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Die Milchstraße im September Sternenpracht in mondlosen Spätsommernächten

Wir sitzen mittendrin - und dennoch haben viele Menschen sie noch nie gesehen: die Milchstraße. Wer sie beobachten will, sollte den September nutzen, denn nirgendwann sonst im Jahr ist sie so gut zu sehen wie in diesen Tagen.

Von: Sandra Demmelhuber und Heike Westram

Stand: 31.08.2023

Jetzt im September ist eine gute Zeit, die Milchstraße zu beobachten, die sich im Spätsommer besonders prächtig über den Sternenhimmel erstreckt. Denn zum einen wird es jetzt wieder früher dunkel und die Luft ist klarer als in den heißen Hochsommermonaten. Zum anderen steht das galaktische Zentrum, der schönste Abschnitt der Milchstraße mit der dichtesten Ansammlung von Sternen, gerade noch gut sichtbar über dem Horizont.

Besonders gut eignen sich im September die Abende zur Monatsmitte, wenn der Mond nicht weiter stört: Am 15. September ist Neumond.

Schon ab dem 6. September geht der Mond erst gegen elf Uhr abends auf, dann jede Nacht später. Das trifft sich gut für die Beobachtung der Milchstraße - denn für die ist es schon abends ab halb zehn Uhr dunkel genug.

Nach Neumond können Sie noch etwa eine Woche lang die Milchstraße bestaunen, weil der dann junge Mond noch früh untergeht - allerdings auch jeden Abend etwas später. Zu Monatsanfang und -ende ist der Mond jeweils zu voll und stört die ganze Nacht lang mit seinem hellen Licht.

Sommer-Milchstraße besonders prächtig

Wintermilchstraße

Im Gegensatz zu den Wintermonaten Dezember und Januar, in denen die Milchstraße aufgrund der Achsenneigung der Erde bis in die frühen Morgenstunden fast horizontal über dem Nachthimmel steht und mit bloßen Augen nur erahnt werden kann, ist sie in den Sommermonaten sehr gut zu sehen.

Sommermilchstraße

Denn im Sommer befindet sich die Sonne nicht mehr zwischen dem hell leuchtenden galaktischen Zentrum und der Erde. Das breiteste und hellste Stück der Milchstraße befindet sich dann auf der Nachtseite der Erde und ragt steil empor, sobald es dunkel genug ist. Eine perfekte Ausgangssituation für Romantiker - und Astrofotografen.

Grüße aus der galaktischen Provinz

Unser Sonnensystem mit der Erde befindet sich innerhalb der Milchstraße. Sie ist am Rande der flachen, spiralförmigen Scheibe angesiedelt, die nach heutigen Schätzungen aus etwa 100 bis 300 Milliarden Sternen besteht.

Sie können sich das in etwa so vorstellen: Die Stadt München ist unsere Heimatgalaxie, also die Milchstraße. Der Stadtteil Trudering ist unser Sonnensystem. Trudering liegt zwar immer noch in München, ist aber schon relativ weit vom Stadtzentrum entfernt. Wir wohnen also am Stadtrand - in der galaktischen Provinz sozusagen.

In Blickrichtung Milchstraße

Weil unsere Galaxie flach wie eine Scheibe ist und wir mittendrin stecken, sehen wir von der Erde aus nur ein weißes Sternenband (deswegen Milch-"Straße"). In den Wintermonaten schauen wir quasi von unserer Position aus auf den Rand (vgl. Blickrichtung der grünen Pfeile nach rechts) - der dünne Winterabschnitt der Milchstraße. Im Sommer weist unser Blick auf den Nachthimmel zum Zentrum unserer Galaxie - die schöne, dichte Sommermilchstraße (Blickrichtung entspricht den grünen Pfeilen nach links. Blicken wir in anderer Richtung in den Nachthimmel (blaue Pfeile), schauen wir aus unserer Galaxie hinaus und sehen deshalb eine weitaus geringere Ansammlung von Sternen.

Milchstraße und Sternenhimmel fotografieren - so geht's

Langzeitbelichtungen

Auch ohne Nachführungsgerät können Sie mit nur einer einzigen Aufnahme schöne Sternenbilder machen, und zwar mit Langzeitbelichtungen.

  • Sie brauchen eine Kamera, bei der Sie Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit (ISO) und Fokus manuell einstellen können.
  • Ein lichtstarkes Objektiv mit einer Blendenöffnung von mindestens f2,8 und einer Brennweite von höchstens 18 mm ist unerlässlich.
  • Stellen Sie den Fokus mithilfe des Polarsterns manuell ein, erhöhen Sie die ISO (Richtwert etwa 1600) und montieren Sie die Kamera auf ein Stativ.
  • Lösen Sie mit einer Fernsteuerung, etwa einem Funkadapter, aus und belichten Sie - je nach Brennweite - zwischen 20 und 30 Sekunden. Fotografieren Sie nie ohne Fernsteuerung, weil schon kleinste Bewegungen beim Abdrücken zu empfindlichen Unschärfen führen können.

Komposit mit Nachführgerät

Für richtig professionelle Aufnahmen des Nachthimmels benötigen Sie ein sogenanntes "Nachführungsgerät", um die Erddrehung auszugleichen. Das Nachführgerät müssen Sie - mit Fokus auf den Polarstern - parallel zur Erdachse aufstellen.
Machen Sie nun von dem gewünschten Objekt, etwa der Milchstraße, mehrere Aufnahmen, die Sie später am Computer zu einem Bild zusammenfügen - einer sogenannten Kompositaufnahme. Dafür gibt es spezielle Programme, die die Lichtwerte auch schwacher Objekte addieren.
Das ist nicht ganz einfach und braucht in den meisten Fällen viel Übung.

Nur mancherorts ist die Milchstraße noch zu sehen

Monumental und unbeschreiblich schön, so können wir die Milchstraße in klaren Sommernächten bewundern. Und dennoch: Eine Glühbirne alleine würde schon ausreichen, sie zu löschen. Denn: Wer sie in ihrer ganzen Pracht sehen will, muss sich in absolute Dunkelheit begeben. Konkret bedeutet das: kein Mondlicht (also nur in Nächten rund um Neumond auf "Milchstraßenjagd" gehen) und keine Orte aufsuchen, an denen es Lichtverschmutzungen durch naheliegende Städte gibt.

Zur nächtlichen Sommerfrische raus aufs Land muss man für solche Bilder also allemal: In Südbayern ist zum Sternebeobachten (und -fotografieren) beispielsweise die Region rund um Mittenwald sehr gut geeignet. Der Ort zählt zu den dunkelsten Gebieten Bayerns. Die Lichtverschmutzung ist in der Gegend so gering, dass ein ungetrübter Blick in den nächtlichen Sternenhimmel möglich ist. Aber als kleines Schmankerl wird das nahe Karwendelgebirge nachts durch die Beleuchtung der Täler leicht angestrahlt, sodass die Konturen der Berge in der Dunkelheit schön sichtbar werden.

In der Nähe von Fulda finden Sie den Sternenpark Rhön, der ebenfalls für seinen noch dunklen Nachthimmel ausgezeichnet wurde. Und im Norden Deutschlands werben inzwischen einzelne Nordseeinseln im Wattenmeer mit ihrer Dunkelheit: Als "Sterneninseln" wurden Spiekeroog und Pellworm von der US-amerikanischen Vereinigung International Dark-Sky Association (IDA) anerkannt, die gegen die Lichtverschmutzung ankämpft. Die beiden Inseln haben sich verpflichtet, ihre Nachtbeleuchtung zu beschränken und gehören nach eigenen Angaben schon jetzt zu den dunkelsten Orten in Deutschland.

Zeitangaben im "Sternenhimmel"

Auf- und Untergangszeiten für München

Alle Zeitangaben sind für den Standort München berechnet. Insbesondere bei Auf- und Untergangszeiten müssen Sie für andere Orte in Deutschland einige Minuten hinzuzählen oder abziehen.
Faustregel: Pro Längengrad ostwärts ziehen Sie vier Minuten ab, westwärts zählen Sie pro Grad vier Minuten dazu.
Die Abweichung pro Breitengrad ist dagegen abhängig von Jahreszeiten und Himmelsrichtung des beobachteten Objekts. Im extremsten Fall - etwa dem Sonnenaufgang im Winter - weichen die Zeiten im äußersten Norden Deutschlands um etwa eine halbe Stunde ab.


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