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Rundgang und Theater Grenzenlose Vielfalt

"Wer ist wir?" Ein installativer Rundgang durch die Kongresshalle des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg // "Radikal Jung" im Münchner Volkstheater //

Author: Kathrin Reikowski

Published at: 24-6-2022

Die Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ist der zweitgrößte Bau auf dem einstmals über 16 Quadratkilometer umfassenden Gelände. Sie sei der "in Stein gebaute Wahn einer einheitlichen Volksidentität", meint das Staatstheater Nürnberg. Das Theater wollte diesem Wahn etwas entgegensetzen und Vielfalt feiern: Bis Ende Juli bietet das Staatstheater Nürnberg Rundgänge durch das Parteitagsgelände an, die von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet werden.

"Im Rundgang über das Gelände, in dem wir uns eben der Kongresshalle und der Erinnerungskultur annähern, erleben wir einen Audiowalk von Max Czollek, der sich mit der Geschichte des Geländes auseinandersetzt. Wir haben eine Station von Atif Hussein, der mit zwei Schauspielerinnen und Schauspielern und einer Puppe einen selbst geschrieben Text verrbeitet hat. Cana Bilir-Meier hat eine Videoinstallation beigesteuert und Ahu Dural Objektkunst."

Greta Calinescu, künstlerische Leitung, Staatstheater Nürnberg

Mit Schauspiel, Chor, Video oder Puppenspiel wird gefragt, wie Gedenken in einer Gesellschaft funktioniert und wo es vielleicht auch zum Vergessen beitragen kann. Die Rundgänge dauern eine Stunde und 50 Minuten. Gutes Schuhwerk und wettergerechte Kleidung werden empfohlen. Jeder würde den Rundgang anders erleben, so Greta Calinescu. Und ein Satz aus einer der Aufführungen würde dabei immer mitschwingen:

"Ich bin froh hier zu sein, wo die Nazis mich nicht gerne gehabt hätten. Das finde ich sehr eindrucksvoll an dem Abend, das fasst es auch sehr gut zusammen. Wir sind da und ihr seid da, und wir gehen auch nicht mehr weg."

Greta Calinescu

"Wer ist wir?" - der Rundgang über das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ist noch bis Ende Juli zu erleben.

"Radikal Jung" im Münchner Volkstheater

"Radikal Jung" wird es im Münchner Volkstheater, wenn zum gleichnamigen Festival junge RegisseurInnen und TheatermacherInnen aus ganz Europa ihre Stücke auf die Bühne bringen. Jens Hillje, Dramaturg und ehemaliger künstlerischer Leiter am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, hat das Festival gemeinsam mit Kolleginnen auch als „Spiele nach der Pest konzipiert" und sich in Europa nach interessanten Inszenierungen umgesehen.

"In den letzten zwei Jahren, in der Zeit der Pandemie, sind wirklich überraschend intelligente und humorvolle Abende entstanden, die sich mit aktuellen Debatten, wie MeToo und Black Lives Matter auf der Bühne auseinandersetzen. Und dafür haben wir auch Gastspiele aus Athen, aus Kiew, und aus London eingeladen."

Jens Hillje, Dramaturg

Das Festival "Radikal Jung" findet noch bis 2. Juli 2022 am Münchner Volkstheater statt.

 


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