. Dann wurde an die "Ten Brinke Gruppe" verkauft. Ein Immobilienunternehmen mit Sitz in den Niederlanden, das hier im Landkreis seit Jahren fleißig einkauft. Den Auftrag für die Sanierung des alten "Maximilian" und die Neubebauung des Areals bekam der Architekt Florian Erhard. Nach seinen Plänen soll der Gasthof bald in altem Glanz neu erstrahlen. Auch Bürgermeister von Preysing, der ja ursprünglich für den Abriss war, ist nun "sehr zufrieden" mit der Lösung: Die angegliederte Neubebauung mit Supermarkt und Wohneinheiten sei nicht anbiedernd, nicht historisierend, das "Maximilian" solle zentraler Punkt des Ensembles bleiben.

Wirtshaus und Supermarkt

Die Resonanz auf die Pläne ist in Gmund eher positiv. Nach 30 Jahren Leer- und Stillstand ist man froh, dass überhaupt was passiert. Gemeinderätin Helga Wagner befürchtet zwar eine "Bausünde" - noch einen Supermarkt würde hier niemand brauchen, die Neubauten würden das alte Wirtshaus "erschlagen". Doch was genau hier an der Ortsdurchfahrt entstehen wird, ist schwer zu sagen: Eine Gastronomie im alten "Maximilian" ist geplant, ob es allerdings wirklich ein bayerisches Wirtshaus sein wird, ist noch ungewiss. Immerhin, das "Maximilian" war und ist nicht die letzte Wirtschaft in Gmund am Tegernsee. Es war aber die erste ...


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