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Lutherstuhl Sitzen wie ein Protestant

In diesem Lutherstuhl aus der deutschen Kaiserzeit zwischen 1871 und 1918 drückt sich protestantisches Lebensgefühl aus.

Stand: 01.07.2013 | Archiv

Für dieses Sitzmöbel existiert ein berühmtes Vorbild: es ist ein Stuhl auf der Wartburg, wohin Martin Luther als 'Junker Jörg' 1521 ein Jahr lang verbannt worden war. Im 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein, besonders während der Zeit des Kaiserreichs, waren es vor allem Pastoren, die sich diesen Stuhl nachbauen ließen. Damit eiferten sie ihrem Religionsgründer auch bei der Einrichtung nach. Dass sich der angebliche Luther-Stuhl auf der Wartburg als eine Erfindung des 19. Jahrhunderts erwiesen hat, mag als Ironie der Geschichte angesehen werden.

Typisch für diesen Stuhl ist die Rückenlehne mit einem Vielpass in Form der so genannten Luther-Rose, dem Emblem des Reformators. Der Stuhl ist im spätgotischen Stil des 16. Jahrhunderts gehalten, auch bezeichnet als altdeutscher Stil. Allerdings zeigt er nichts Originales, sondern ist der Phantasie, Gestaltungs- und Kombinationsfreude des Historismus entsprungen. Dennoch hat dieser Stuhltypus in der deutschen Kulturgeschichte einen festen Platz.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 800 bis 1.000 Euro
  • Datierung: 1871 bis 1918
  • Herkunft: Deutschland
  • Sendung vom 6.7.2013

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