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Dichter und Denker Erörterung: Argumente sammeln und ordnen

Der Erfinder der dialektischen Methode war Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Eine Methode, die man je nach Aufgabenstellung bei der textgestützten Erörterung anwenden kann.

Stand: 11.11.2012 | Archiv

Schülerin erstellt Zeitung "Hegels Beste" am Computer  | Bild: picture-alliance/dpa

Wann immer die Begriffe Dialektik oder These – Antithese – Synthese fallen, fällt auch der Name Hegel. Dieser große Philosoph des deutschen Idealismus (1770-1831) gilt als der Erfinder der dialektischen Methode. Für Hegel indes ist die Dialektik nicht bloß eine Methode – Methode kommt von gr. metha: entlang, gemäß +odos, Weg. Sie ist nicht nur ein geregelter Weg des Denkens, um einen Streitfall – ein Pro und Kontra – zu klären oder gar um einen akzeptablen Kompromiss zu finden. Nach Hegel ist vielmehr alles, was ist, war und wird, dialektisch verfasst. Die Wirklichkeit selbst ist diesem Systematiker zufolge triadisch, d.h. im dreistufigen Rhythmus von These – Antithese – Synthese, aufgebaut. Insofern hält sich Hegel nicht für den Erfinder, sondern eher für den Finder der Dialektik: Für denjenigen Denker, der den logischen Aufbau unserer Welt und allen Daseins in seiner absoluten Wahrheit entdeckt und zu Bewusstsein gebracht hat.

Der Motor der Dialektik bei Hegel ist der Widerspruch, sich an ein starres Entweder-Oder zu klammern, heißt für ihn, dem beschränkten Verstande zu folgen:

"Es gibt in der Tat nirgends, weder im Himmel noch auf Erden, weder in der geistigen noch in der natürlichen Welt, ein so abstraktes Entweder-Oder, wie der Verstand solches behauptet. Alles, was irgend ist, das ist ein Konkretes, somit in sich selbst Unterschiedenes und Entgegengesetztes. Die Endlichkeit der Dinge besteht dann darin, daß ihr unmittelbares Dasein dem nicht entspricht, was sie an sich sind.[...] Was überhaupt die Welt bewegt, das ist der Widerspruch, und es ist lächerlich zu sagen, der Widerspruch lasse sich nicht denken."

G. W. F. Hegel. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriss, Teil I §119 Zusatz 2 (Werke in 20 Bdn., Frankfurt a.M. 1970, Band 8, S.246f.)

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel wendet sich hier gegen den erstmals von Aristoteles aufgestellten Satz vom ausgeschlossenen Dritten, gegen den logischen Grundsatz der Widerspruchslosigkeit, dem gemäß Entgegengesetztes nicht zugleich wahr sein kann. Formallogisch bedeutet dieser Satz:

Entweder ist wahr: A ist gleich B, oder aber es ist wahr, dass A nicht gleich B ist. Eine dritte Lösung ist ausgeschlossen.

Hegel hält diesen logischen Grundsatz von der Widerspruchslosigkeit für eine Verstandesfixierung, die dem wahren Dasein der Dinge unangemessen bleibt. Denn jedes Ding, alles was ist, trage seine eigene Negation, sein Entgegengesetztes in sich selbst, sei zugleich identisch und nicht identisch mit sich selbst


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