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Mediengeschichte Fakten

Ausgewählte Daten zur Geschichte der Printmedien, so wie zentrale Stationen der Geschichte des Radios und des Fernsehens, geben einen Überblick über die Entwicklung der einzelnen Massenmedien.

Stand: 17.01.2012 | Archiv

Bleilettern | Bild: picture-alliance/dpa

1. Daten zur Geschichte der schwarzen Kunst

  • um 1450 Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck mit beweglichen Lettern.
  • 1521 Das "Wormser Edikt", das erste reichseinheitliche Druckgesetz, verbietet Vervielfältigung, Kauf und Besitz von Luthers Schriften.
  • 1559 Die katholische Kirche veröffentlicht den ersten Index verbotener Bücher.
  • 1609 In Straßburg und Wolfenbüttel erscheinen die ersten Wochenzeitungen.
  • 1650 In Leipzig erscheint die erste Tageszeitung.
  • 1722 Die Berlinische privilegierte Zeitung, später Vossische Zeitung genannt, wird gegründet.
  • 1789 Die französische Nationalversammlung proklamiert die Menschenrechte, darunter auch die Pressefreiheit.
  • 1848 Die Pressefreiheit wird in zahlreichen deutschen Verfassungen festgelegt.
  • 1860 Die Rotationsmaschine wird erfunden.
  • 1871-1883 Gründung der großen Pressekonzerne durch R. Mosse, L. Ullstein und A. Scherl.
  • 1904 Ullstein gründet die erste deutsche Boulevardzeitung, die "BZ am Mittag".
  • 1916 Alfred Hugenberg übernimmt den Scherl-Konzern.
  • 1933 Das Reichsministerium für Volksaufklärung beseitigt die Pressefreiheit.
  • 1944 Am 24.11. verbietet das SHAEF (Supreme Headquarters of the Allied Expedtionary Forces) alle publizistischen Tätigkeiten in Deutschland.
  • 1945 Beginn der Lizenzpresse. Am 24.1. erscheinen als erste deutsche Zeitung die Aachener Nachrichten unter amerikanischer Kontrolle, am 15.5. Die tägliche Rundschau unter sowjetischer Kontrolle in (Ost-)Berlin, am 6.10. unter amerikanischer Kontrolle die Erstausgabe der Süddeutschen Zeitung. Am 17.10.erscheint die erste Ausgabe der amerikanische Zonenzeitung Die Neue Zeitung in München.
  • 1946 Erstausgabe der Wochenzeitung Die Zeit und der Programmzeitschrift Hör zu. Die Kontrollratsdirektive Nr. 40 genehmigt der deutschen Presse die Kommentierung der Politik der Besatzungsmächte und die Berichterstattung über das Ausland.
  • 1947 Die britische und die amerikanische Zone verschmelzen zur Bizone. Am 4.1. erscheint die Erstausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Die Kontrollratsdirektive Nr. 54 erlaubt den freien Austausch der Medien zwischen den Zonen.
  • 1948 Der Stern und Welt am Sonntag erscheinen erstmals. Am 21.6. tritt die Währungsreform in den drei Westzonen in Kraft.
  • 1949 Am 23.5. wird das Grundgesetz der BRD verkündet, in Artikel 5 wird die Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert. Die Lizenzpflicht wird in den Westzonen aufgehoben.
  • 1952 Erste Ausgabe der Bild-Zeitung.
  • 1956 Erste Ausgabe der Jugendzeitschrift Bravo.
  • 1962 Die Spiegel-Affäre beginnt mit der Verhaftung Augsteins wegen seines Artikels über die Nato und endet mit dem erzwungenen Rücktritt von Franz-Josef Strauß.
  • 1968 Die Studentenunruhen eskalieren nach dem Dutschke-Attentat mit der Forderung: "Enteignet Springer!"
  • 1977 Alice Schwarzer gründet die alternative Frauenzeitschrift Emma.
  • 1983 Der Stern löst einen internationalen Medienskandal aus mit der Veröffentlichung gefälschter Hitlertagebücher.
  • 1990 Die DDR hebt das Einfuhrverbot für bundesdeutsche Presseprodukte auf und beschließt am 5.2., Meinungs-, Informations- und Medienfreiheit zu gewährleisten.

2. Die zentralen Stationen der Geschichte des Radios in Deutschland

historisches Radio 1937 | Bild: picture-alliance/dpa
  • 1923 startet das Radioprogramm der Weimarer Zeit. Es läuft über das Netz der Reichspost und wird regional von privaten Rundfunkanstalten weitgehend überparteilich und weltoffen gestaltet.
  • 1933 Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda bringt den Hörfunk 1933 unter seine Kontrolle, um die NS-Herrschaft zu stabilisieren und die Massen durch Propaganda zu mobilisieren. Der preiswerte (75 Reichsmark) Volksempfänger wurde so gebaut, dass man keine ausländischen Sender damit hören konnte – außer man frisierte das Gerät. Zuchthaus oder gar Todesstrafe drohten jedem, der "Feindsender" hörte. 1945 Die Alliierten bauen regional die Rundfunksender wieder auf. Radio Hamburg beginnt als erster Sender der alliierten Militärregierung bereits am 4.5.1945, vier Tage vor der bedingungslosen Kapitulation, sein Programm. Radio München macht am 12.5. in der amerikanischen Besatzungszone den Anfang. Grundsatz der Alliierten ist: den Rundfunk, diese mächtigste staatliche Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten, wieder zu entnazifizieren zu entmilitarisieren und vor allem zu dezentralisieren (siehe Mediengeschichte S.59ff.).
  • 1946 Anstelle des Drahtfunks im amerikanischen Sektor (DIAS) beginnt RIAS Berlin sein Programm.
  • 1948/49 Als Anstalten öffentlichen Rechts mit dem Recht auf Selbstverwaltung werden nacheinander der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR), der Bayerische Rundfunk (Nachfolger von Radio München), der Hessische Rundfunk (HR), Radio Bremen (RB), der Süddeutsche Rundfunk (SDR) und der Südwestfunk (SWF) gegründet.
  • 1952 Diese sechs Anstalten gründen am 10.6. die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD).
  • 1952 löst die SED unter Walter Ulbricht alle Regionalsender (MDR, Berliner Rundfunk etc.) auf und gründet ein staatliches Rundfunkkomitee. Das steuert fortan zentral die Sender Berlin I, II und III und den DDR-Fernsehsender in Adlershof. Anders als bei der Buch- und Filmproduktion verzichtet die SED-Regierung bei den elektronischen Medien auf einen institutionalisierten Zensor und verbrämt ihre rigorosen Presseanweisungen als Empfehlungen des SED-Zentralkomitees (siehe Mediengeschichte S.573ff.). Sie setzt auf die "Schere im Kopf", die Selbstzensur der Journalisten 70 Prozent der Angestellten im Rundfunk gehören noch 1989 der Partei an.
  • 1984 Mit den ersten "Kabelpilotprojekten" in München und Ludwigshafen beginnt sich die Monopolstellung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aufzulösen. Das "duale Rundfunksystem", das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunksendern, entsteht.
  • 1989 Im Herbst beweisen die staatlichen Rundfunksender der DDR noch einmal ihre Linientreue: In allen DDR-Medien werden die Protestbewegungen im Lande entweder verschwiegen oder verzerrt wiedergegeben (vgl. Mediengeschichte S.617).

3. Entscheidende Stationen in der Geschichte des Fernsehens von 1935 bis heute

  • 1935 In Berlin beginnt der erste regelmäßige Fernsehprogrammdienst. Der Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky verkündet am 22.3.1935 das "Wunder" des Fernsehens: "Nach dem 30. Januar 1933 hat der Rundfunk das Wort des Führers allen Ohren gepredigt. In dieser Stunde wird der Rundfunk berufen, die größte und heiligste Mission zu erfüllen: nun das Bild des Führers unverlöschlich in alle deutschen Herzen zu pflanzen. ... Dem nationalsozialistischen Fernsehrundfunk erwächst die großartige Aufgabe, im wahrsten Sinne des Wortes ein Volk zum Sehen aufzurufen." (Zitiert nach Fernstudium 1 S.119).
  • 1936 wird mit großem Aufwand die Olympiade übertragen. Im Krieg stagniert die Weiterentwicklung des Mediums.
  • 1948 Der NWDR strahlt die ersten Fernsehsendungen aus. "Durch diese Zauberschale wird die Ferne zur Nähe werden und der Raum zwischen uns und fremden Ländern wird wie aufgehoben sein. Das Schicksal der anderen wird künftig mitten in unserer eigenen Stube sein", lautete die begeisterte Ankündigung des NWDR-Intendanten Adolf Grimme.
  • 1952 Pünktlich zu Stalins 73. Geburtstag wird am 21.12. in der DDR (Berlin Adlershof) die "Aktuelle Kamera", die erste öffentliche Nachrichtensendung, ausgestrahlt.
  • 1954 Das Gemeinschaftsprogramm der ARD, das Erste Deutsche Fernsehen geht am 1. November auf Sendung.
  • 1957-1965 Die Zuschauerzahl in der BRD verzehnfacht sich auf 10 Millionen.
  • 1960 Auch in der DDR überschreitet die Zahl der Fernsehzuschauer 1960 bereits die Millionengrenze.
  • 1963 geht das ZDF auf Sendung, es will – so der ZDF-Intendant Karl Holzamer – für "geistige Orientierung in der sich wandelnden Welt" sorgen.
  • 1964 Mit dem Anspruch, inmitten einer Fernsehlandschaft, die sich immer mehr der Unterhaltung verschriebenen hat den Bildungsauftrag wahrzunehmen, starten die Dritten Programme der ARD, als erstes der BR.
  • 1964 Das Farbfernsehen wird 1967 auf der Funkausstellung in Berlin offiziell vorgestellt.
  • 1980 ff. Seit den 80er Jahren machen die privaten Fernsehsender, die sich nur durch Werbung finanzieren, den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten den Markt schnell streitig. Neue Boulevardsendungen mit viel Sex, Crime und Sport erobern den Bildschirm.
  • 1991 Das duale Rundfunksystem der BRD etabliert sich in den neuen Bundesländern ungestört. Am 31.12. verabschiedet sich das DDR-Fernsehen, nur einzelne Serien wie "Polizeiruf 110" überleben die Wende.
  • 1991 Das WWW wird innerhalb des Europäischen Kernforschungslabors CERN eingesetzt. Das bis dahin nur für militärische und gelegentliche wissenschaftliche Zwecke genutzte Internet wurde öffentlich. Die Arbeitsgruppe um Tim Berners-Lee im europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf war seit 1989 damit beschäftigt, taugliche Standards für den weltweiten Austausch der Daten über das Netz zu entwickeln. Erst 1993 wurden dort die bis heute gängigen Standards HTML und HTTP, die Beschreibungssprache der WWW-Dateien und das Übertragungsprotokoll festgelegt, die den weltweiten Datenaustausch ermöglichen.
  • 2010 Eine ARD/ZDF –Onlinestudie von 2010 kommt zu dem Ergebnis, dass fast 60 Prozent der Befragten übers Internet Fernsehsendungen und Videos abrufen. Bei den 9 bis 14 Jährigen waren es schon fast 100 Prozent. Mehr als die Hälfte der Daten, die über das Internet verschickt werden sind Videobilder. Aktuelle Studien belegen, dass die Medienkonvergenz, das Zusammenwachsen der Medien auf allen Ebenen voranschreitet. Einerseits durch die technischen Entwicklung, d.h. durch die Digitalisierung der traditionellen Medien und die Weiterentwicklung des Internets sowie durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungsprozesse.

Literatur

  • Fernstudium Kommunikationswissenschaft. Hg.: Modellversuch Journalisten-Weiterbildung FU Berlin. 2 Bde. München 1984.
  • Jürgen Wilke (Hg). Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung. Schriftenreihe Band 361, Bonn 1999

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