Telekolleg - Psychologie


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Pädagogische Psychologie Die Zukunft des Lernens und der Schule

Stand: 02.11.2016 | Archiv

Zwei Schülerinnen und ein Schüler sitzen mit ihrer Lehrerin in einer Lerngruppe zusammen | Bild: Getty Images

Der Pisa-Schock hat die Diskussion um Formen der Wissensvermittlung durch alle Medien getragen. Auf dem Prüfstand des internationalen Vergleichs schnitt unser von Frontalunterricht geprägtes Schulsystem weit schlechter ab, als wir dies je für möglich gehalten hätten. Neue Formen der schulischen Wissensvermittlung wie das kooperative Lernen werden von den Pisa-Siegern abgeschaut und bei uns erprobt. Beide Formen haben Vor- und Nachteile.

Stärken und Schwächen des Frontalunterrichts

Die Vorteile des Frontalunterrichts liegen in einer effizienten Ausnutzung der Arbeitszeit. Ein klar definiertes Stoffgebiet kann unter Berücksichtigung des Wissenstands der Schüler in kurzer Zeit vermittelt werden. Gezielte Fragen an die Schüler sowie die spätere Überprüfung durch Klausuren ermöglichen die Kontrolle des Wissenszuwachses.

Diesen Vorteilen stehen eine Reihe von Nachteilen gegenüber. Frontalunterricht erfordert von den Schülern eine langanhaltende Aufmerksamkeit. Abstraktes Wissen wird manchmal ohne Verständnis auswendig gelernt, die praktische Anwendung wird kaum trainiert. Auch der Transfer des Wissens auf andere, ähnliche Aufgaben wird zu wenig geübt.

Zusammengefasst ist der Frontalunterricht zwar effizient in der Wissensvermittlung, aber eher wenig geeignet, Fähigkeiten wie selbstständiges Arbeiten, kritisches Denken und Kreativität zu fördern.

Die Alternative: kooperatives Lernen

Die Mängel des Frontalunterrichts können durch Phasen kooperativen Lernens ausgeglichen werden. Bei dieser Form des Lernens können die Schüler in Kleingruppen oder auch alleine ein vorgegebenes oder selbstgewähltes Thema bearbeiten. Selbstständig müssen sie sich ihre Zeit einteilen und entscheiden, wie sie die Aufgabenstellung erfolgreich bewältigen wollen.

Dem Lehrer kommt beim kooperativen Lernen eine neue Rolle zu. Er ist nicht mehr Wissensvermittler, sondern Wissensberater. Bei Problemen der Schüler unterstützt er diese, indem er auf Wissensquellen verweist oder auch einfach nur mit den Schülern die Probleme diskutiert und sie zu strukturieren hilft.

Vor- und Nachteile des kooperativen Lernens

Das kooperative Lernen ist gut geeignet, um die Fähigkeiten der Schüler zu selbstständigem Arbeiten, kritischem Denken, Wissenstransfer und Kreativität zu fördern. Die sozialen Beziehungen in der Klasse werden verbessert und intensiviert. Hinzu kommen positive Effekte auf die Leistungsmotivation und - hervorgerufen durch die Gruppenarbeit – auch auf die sprachliche Ausdrucksfähigkeit.

Allerdings hat auch das kooperative Lernen einige Nachteile. Neben einem höheren Zeitaufwand besteht vor allem die Gefahr, dass dominantere, selbstsichere Schüler andere, eher introvertierte Schüler zurückdrängen. Zudem können einzelne Schüler die Gruppenarbeit dazu ausnutzen, damit andere die Arbeit für sie erledigen.

Mehr psychologisches Wissen gefragt

Die Zukunft der Schule scheint aus heutiger Sicht in einer wohlausgewogenen Mischung von Frontalunterricht und kooperativem Lernen zu liegen. Eines ist allerdings jetzt schon sicher: Die Anforderungen an das psychologische Wissen der Lehrkräfte werden steigen.


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