Themen - Ein Dorf wird Wirt!


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Der "Dorfwirt" sperrt auf Wolfgang Schneiders erstes Bier im "Dorfwirt"

Von Beginn an hat Wirtshaus-Experte Wolfgang Schneider die Altenauer Wirtshausretter begleitet. In der 600-Seelen-Gemeinde fühlt er sich mittlerweile schon ein bisserl zuhause: "Ich habe so viele freundliche und engagierte Menschen kennen lernen dürfen. Vor dem, was die geleistet haben, kann ich nur ganz tief den Hut ziehen. Es gibt wohl kaum ein Dorf, in dem so viele fähige und fleißige Handwerker leben …"

Stand: 16.09.2014 | Archiv

Wolfgang Schneider (Mitte) im frisch renovierten "Altenauer Dorfwirt" | Bild: privat

Ein wenig bedauere ich ja schon, dass das Wirtshaus-Projekt mit der Eröffnung zu Ende geht, aber wenn ich den Altenauern jetzt sage "Baut doch bitte für 'Wir in Bayern' noch ein halbes Jahr weiter", mach' ich mich bestimmt unbeliebt. Deshalb: Großartig, dass Ihr das so schnell geschafft habt. Glückwunsch, Altenau!

Die Schufterei hat ein Ende

Zum Ende der Umbauarbeiten Mitte August bin ich - wie viele andere Gäste auch - von den Wirtshausrettern eingeladen worden. Gefeiert wurde im Bierzelt neben der neuen Wirtschaft bei Steckerlfisch und Spanferkel. Für August war es zu kalt, aber das machte nichts an so einem Tag, der in die Dorfchronik eingehen wird. Denn: Es ist vollbracht. Neben der Kirche steht wieder ein Wirtshaus. Stolz dürfen sie sein, die Altenauer, und sich loben und beglückwünschen lassen: vom segnenden Pfarrer, vom Landrat mit mächtigem Gamsbart am Hut, vom Bürgermeister, vom Abgeordneten. Und alle sind sie da an diesem Mariä-Himmelfahrtstag: die Baggerfahrer und Betonmischer, die Schreiner und Installateure, die Elektriker und Maurer, die Bodenleger und Brotzeitholer, die Putzfrauen. Alle, die über 20.000 Stunden umsonst gearbeitet, ach, was sag' ich, geschuftet haben: "Wir sind so fertig, dass wir uns noch gar nicht richtig freuen können", sagt eine Wirtshausretterin, die von Anfang an dabei ist. Ist wohl so, dass Menschen, die Außergewöhnliches leisten, erst mal in ein Loch fallen, wenn alles vorüber ist.

Alles bleibt anders

Aber jede Veränderung birgt Chancen. So hat Mathilde Stadler, ein Mitglied der ersten Stunde in der Projektgruppe "Ein Dorf wird Wirt!", ihren Job in der Apotheke aufgegeben und arbeitet jetzt im "Altenauer Dorfwirt" - als Hausdame. Für Wirte und Gäste eine Bereicherung, sie ist jetzt schon die gute Seele des ganzen Unternehmens. Eben stellt sie uns das Bier auf den Tisch und freut sich: "Ich wollte einfach noch mal eine neue Herausforderung!" Mir gegenüber nimmt Florian Freisl Platz, ein ruhiger und freundlicher Mann, der mit seinem gediegenen Selbstbewusstsein so gut in dieses Dorf und zu diesem Projekt passt. Für die Wirtshausrettung war er Gold wert. Aus seiner Zimmerei kamen Personal, Holz und Know-how. Ein paar Tische weiter haben sich "Wir in Bayern"-Zuschauer aus dem Schwäbischen selbst eingeladen. Das stört hier keinen, denn auf die paar Halben kommt's wirklich nicht an, an so einem Tag.

Müde, aber glücklich - die Retter

Die Altenauer Blaskapelle spielt. Mit dabei: der Bader Thomas am Horn und der Niklas Hans an der Trommel. Sie sehen müde aus. Zwei Tage vorher waren sie noch bis Mitternacht im Wirtshaus, haben, wie sie sagen, noch ein paar Feinheiten erledigt: "Zum Schluss hamma noch richtig Gas geben müssen. Aber des hamma a vorher g'wusst." Mein Gott, was haben die beiden gewerkelt. Der Hans als Bauleiter, wohl nur mit der einen Angst, dass ihm die Zigaretten ausgehen könnten, und Thomas als Sieger über alle "Ettaler Steine". Die zieren jetzt, picobello verlegt, die Toiletten.

Gruppenweise werden die Gäste durchs neue Wirtshaus geführt. Von Robert Soukup, von Peter Urbin oder Claus Hornig, im Hauptberuf gefragter Unternehmensberater. Er schwärmt vom Zusammenhalt der Wirtshaustruppe und davon, dass während der ganzen Umbauphase nie ernsthaft gestritten wurde: "Wir haben oft hart und kontrovers diskutiert, aber immer eine gemeinsame Lösung gefunden." Auch in der Küche, die mehrmals umgeplant wurde und die ich mir zusammen mit unserem "Wir in Bayern"-Koch Andreas Geitl - auch er heute geladener Gast - anschaue. Andreas hat das Projekt wohlwollend begleitet, stand mit seinem Wissen parat. Wir lehnen am Küchenblock in der Mitte des Raumes und sind uns einig: Dieses Wirtshaus ist eine Zierde für das Dorf und für Bayern.


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