Telekolleg - Deutsch


0

Fakten Das Referat

Was ist tatsächlich ein Referat? In jeden Fall dürfen sich die Zuhörer/innen nicht langweilen. Doch wie gelingt ein spannender Aufbau und wie kann man sein Publikum begeistern?

Stand: 31.10.2016 | Archiv

Studentin hält ein Referat | Bild: picture-alliance/dpa

Das dtv-Lexikon definiert "Referat: 1) Bericht, Vortrag, 2) Fachberichterstattung, 3) Bearbeitungsgebiet." Die dritte Bedeutung des Wortes, mit der die kompetente Zuständigkeit einer Institution wie z.B. das Ausländerreferat oder das städtische Schulreferat gemeint ist, kommt in unserem Zusammenhang nicht in Betracht. Kennzeichnend für schriftliche wie mündliche Referate ist, dass die Referent/innen sich in einem Thema besonders gut auskennen, handele es sich dabei um ein Sachgebiet oder ein Buch, eine prominente Persönlichkeit, einen Dichter, Politiker, Theaterregisseur oder Schauspieler.

Tipps zum Vorbereiten, Schreiben und Halten eines Referats (Siehe auch Uni Karlsruhe sowie Asta Uni Bremen)

1. Die mentale Einstimmung auf den Referatvortrag

  • Machen Sie aus der Not eine Tugend. D.h.:
  • Begreifen Sie Ihr Referat nicht als eine notwendige Pflichtübung, um eine Zensur oder einen Schein zu bekommen.
  • Referate geben Ihnen die Möglichkeit, selber etwas zu machen, anstatt immer nur zuzuhören, was andere sagen.
  • Wer sich eigenständig in ein Sachgebiet einarbeitet, versteht und behält den Unterrichtsstoff besser und merkt vor allem auch, was er nicht versteht. Das aber ist die erste Voraussetzung wirklichen Lernens.
  • Begreifen Sie Ihr Referat als Chance, selbst im Unterricht mitzumischen, Ihre Kenntnisse, Fragen und Kritik einzubringen.
  • Setzten Sie Ihren ganzen Ehrgeiz darein, herauszufinden und -zuarbeiten, was an Ihrem Thema interessant ist. Sie werden merken, dass man – wenn man nur offen und etwas gewitzt an die Sache geht –, an jedem Thema etwas Interessantes/Erstaunliches entdecken kann. Auch wenn die Referatthemen – wie meistens – vorgegeben sind.

2. Die Vorbereitung auf das Thema

  • Recherchieren Sie gründlich Material zum Thema. Sammeln, lesen und exzerpieren Sie Kernaussagen und aussagekräftige Zitate stets mit genauer Quellenangabe Bewegen Sie sich dabei von dem allgemeinen Basiswissen zum Thema, das Sie in Handbüchern und Standardwerken finden zu den Detailfragen der Sekundärliteratur.
  • Grenzen Sie (eventuell in Absprache mit dem Dozenten/Lehrer) das Thema ein.
  • Vermeiden Sie dabei Überschneidungen mit den Referatthemen anderer Teilnehmer.
  • Werten Sie das gesammelte Material aus, ordnen Sie es nach bestimmten Kategorien.
  • Um zu entscheiden, was Sie weglassen und worauf Sie sich konzentrieren wollen, machen Sie sich klar,

1. wie der Wissensstand der Zuhörer ist,
2. wie viel Vortragszeit Sie haben und
3. was für die anderen von Interesse ist und warum.

  • Denken Sie immer daran: Was den Referenten langweilt, langweilt auch die Zuhörer.

3. Gliederung des Referats

  • Einleitung, mit der Sie Interesse für das Thema wecken. Als guter Einstieg oder 'Rutschbahn' in das Thema bieten sich prägnante Zitate an, Bezug auf aktuelle Diskussionen oder Probleme, ein wohlgewählter Witz.
  • Darstellung des Themas, über das Sie referieren, worum gehtes überhaupt (eventuell in Anbindung an vorige Referate, den Unterrichtsstoff) und um welchen besonderen Aspekt es Ihnen geht.
  • Entwicklung der eigenen These, bei der Sie Ihre Perspektive in den Forschungsstand einbetten und unter Umständen gegen andere Thesen stark machen.
  • Schluss, bei dem Sie kurz die Hauptgesichtspunkte resümieren, kommentieren oder (falls es im Anschluss eine Diskussion gibt) provokativ zur Diskussion stellen.

Entscheiden Sie im Voraus, wie Sie den Hauptteil, die Darstellung des Themas und Ihrer Perspektive, gliedern wollen, oft hängt das vom Thema ab (bei Biographien liegt z.B. das chronologische Prinzip nahe).

Mögliche Prinzipien zur Gliederung sind:

  • Vom Einzelfall zum allgemeinen Prinzip (abstrahieren)
  • Vom allgemeinen Prinzip zum bestimmten Fall (konkretisieren)
  • Vom allgemein Bekannten zum Neuen, Erstaunlichen
  • Vom Einfachen zum Komplexen
  • These – Antithese – Synthese
  • Chronologische Abfolge

4. Ausarbeitung des Referats

  • Formulieren Sie den Referattext vollständig aus und schreiben Sie ihn auf. Sie sollten das Referat zwar nicht ablesen, aber die vollständige Ausarbeitung gibt Ihnen die nötige Sicherheit und eine feste Basis zum Variieren beim Vortrag, vor allem, wenn Sie darin noch nicht geübt sind.
  • Blenden Sie nicht mit fremdem Wissen und Begriffen, die sie sich nicht vollständig angeeignet haben. D.h. referieren Sie nur das, was Sie selbst verstanden haben, sonst stehen Sie bei Nachfragen umso dümmer da.
  • Wenn Sie Grundlegendes nicht verstanden haben, formulieren Sie es als Frage. Oft liegt es nicht an Ihnen, sondern an der Komplexität des Themas oder der undurchsichtigen Literatur dazu.
  • Spinnen Sie den berühmten "roten Faden" und vergegenwärtigen Sie ihn in jedem neuen Absatz/Gedanken.
  • Vermeiden Sie Schachtelsätze.
  • Wiederholen Sie ruhig die wichtigsten Thesen paraphrasierend ein paarmal, ein gewisses Maß an Redundanz (Wiederholung) ist beim mündlichen Vortrag angebracht.
  • Setzen Sie gezielt rhetorische Mittel ein, um die Aufmerksamkeit der Hörer wach zu halten.
  • Erklären Sie gegebenenfalls die Fachtermini. Reden/schreiben Sie stets im Blick auf das Publikum verständlich. (Was ein Hexameter ist, müssen Sie in einem Grundkurs Deutsch klarmachen, in einem Leistungskurs Griechisch gewiss nicht).

5. Vorbereitung zum Halten des Referats

Selbstverständlich ist, dass man besser und entspannter vorträgt, wenn man gut vorbereitet ist, wenn man ausgeschlafen und nicht die ganze Nacht durchgearbeitet hat, wenn man sich zum Vortrag Sachen anzieht, in denen man sich wohl fühlt, und sich nicht verkleidet etc. Wichtig ist aber darüber hinaus weitere Bedingungen des Vortrags im Vorhinein abklären:
Ist es möglich und bei dem Thema angebracht/geboten, zusätzliches Präsentationsmaterial vorzubereiten?
Die Vorbereitung von Präsentationsmaterial ist zusätzliche Arbeit, aber sie lohnt sich. Sie gibt Ihnen Halt (Fix- und Anhaltspunkte beim Vortrag) und verhilft, wenn es angemessen ist, zu mehr Aufmerksamkeit – zum Aufhorchen der Hörer. In Frage kommen zum Beispiel:

  • Ihr persönlicher Stichwortzettel, übersichtlich gegliedert und in großer Schrift hilft er Ihnen hoffentlich dabei, ganz auf Ihr Manuskript verzichten zu können, denn Ablesen kommt nicht gut an.
  • Ein Thesenpapier (heute Paper oder Handout genannt) mit den Daten zur Veranstaltung, zum Thema, mit Zitaten und Ihren wichtigsten Thesen, das Sie allen verteilen und eventuell selbst als Stichwortzettel benutzen. Dies bietet sich an, wenn Sie in etwa wissen, wie viele Zuhörer kommen, und ist sehr nützlich, wenn im Anschluss eine Diskussion stattfindet.
  • Zusammenstellung von unmittelbarem Präsentationsmaterial: Bücher, versehen mit gut markierten und beschrifteten Lesezeichen, aus denen Sie beim Vortrag zitieren wollen, oder eine Dampfmaschine, kondensiertes Wasser und Feuerzeug, wenn Sie über den Antrieb der ersten Lokomotiven referieren wollen. Ein Tonband, wenn Sie über die BBC-Radioansprachen von Thomas Mann im Zweiten Weltkrieg referieren wollen. Vorbereitung von Flipcharts, von Folien, Dias, Videos , Material für eine Pinnwand oder eine digitalen Präsentation, wie z.B. Powerpoint wenn Visualisierungshilfen verfügbar und sinnvoll sind, was meist bei naturwissenschaftlichen Vorträgen der Fall ist: Komplexe mathematische Formeln oder Chromosomenveränderungen lassen sich visuell deutlicher darstellen und besser erfassen als rein verbal, geschichtliche Zusammenhänge eher nicht.
  • Vorbereitung einer digitalen Präsentation (Powerpoint/andere Präsentationsprogramme):

Fürchten Sie sich nicht vor Lampenfieber, denn ein bisschen Aufregung ist nur normal und steigert im entscheidenden Augenblick Ihre Konzentration.

Zum Halten des Referats und zur Abgabe des Textes gelten folgende Regeln, die Sie sicher kennen:

  • Begrüßen Sie Ihr Publikum.
  • Reden Sie laut, deutlich und nicht zu schnell, fixieren Sie zwischendurch immer wieder Menschen, die Ihnen sympathisch sind. • Lassen Sie sich nicht irritieren von Unterbrechungen, und wenn es zu bunt wird, bitten Sie höflich lächelnd, die Fragen/Einwände geschlossen am Schluss beantworten zu dürfen.
  • Vermeiden Sie umständliche Entschuldigungen zu Beginn: Dass Sie – aus welchen Gründen auch immer – nicht genug vorbereitet, nicht fertig geworden, nötiges Material nicht bekommen haben etc.
  • Je besser Sie vorbereitet sind und je mehr Sie selbst von dem Thema angetan sind, desto souveräner werden Sie erscheinen und all diese Tipps wie von selbst befolgen. Machen Sie sich bloß nicht durch künstliche Präsentationstechniken verrückt.
  • Bevor Sie Ihr Referat schriftlich abgeben, streichen Sie alle unmittelbar der Ansprache des Publikums dienenden Passagen und Redundanzen. Überprüfen Sie noch einmal die Korrektheit aller Zitate und weisen Sie alle zitierten Quellen nach.
  • Nicht nötig, daran zu erinnern, dass Sie das Referat richtig beschriften sollten: Deckblatt mit eigenem Namen, dem Thema des Referats und u.U. auch der Veranstaltung, dem Namen des Veranstalters/Lehrers und dem Datum.

0