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Valentinstag Frühlingsgefühle mitten im Winter

Valentinstag: Wer den 14. Februar für eine Erfindung amerikanischer Blumenhändler hält, die damit die Spanne zwischen Weihnachten und Muttertag überbrücken wollen, schießt knapp daneben: Noch mehr als die Floristen pflegen Süßwarenhersteller und Glückwunschkartenfabrikanten den "St. Valentine's Day". Die Ursprünge des "Liebesfestes" liegen indes im alten Europa.

Von: Michael Kubitza

Stand: 14.02.2015 | Archiv

Geschmücktes Rosenherz zum Valentinstag | Bild: colourbox.com

14 Februar

Sonntag, 14. Februar 2016

Gleich zwei Imperien waren – lange vor den USA – an der Verbreitung des Valentinsbrauchs beteiligt. Im alten Rom wurden am 14. Februar – dem gemeinsamen Ehrentag der Juno und des Hirtengottes Lupercus – junge Männer und Frauen per Liebeslotterie verbandelt. Später "überwinterte" der Brauch bei den Briten, die sich gern das erste menschliche Wesen, das ihnen am Valentinsmorgen unter die Augen trat, als Liebste(n) erkoren.

Der Tag, an dem die Vögel heiraten

Nie zu jung für Blumen

Für den Dichter Geoffrey Chaucer stand fest, dass die Vögel an keinem anderen Tag als dem 14. Februar Hochzeit halten. Noch später war es dann Chaucers Kollege Samuel Pepys (sprich: Pips), der am 14. Februar 1667 mit einem Liebesgruß an seine französische Gattin eine Briefchenmode auslöste, welche nur mit dem - weit gefährlicheren - "Wertherfieber" zu vergleichen ist, das gut hundert Jahre danach Deutschland infizierte. Freilich waren es nicht turtelnde Brieftauben, sondern englische Auswanderer, die den Brauch übers Meer trugen.

Eintrittskarten fürs Kuschel-Event

Rote Rosen - ein Symbol für die Liebe

In den USA hat sich St. Valentin seither neben Weihnachten und Thanksgiving als "Tag der Herzen" fest etabliert: Allein beim Postkartenkonzern Hallmark sind 50 Autoren mit der Produktion halbpoetischer Valentinsminiaturen à la "Meine Liebe ist wie Kaffee - schenk Dir nach!" beschäftigt. Bei einer Auflage von 200 Millionen Valentinskarten kommt statistisch auf jeden erwachsenen US-Bürger eine Liebeskarte.

Austausch von Zärtlichkeiten

Schwäne machen's richtig: sie bleiben sich ein Leben lang treu.

Soziologen erklären die angelsächsische Erfolgsgeschichte des Hormonspektakels – genau wie den ähnlich gelagerten Brauch des Weihnachtskusses unterm Mistelzweig – mit dem Puritanismus der Amerikaner und Briten, der eine quasi offizielle Einladung zum Austausch von Zärtlichkeiten besonders begierig annimmt. Vielleicht hat aber auch Marlene Dietrich recht, in deren Augen die USA stets "the most romantic nation in the world" waren. Und immerhin verdanken wir dem Valentinstag eine der herzergreifendsten Jazzballaden aller Zeiten: "My funny Valentine".

GIs als Liebesboten

Nur begrenzt liebesbotentauglich: Karl Valentin

Zurück nach Europa kam der Valentinsbrauch nach 1945 im Gepäck amerikanischer Soldaten, die den Brauch – im Verein mit Kaugummi und Lucky Strikes – auch in Bayern populär machten. 1950 fand in Nürnberg der erste "Valentinsball" statt. Auch in München – wo der berühmteste Namensträger Karl Valentin zwei Jahre zuvor verarmt und vergessen gestorben war – machte der Valentinstag jetzt dem altbayerischen Josefitag als Blumenbote den Garaus. Im selben Jahr erklärten die deutschen Blumenhändler den Termin zum "Tag der offenen Herzen". Heute verkaufen sie eigenen Angaben zufolge rund 20 Millionen Schnittblumen und 1,5 Millionen Topfpflanzen.

Vom Küssen und Herzen müssen uns freilich weder die kulturgeschichtlichen Umwege noch die kommerziellen Verirrungen des Valentinstags abhalten: Wahre Liebe geht eben nie den geraden Weg, wusste schon der Engländer Shakespeare. Und wie der Amerikaner Lorenz Hart ergänzen würde: Jeder Tag ist Valentinstag.

Information: Stichwort Namenspatron: Valentin contra Josef

Heiliger Valentin im Fensterbild in der Basilika in Terni in Umbrien

Ironie der Brauchtumsgeschichte: Weder dem Heiligen Valentin noch dem in Bayern lange als "Patron der Verliebten" verehrten Ziehvater Jesu lässt sich besonderes Glück in der Liebe nachsagen.

Bei ersterem ist noch nicht einmal die Identität eindeutig festgestellt. An der Via Flaminia zwischen Rom und dem mittelitalienischen Terni gibt es Grabkirchen gleich zweier Heiliger namens Valentin. Zumindest einem wird nachgesagt, als Bischof im dritten Jahrhundert im Widerspruch zu römischem Recht Sklaven und Soldaten christlich getraut zu haben. Beide fanden laut Überlieferung ein eher unromantisches Ende als Märtyrer. Der katholischen Kirche war diese Quellenlage zu obskur, weshalb der Feiertag des Heiligen Valentin 1970 aus dem Römischen Generalkalender gestrichen wurde.

In Bayern schenkte man sich Blumen ohnehin eher an "Josefi": Der 19. März war ein gesetzlicher Feiertag; in Österreich ist er es bis heute. Vor allem in Altbayern wurden alle, die unter ihren Vornamen einen Josef, eine Josefa oder Josephine hatten, an diesem Tag mit Kuchen und Blumen bedacht – und das war lange die überwältigende Mehrheit. Zumindest eines hat der Blumenbote Josef dem Valentin noch immer voraus: Oft genug spitzen pünktlich zu Josefi die ersten Schlüsselblumen, Veilchen oder Anemonen aus dem Boden.


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