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Zu Besuch bei "so geht MEDIEN" Medienscouts gegen die Fallen des Internets

Jugendliche bringen Jugendlichen etwas bei: Das ist das Prinzip bei den Medienscouts. 22 Schülerinnen und Schüler wollten im Rahmen eines von den Medienkompetenzprojekten organisierten Besuchstages die Macher von "so geht MEDIEN" kennenlernen. Wie arbeitet diese Initiative von ARD, ZDF und Deutschlandradio? Was interessiert die Jugendlichen? Beide Seiten haben voneinander gelernt.

Von: Patrizia Kramliczek, so geht MEDIEN

Stand: 12.07.2019 | Archiv

Zwei Schülerinnen des Camerloher-Gymnasiums in Freising erklärten, warum sie Medienscouts geworden sind. | Bild: BR

"Wir sehen Euch als unsere Botschafter", sagte Johanna Rückert, Projektleiterin "so geht MEDIEN" und Leitung der Legitimationsprojekte im BR. Die Medienscouts, die am 9. Juli zu Besuch im BR waren, sollen die Aufklärung über Medien weitertragen und zu einem selbstbestimmten Umgang mit Medien befähigt werden. 

Anahita Speth und Theresa Münzhuber aus dem "so geht MEDIEN"-Team spielten mit den Jugendlichen ein Quiz zu Medienfragen.

Medienscouts sind Schülerinnen und Schüler, die sich in einem Wahlfach mit Medien und deren Nutzung auseinandersetzen und ihr Wissen an Mitschülerinnen und Mitschüler weitergeben. 22 Jugendliche und drei Lehrkräfte vom Camerloher-Gymnasium in Freising und vom Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn waren ins Funkhaus in München gekommen.

Den Besuchstag haben die Medienkompetenzprojekte des BR organisiert. Ein Programmpunkt war "so geht MEDIEN" – auf Wunsch der Lehrkraft, die sich an den BR gewandt hatte. Sie kannte die Unterrichtsmaterialien dieser Informationsplattform von ARD, ZDF und Deutschlandradio bereits und wollte gerne deren Macher kennenlernen. "so geht MEDIEN" wird federführend vom BR erstellt.

Jüngeren Mitschülerinnen und Mitschülern helfen

Bei dem Treffen ging es nicht nur ums Kennenlernen von "so geht MEDIEN". Johanna Rückert wollte auch wissen, was die jungen Medienscouts bewegt.

"Die Kinder haben in immer jüngeren Alter ein Handy und können in so jungem Alter nicht richtig umgehen damit", sagte eine Schülerin des Camerloher Gymnasiums. "Wir möchten helfen, dass kein Schmarrn passiert." Sie hat in einer 8. Klasse schon Vorträge gehalten über die Schönheitsideale, die mit Photoshop geschaffen werden. Eine Mitschülerin ergänzte, was sie den Jüngeren dazu vermitteln möchten: "Vorsichtig sein, sich nicht unter Druck setzen lassen!"

Ein Jugendlicher, der sich für Datenschutzfragen interessiert, hat bereits einen Workshop für 5. Klassen mitorganisiert: "Wir informieren über Passwörter und über Social Media." Die Mitschüler sollen lernen, was sie in Social Media beruhigt machen können und was besser nicht.

Wie die Videos von "so geht MEDIEN" entstehen

Anja Schäfer, Redaktion "so geht MEDIEN" (li.), schilderte, wie die Videos für die Lehrkräfte und Jugendlichen entstehen.

Anja Schäfer aus der BR-Redaktion "Lernen und Wissenslab" und verantwortliche Redakteurin von "so geht MEDIEN" schilderte den Jugendlichen, wie die Videos des Medienkompetenzangebotes entstehen – von der Themenidee bis zur Publikation auf der Webseite. Schäfer veranschaulichte, wie wichtig gute Organisation für die Produktion ist, was dramaturgisches Erzählen bedeutet und wie Spannung in die Geschichte kommt. Jeder bekam das Drehbuch zu "Fake News im Netz erkennen" in die Hand und konnte beim Filmgucken direkt Text, Regieanweisungen und die Umsetzung im Video vergleichen.

Die Jugendlichen wollten wissen, wie lange es dauert, ein Video zu drehen und zu schneiden. Für den gezeigten Sechs-Minüter waren es zwei Tage. Dazu kommen aber noch alle Vorarbeiten wie Recherche und alle nachfolgenden Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Onlinestellen. "Woher kommen die Mittel?" fragte einer der Schüler. Aus dem Rundfunkbeitrag, lautete die Antwort.

Großes Interesse an Info zu Hate Speech

Die Ideen der Besuchergruppe für Medienkompetenz-Themen reichten von "Gefahren im Internet", "Manipulation durch Werbung" und "Photoshop auf Social Media" über "Videospiele und Spielsucht" bis zu Sexting und Cybermobbing.

Noch mehr interessierten sie sich aber für Informationen zu Hate Speech und dafür, ob Fake News strafbar sind. Diese zwei Themen stehen schon auf der Planungsliste von "so geht MEDIEN".

Die Geschichte der Medienscouts

Nach dem Amoklauf von Winnenden vor zehn Jahren haben der Medienpädagoge Bojan Godina, Kriminalhauptkommissar Leo Keidel und der Filmemacher Harald Grüble das Medienscout-Projekt begründet. Gewaltdarstellung in Computerspielen und Beeinflussung durch Medien wurden damals stark diskutiert.

Johanna Rückert, Projektleiterin von "so geht MEDIEN"

Schüler sollten deshalb Medienkompetenz gewinnen und diese an andere Schüler weitergeben. Weil diese Medienscouts ihr Wissen selber erst frisch erwerben, können sie sich in die Lernenden besonders gut hineinversetzen. Und diese wiederum tun sich bei sensiblen oder problematischen Themen leichter, Gleichaltrige zu fragen. "Peer Education" ist der Fachbegriff für diese Vermittlung auf Augenhöhe.

Schülerinnen und Schüler aus Freising und Neufahrn

"Wir haben heuer an der Schule zum ersten Mal eine Medienscout-Gruppe aus Acht- und Neuntklässlern gebildet. Die Medienscouts gehen in die Klassen jüngerer Jahrgangsstufen und versuchen, denen Themen zur Medienkompetenz, die für dieses Alter interessant ist, darzulegen", sagt Silke Hatzinger, Beratungslehrerin am Camerloher Gymnasium in Freising.

Für die 5. Jahrgangsstufe seien das zum Beispiel, altersgerecht angepasst, Persönlichkeitsrechte im Internet, für die 6. Jahrgangsstufe Zeitfresser in Social Media und Gaming, für die 8. Jahrgangsstufe die Themen Schönheitsideale, Influencer und Sexting, also sexuelle Nachrichten und Nacktbilder über Messenger. Im Landkreis Freising haben sich mehrere Schulen für die Medienscout-Arbeit vernetzt.


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