Telekolleg - Psychologie


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Entwicklungspsychologie Erziehung und die Folgen

Stand: 31.10.2016 | Archiv

Mutter schimpft mit ihrer Tochter | Bild: colourbox.com

Erziehung ist ein Experiment mit vielen Unbekannten und ungewissem Ausgang. Ein Grundsatz für gelungene Erziehung: Von frühester Kindheit an müssen die richtigen Grundlagen angelegt und verfestigt werden. Von entscheidender Bedeutung ist dabei der Erwerb der Bindungsfähigkeit. Meist spielt hier die Mutter eine entscheidende Rolle, ist sie doch in aller Regel die Hauptbezugsperson.

Innerhalb der ersten zwölf Lebensmonate wird die Fähigkeit aufgebaut, Bindungen einzugehen. Ist dieser Prozess erfolgreich verlaufen, so existiert eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mutter und Kind - Grundvoraussetzung für die Entwicklung des kindlichen Selbstvertrauens.

Erziehungsstile im Wandel der Zeit

Jungen und Mädchen im III. Reich in einem Kinder-Lesesaal

Die Vorstellungen darüber, wie Erziehung idealerweise vonstatten zu gehen hat, unterliegt einem gesellschaftlichen Wandel. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts herrschte beispielsweise ein strenger, autoritärer Erziehungsstil im elterlichen Haus. Dieser wurde auch von den Nationalsozialisten übernommen, allerdings mit dem Unterschied, dass die Eltern von ihren Erziehungsaufgaben weitgehend entbunden wurden und dafür der Staat eine kollektive, autoritäre Erziehung organisierte. Diese wurde zu einem Grundpfeiler für die Verbreitung der Ideologie des Nationalsozialismus.

Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelten sich im geteilten Deutschland zeitweilig recht unterschiedliche Erziehungsstile. Während man in der DDR auf eine kollektive Erziehung mit Kinder- und Jugendverbänden wie den Pionieren und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) setzte, unternahm man in der BRD während der APO-Zeit teilweise verantwortungslose Experimente mit einem antiautoritären Erziehungsstil, die allesamt gescheitert sind. In der pädagogischen Psychologie geht man inzwischen davon aus, dass ein autoritativer Erziehungsstil die besten Erfolge nach sich zieht.

"Diffuse Identität" auf dem Vormarsch

Das Hauptproblem im Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen lag schon immer im Finden der eigenen Identität. Im Vergleich zu früheren Generationen wird von den heutigen Heranwachsenden jedoch weit mehr Flexibilität gefordert. Hinzu kommen unklare und für viele auch schwierige Berufsperspektiven, verbunden mit der Erwartung häufiger Veränderungen des Arbeitsplatzes.

All dies trägt mit dazu bei, dass die Heranwachsenden keine klare Identität herausbilden. Man spricht von einer "diffusen Identität", die dazu führt, dass beispielsweise das Eingehen größerer Verpflichtungen vermieden wird, dass keine klaren Wertstrukturen ausgebildet werden und dass man sich möglichst nicht auf etwas festlegt. Die große Zahl an Single-Haushalten, gescheiterten Beziehungen und Alleinerziehenden spiegeln diese Entwicklung wider.


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