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Vertiefende Informationen Wichtige Fakten zu "Warum ist TikTok so erfolgreich?"

Wie viele Jugendliche nutzen TikTok weltweit? Und wie lange am Tag? Was ist TikTok überhaupt? Ein kompakter Überblick mit den wichtigsten Fakten gibt Antwort.

Stand: 03.12.2021

Collage: Handy mit Auge, Netzstruktur und TikTok-Logo | Bild: colourbox.com; Montage: BR

TikTok ist ein soziales Netzwerk und für Nutzer*innen ab 13 Jahren freigegeben. TikTok ist auch als mobile App verfügbar. Nutzer*innen können in dem Netzwerk eigene Videos hochladen, die Videos Anderer ansehen, Inhalte liken, teilen, kommentieren und Nachrichten schreiben. Die Videos sind meistens mit Musik unterlegt, können mit Filtern und Effekten bearbeitet werden und sind auf eine Länge von maximal drei Minuten begrenzt.

Der Slogan von TikTok heißt „Make every second count" – denn: Alles muss in den Videos sitzen, jede Bewegung, jede Pointe, denn Erklärungen haben in den Kurzfilmen keinen Platz. Die deutsche Übersetzung von "TikTok" ist schlicht "Tick Tack" – also die Lautmalerei für das Geräusch einer Uhr. So könnte man den Namen auch interpretieren: Er ist eine Anspielung auf die wenige Zeit, die für ein Video zur Verfügung steht.

Besonders beliebt sind die Formate "Challenge“ und "LipSync". Bei den "Challenges" treten die Nutzer*innen in einer Art Wettstreit an bzw. nehmen Herausforderungen an. Die Bandbreite dabei ist sehr groß. In einer "Challenge" kann alles gefordert sein: Aussehen wie ein Star, sportliche Herausforderungen annehmen, Tänze nachmachen oder sich einfach in geforderten ("Quatsch"-)Posen filmen. Verbunden sind die "Challenges" mit Hashtags, die als Suchfunktion fungieren. "TikTok-Challenges" entwickeln sich teilweise zu Trends, die weit über die Plattform hinaus Beachtung finden. Bei "LipSync" filmen sich die Nutzer*innen, während sie Lieder oder Filmausschnitte lippensynchron mitsingen, beziehungsweise mitsprechen.

2012 gründete der Chinese Yiming Zhang den Tech-Konzern ByteDance. Im September 2016 entwickelte der Konzern die App "Douyin", eine Kurzfilm-Plattform in direkter Konkurrenz zur bereits bestehenden Lip-Sync-App „musical.ly“ der musical.ly Inc. Doch ByteDance wollte nicht nur den chinesischen Markt abdecken, und so entstand im Mai 2017 der Klon von "Douyin" für alle Länder außerhalb Chinas: TikTok.

Im November 2017 übernahm der chinesische Digitalkonzern dann den Konkurrenten musical.ly. Der Kaufpreis belief sich Schätzungen zufolge auf eine Summe zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde US-Dollar. Da man aber nun gleich zwei Apps mit einem ähnlichen Angebot hatte, beschloss das Unternehmen im August 2018, musical.ly und TikTok zu vereinen. Musical.ly ging mitsamt seinen Nutzer*innen in TikTok auf.

TikTok ist DER Durchstarter unter den sozialen Netzwerken. Besonders bei jungen Menschen hat die Plattform in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen. Bis Ende 2021 wurde TikTok weltweit von mehr als drei Milliarden Menschen heruntergeladen – was fast 40 Prozent der gesamten Weltbevölkerung entspricht.

59 Millionen Downloads zählte man alleine im September 2021 weltweit. Eine Milliarde Menschen zählen laut TikTok mittlerweile zu den aktiven Nutzer*innen. In Deutschland verwendeten Ende 2021 über fünf Millionen Menschen TikTok und verbrachten dabei im Schnitt täglich 50 Minuten mit der App.

Die Zielgruppe von TikTok sind Jugendliche von 13 bis 18 Jahren (Generation Z), wobei auch Erwachsene unter 30 Jahren diese Plattform ausgiebig nutzen. Insgesamt sind 63 Prozent der TikTok-Nutzer*innen jünger als 30 Jahre.

TikTok ist zugeschnitten auf die Bedürfnisse Jugendlicher ab 13 Jahren: Das Netzwerk spricht den sich entfaltenden Charakter der Jugendlichen und ihren Wunsch zur Selbstdarstellung an. Und diese kann durch TikTok besonders witzig, spontan und kreativ ausgelebt werden – alles, was der Zielgruppe viel Spaß macht. Zusätzlich wird man als aktive*r Nutzer*in von der Community wahrgenommen, von der man im Idealfall positives Feedback bekommt.

Dazu ist TikTok sehr einfach in der Nutzung: Das Erstellen und Bearbeiten von Videos auf TikTok ist simpel: Den Nutzer*innen stehen in der App viele Effekte und Filter zur Verfügung, mit denen auch unerfahrene Filmemacher*innen eindrucksvolle Videos mit geringem Aufwand erstellen können. Anfangs wurden vor allem Playback-Clips zu bekannten Hits aufgenommen und hochgeladen. Mittlerweile sind auch Sport-Clips oder Do-It-Yourself-Videos sowie Themen wie Comedy und Beauty sehr beliebt.

Die Reichweite von TikTok ist groß: Die Clips können - mit den richtigen Hashtags versehen – von vielen Menschen gefunden werden, bzw. erscheinen in dem persönlichen Feed vieler Nutzer*innen, der "Für Dich-Seite". Auch die Suchfunktion ist einfach: Über die interne Suche können über Stichworte oder Hashtags immer neue Videos, Sounds oder Personen gefunden werden. Wer Erfolg mit einem Video hat, wird zitiert, aufgegriffen und kopiert. Verschiedene Funktionen ermöglichen es, Videos von anderen Nutzer*innen in ein eigenes Video einzubinden – mittels eines sogenannten "Duetts" oder "Stitch".

TikTok fördert den Austausch und die Kommunikation: Neben der Videoerstellung bietet TikTok auch eine Reihe von Interaktionsmöglichkeiten. Die Nutzer*innen können sich sowohl im integrierten Chat, als auch über die Kommentare austauschen.

Zeitfresser & Sucht

TikTok – die Zeit verrinnt. Und zwar für Viele unbemerkt. Die meisten Nutzer*innen kennen die Situation: Sie bleiben stundenlang an den Kurzvideos hängen. Es ist fast wie eine Sucht, eine Blase, aus der die Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) kaum mehr rauskommen. Denn die Unterhaltung ist nahezu perfekt auf den Einzelnen zugeschnitten. Außerdem wird ein Clip nach dem nächsten im "Autoplay"-Modus abspielt. Um aufzuhören, müssen die Nutzer*innen dieses automatische Abspielen bewusst stoppen.

Algorithmus

Der Algorithmus des Netzwerks stellt sich präzise auf die Vorlieben der Jugendlichen ein. Das Ziel von TikTok ist es, die Nutzer*innen so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Damit TikTok die Vorlieben der Nutzer*innen einschätzen kann, „merkt“ sich der Algorithmus vor allem, wer, wann, wie lange, welche Videos ansieht. Es zählt besonders, ob ein Film bis zum Ende angesehen wird. Außerdem zählen Videoinformationen wie Hashtags, Clip-Beschreibungen oder spezielle Sounds und Songs, die zum eigenen Video hinzufügt wurden. Auch Interaktionen zu den Inhalten sind bei TikTok ausschlaggebend dafür, ob ein Video angezeigt wird oder nicht. Innerhalb von wenigen Stunden ist der Algorithmus in der Lage, den Nutzer*innen perfekt aufs Interessensprofil zugeschnittene Videos anzuzeigen.

Filterblase

Außer der manchmal unkontrollierten „Zeitverschwendung“ birgt der Algorithmus aber auch noch andere Gefahren: Durch den Algorithmus werden den Nutzer*innen immer wieder ähnliche Inhalte angezeigt – eine Filterblase entsteht. Das kann gerade bei extremistischen Inhalten oder Verschwörungstheorien fatal sein. Schon andere soziale Netzwerke wie Facebook oder YouTube wurden für diese Art des Algorithmus kritisiert. In die Kritik geriet TikTok unter anderem auch wegen Zensurvorwürfen, denen zufolge bestimmte Inhalte politischer Art (zum Beispiel über Proteste in Hongkong) oder von bestimmten Akteur*innen (zum Beispiel von Menschen mit Behinderungen oder besonders korpulenter Personen) in ihrer Sichtbarkeit eingeschränkt wurden.

Jugend- und Datenschutz

TikTok schreibt ein Mindestalter von 13 Jahren vor. Für Jugendliche unter 18 Jahren setzt die App in ihren AGBs eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten voraus. Das Alter wird jedoch nicht geprüft, beziehungsweise genügt die Angabe eines (falschen) Geburtsdatums. Auch die Einverständniserklärung der Eltern wird nicht überprüft. Deshalb sind viele Nutzer*innen deutlich jünger, als das Mindestalter der App vorgibt. Wenn sich Kinder bei der Erstellung des Profils aber deutlich älter gemacht haben, kann es sein, dass ihre Profile direkt öffentlich sind. Denn nur bei unter 16-Jährigen sind die Profile standardmäßig privat. 

Cyber-Grooming

Sowohl Jugend- als auch Datenschützer warnen: Kinder geben auf TikTok häufig viel mehr von sich Preis, als Erwachsene. Sie erkennen auch viel seltener, wenn hinter bestimmten "Challenges"“ und Darstellungsweisen Gefahren lauern (z.B. gab es auf TikTok eine "Bauchfrei-Challenge", deren Videos mit den freizügig gekleideten Mädchen auf einschlägigen Portalen angeboten wurden). Diese "Freizügigkeit" lockt also auch Menschen mit bösen Absichten an. So wird immer wieder darüber berichtet, dass Pädophile versuchen, junge Mädchen und Jungen über TikTok zu kontaktieren.

Mobbing und Hate

Auch wenn in den Kommentarspalten von TikTok viel positives Feedback zu lesen ist, hört man immer wieder von Mobbingproblemen in dem Netzwerk. Gerade Kinder und Jugendliche, die sich in den Filmen selbst inszenieren, sind mit abwertenden oder gar Hasskommentaren besonders hart zu treffen. Manchmal tauchen in den Kommentarspalten auch rassistische Parolen und Beschimpfungen gegen Minderheiten auf. TikTok hat verschiedene Filter, eine Melde-Funktion und ein Moderationsteam, das unangemessene Inhalte entfernen und Accounts sperren kann. So will TikTok den Schutz vor Missbrauch kontinuierlich verbessern. Trotzdem: Kinder und Jugendliche müssen sehr genau abwägen, was sie posten und welche Reaktionen damit hervorgerufen werden können. 

Urheberrechtsverletzungen

Die TikTok-Nutzer*innen wissen oft nicht, dass ihre erstellten Videos nur auf TikTok verbreitet werden dürfen. Der Grund: Die Songs, die auf TikTok verfügbar sind, sind nur für die Plattform TikTok lizenziert, wenn diese Videos in anderen sozialen Netzwerken (z.B. Instagram, YouTube) weiterverbreitet werden, können Abmahnungen drohen. Auch wichtig: Sobald andere Personen im Video zu sehen sind, muss deren Zustimmung zur Veröffentlichung des Filmes vorliegen (Recht am eigenen Bild).

Gefahr bei Challenges

Auf keinen Fall zu unterschätzen ist auch die Gefahr, die von manchen "TikTok-Challenges" ausgeht. Viele Menschen haben sich schon bei den "Challenges" verletzt, bei Mutproben gibt es sogar bereits Todesfälle zu beklagen.

Aufklärung und Vereinbarungen durch die Eltern

Väter und Mütter sollten mit ihren Kindern darüber sprechen, wie die App funktioniert und welche Inhalte in die TikTok-Videos besser nicht gehören. Wichtig ist, dass Regeln vereinbart werden, damit das Kind TikTok verantwortungsbewusst nutzt. Vorsicht bei den eigenen Posts ist das eine, doch die Jugendlichen müssen auch wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie unangebrachte Kommentare oder Nachrichten erhalten. Zum Beispiel, wie andere Nutzer*innen gesperrt oder gemeldet werden können. Die Eltern sollten ihren Kindern außerdem klar signalisieren, dass sie sich bei Problemen jederzeit an sie wenden können.

Automatische Einschränkungen

Die Profile von jungen Nutzer*innen zwischen 13 und 16 Jahren sind standardmäßig nicht öffentlich, sondern auf "privat" gestellt. Jedoch können Jugendliche ihren Account in den Profileinstellungen auf Wunsch „öffentlich“ stellen. Seit Ende April 2020 sind für unter 16-Jährige die Direktnachrichten und seit Anfang 2021 die Interaktionsmöglichkeiten wie die "Stitch" oder "Duett" gesperrt.

Begleiteter Modus

Eine erweiterte Funktion der App ermöglicht es Eltern, die Nutzung von TikTok auf den Geräten der Kinder über ihr eigenes Smartphone zu begrenzen. Über den sogenannten „Begleiteten Modus“ können Eltern eine Nutzungszeit am Tag festgelegen. Außerdem ermöglicht dieser Modus den Eltern auch, die Sichtbarkeit von gelikten Videos oder dem gesamten Profil des Kindes zu kontrollieren und zu beschränken. Ebenso kann eingestellt werden, ob und wie Jugendliche die Suchfunktion verwenden können. Die Eltern können ungeeignete Inhalte im Feed ihres Kindes filtern. Welche Inhalte sich das Kind auf der Plattform anschaut und welche Nachrichten und Kommentare es verschickt, können Eltern über die Einstellung allerdings nicht einsehen. Um die Kontrollfunktion nutzen zu können, müssen Eltern die App ebenfalls auf ihr Handy herunterladen und einen QR-Code vom Gerät des Kindes scannen.

Werbung und Käufe

Ebenfalls wichtig: Auf TikTok gibt es verschiedenste Werbeangebote sowie In-App-Käufe. Wichtig ist, dass Kinder die vielfältigen Formen von Werbung kennen und auch über Bezahlvorgänge Bescheid wissen. Am besten vereinbaren Eltern mit ihren Kindern, dass sie Anmeldungen und Downloads nur in Absprache mit ihnen tätigen.


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