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Schafmangel – wie reagiert der Körper? Weltrekordversuch: Drei Nächte ohne Schlaf moderieren

Die BR-Moderatoren Sebastian Meinberg und Ariane Alter wollen in der kommenden Woche einen Weltrekord aufstellen: 72 Stunden ohne Schlafpausen vor laufender Kamera durchmoderieren. Klappt das? Und was macht Schlafmangel mit unserem Körper?

Von: Florian Heinhold

Stand: 04.11.2019

Frau im Schlaflabor | Bild: picture-alliance/dpa

BR-Moderator Sebastian Meinberg kennt sich aus mit schier unmöglichen Herausforderungen. In der Sendung "Das schaffst du nie" stellt er sich zusammen mit seiner Kollegin Ariane Alter regelmäßig verrückten Aufgaben. Vom Fallschirmsprung bis zum Frieren im Eishotel haben die beiden schon alle möglichen Aufgaben gemeistert. Auch dieses Mal hat es ihr Vorhaben in sich: ein echter Weltrekord, ein 72-stündiger Moderationsmarathon, ganz ohne Schlafpausen.

"Das ist schon ein so wahnsinnig großes Experiment. Also sowas haben wir noch nicht gemacht. Wir machen wirklich sehr bekloppte Sachen, aber das ist jetzt aber das bekloppteste, glaube ich. Davor habe ich schon Respekt."

Sebastian Meinberg

Schlafmediziner raten von Schlafentzug ab

Die Moderatoren Ariane Alter und Sebastian Meinberg versuchen sich an einem verrückten Weltrekord.

Schlafmediziner Prof. Heiser vom Klinikum rechts der Isar in München wird die Moderatoren beim Rekordversuch dabei sein. Aus medizinischer Sicht ist der Schlafentzug natürlich überhaupt nicht zu empfehlen. Schon nach 24 durchgemachten Stunden verringert sich die menschliche Reaktionszeit so stark, als hätte man ein Promille Alkohol im Blut.

"72 Stunden ist eine große Herausforderung. Es wird auch so sein, dass sie vor allem in der zweiten Nacht an ihre Grenze kommen werden."

Prof. Dr. med. Clemens Heiser, HNO-Arzt und Schlafmediziner, Klinikum rechts der Isar, München

Schlafmangel als Gesundrisiko

Zu Prof. Clemens Heiser ans Klinikum kommen laufend Menschen, für die Schlafmangel ein Gesundrisiko ist. Ein 26-jährigen Patient etwa hat den Verdacht, unter Atemaussetzern zu leiden. Er muss er eine Nacht unter strenger Überwachung im Schlaflabor verbringen.

Somnologin Katharina Eckbauer bringt dafür Kabel an seinem Kopf an. Im Kontrollraum hat Prof. Heiser die Schlafphasen des Patienten im Blick. Beim sogenannten Apnoe-Schnarchen, werden die erholsamen Tiefschlafphasen durch Atemaussetzer immer wieder unterbrochen – die Patienten schlafen zwar, aber nicht tief.

"Ihnen fehlt dann einfach die Erholungsfunktion, wenn sie zu wenig Tiefschlaf oder Traumschlaf haben. Gelerntes über Tage wird dann nicht mehr richtig in der Nacht verarbeitet. Sie fühlen sich einfach unausgeruht und sind nicht mehr leistungsbereit."

Prof. Dr. med. Clemens Heiser

Risikofaktor für Herzinfarkt oder Schlaganfall

Für viele Menschen ist Schlafmangel natürlich kein Experiment, sondern ein echtes Problem: Patienten, bei denen beispielsweise Atemaussetzer ein schweres Ausmaß angenommen haben, müssen nachts eine Atemmaske tragen, die das Aussetzen der Atmung verhindert. Bei Apnoe-Patienten entspannen sich die oberen Atemwege in der Nacht so stark, dass sie in sich zusammenfallen. Die Atmung stockt vorübergehend – und setzt sprunghaft, oft mit einem lauten Schnarchgeräusch wieder ein.

"Für Männer im mittleren Lebensalter weiß man sogar, dass dies der größte Risikofaktor für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall ist. Weitaus mehr als der Bluthochdruck, der Diabetes. Deswegen muss die Schlafapnoe therapiert werden."

Prof. Dr. med. Clemens Heiser

Somnologin Katharina Eckbauer betreut einen weiteren Patienten am Klinikum, der eine neue Atemmaske bekommt. Die Expertin geht die Maske und das damit verbundene Gerät genau mit dem Patienten durch und erklärt die Funktionen.

"Bei manchen ist es nach der ersten Nacht schon so, dass sie das Gefühl haben: Wow, ich fühle mich so viel besser. Ich habe Patienten gehabt, die sagen: Ich kann nicht mehr ohne Gerät, ohne Maske schlafen."

Katharina Eckbauer, Somnologin (DGSM), Klinikum rechts der Isar, München

Test: Nach 48 Stunden Schlafentzug im Fahrsimulator

Wie extrem Müdigkeit unsere Fähigkeiten beeinträchtigt, hat Gesundheit vor einem Jahr in einem großen Experiment mit zwei Probanden getestet. 48 Stunden Schlafentzug unter ärztlicher Betreuung. Am Ende zeigte sich die Auswirkungen am Fahrsimulator.

Moderator Sebastian Meinberg will jetzt also sogar 72 Stunden durchhalten. Das Dumme ist nur: So richtig vorbereiten kann man sich nicht. Schlafen auf Vorrat funktioniert laut Experten nicht. Sebastian Meinberg und Ariane Alter werden ins kalte Wasser springen müssen.

"Ich bin ein totaler Morgenmuffel. Also morgens, wenn ich aus dem Bett komme, habe ich ganz, ganz schlechte Laune. Das kann bis ins Aggressive hineingehen. Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt an einem Morgen, wo ich vorher nicht geschlafen habe. Es kann alles passieren."

Sebastian Meinberg


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