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Sternstunden hilft Ein Haus für obdachlose Kinder und Jugendliche

Mehr als 3.000 Straßenkinder gibt es in Berlin - so die offizielle Schätzung. Die Metropole ist unübersichtlich und anonym, das zieht Ausgestoßene und Ausreißer von überall an. Der Verein "Straßenkinder e.V." kümmert sich um die jungen Menschen.

Author: Ralf Gladitz

Published at: 13-12-2022

Emmy lebt seit ihrem 13. Lebensjahr auf der Straße. | Bild: BR

Eine verlassene Halle in Berlin: Offene Tore, roher Beton, Schutt und Dreck. Hier schläft Emmy. Seit ihrem 13. Lebensjahr lebt sie draußen, egal zu welcher Jahreszeit. "Wenn man von draußen reinkommt, denkt man, dass es schön warm ist hier in dieser Halle. Aber wenn man so zehn Minuten hier drin ist, dann merkt man die Kälte doch wieder sehr", erzählt Emmy. Sie übernachtet an verschiedenen Plätzen. Meist ist sie mit anderen Straßenkindern unterwegs. "Wir haben uns zusammen getan, damit wir nicht so alleine sind. Es gibt so viele Obachlose hier. Und es ist angenehm, nicht alleine zu sein."

"Niemand ist freiwillig auf der Straße"

In Berlin gibt es besonders viele Straßenkinder. Mehr als 3.000, so die offizielle Schätzung. Die Metropole ist unübersichtlich und anonym, das zieht Ausgestoßene und Ausreißer von überall an. Der Verein "Straßenkinder e.V." kümmert sich um die jungen Menschen. Zwei Anlaufstellen gibt es in Berlin. Dort finden junge Menschen wie Emmy Unterschlupf, können ihr Handy laden, sich duschen, erhalten Beratung für den Umgang mit Ämtern und Schule.

"Drei Jahre habe ich auf der Straße gelebt. Aber es ist nicht schön. Es ist nervig, weil du nirgendwo duschen kannst, nirgends deine Sachen lagern kannst, ohne dass du Angst hast, beklaut zu werden."

Lotte, lebte drei Jahre auf der Straße.

Corona-Pandemie hat noch mehr Jugendliche auf die Straße getrieben

Victoria Utri ist Streetworkerin bei "Straßenkinder e.V." und weiß, warum Kinder und Jugendliche auf der Straße landen. "Die meisten kommen aus zerrütteten Familien. Oder haben eine psychische Erkrankung. Oft ist es auch eine Kombination aus Beiden." Sucht in der Familie spiele eine Rolle. Oder sie hätten ein Trauma, weil irgendwas Schlimmes passiert sei. Es gebe einen Grund, warum junge Menschen auf der Straße seien, so die Streetworkerin.

Versteckte Obdachlosigket bei 14- bis 18-Jährigen steigt

Gegen Abend fahren die Streetworker von "Straßenkinder e.V." am Berlinder Ostbahnhof vor. Mit heißen Getränken und warmem Essen für Kinder und Jugendliche, denen wieder eine kalte Nacht draußen bevorsteht. Es ist für sie eine Gelegenheit, ein wenig an die jungen Menschen heranzukommen.

"Wir merken einfach, dass die versteckte Obdachlosigkeit bei den 14- bis 18-Jährigen stetig steigt. Dass die bei Freunden übernachten, bei Bekannten, bei Halbfremden, und eigentlich kein Dach über dem Kopf haben. Und das ist gefährlich und macht unsere Arbeit auch sehr schwer. Deswegen wollen wir diese Butze bauen, dieses große Straßenkinder-Haus. Damit wir für diese jungen Menschen Schlafplätze haben."

Viktoria Utri, Streetworkerin Straßenkinder e.V.

40 Wohnungen wird es im "Haus Butze" geben, gebaut auch mit Spenden von Sternstunden. Emmy freut sich auf eine feste Bleibe. Dann will sie endlich ihren Schulabschluß machen.


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