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Gartenexperte Andreas Modery Kräuter im Garten und auf dem Balkon richtig anpflanzen

Basilikum, Petersilie, Schnittlauch, Salbei, Minze oder Thymian: Küchenkräuter sind vielseitig und gesund. Am besten schmecken sie aus dem eigenen Garten. Tipps, wie man Küchenkräuter anpflanzt und pflegt, damit sie gut gedeihen, hat unser Gartenexperte Andreas Modery.

Stand: 01.06.2021 | Archiv

Küchenkräuter aus dem eigenen Garten: eine mediterrane Kräuterkiste | Bild: Andreas Modery

Ob Sommersalate, Grillgemüse und BBQ-Genuss mit Fleisch oder Fisch – Kräuter sind zum Würzen unentbehrlich! So unterschiedlich die Aromen sind, so unterschiedlich sind auch die Ansprüche unserer Kräuter in puncto Boden, Licht, Wasser und Nährstoffe. Die wichtigste Rolle kommt hierbei dem Boden beziehungsweise der Erde zu! Hier sind die Nährelemente deponiert und der Wasserhaushalt reguliert.

Bitte keine Blumenerde!

Kräuter sollten nie reine Blumenerde bekommen, weil die "Aromaträger" gleich zweifach beeinträchtigt werden:

  • Blumenerde besitzt in sich eine hohe Dichte und ist immer humusreich. Doch dichte Erde lässt nach dem Gießen oder Regen nur wenig Wasser durch. Die ständige Feuchtigkeit in der Erde erhöht die Staunässegefahr deutlich und fördert die Schimmelbildung.
  • Zu hoher Nährstoffgehalt in der Blumenerde führt bei Kräutern zur Störung des Wachstums. Dies ist an der Verfärbung  (Chlorose) der Blätter gut zu erkennen. Und auch das Aroma geht verloren.

Die perfekten Erden für Kräuter

Für Kräuter sollte man eine spezielle Erde mixen, je nachdem ob es heimische oder südländische Kräuter sind, variiert die Zusammensetzung.

Auf einen kurzen Nenner gebracht heißt die Regel: Heimische Kräuter (Petersilie, Schnittlauch & Co) lieben Nährelemente. Südliche Kräuter hingegen sind anspruchslos: Sie brauchen viel Sonne, wenig Wasser und nur ganz wenig Nährelemente!

Deshalb:  Für eine gute Kräutererde – mit guter Wasserdurchlässigkeit & optimaler Nährelement- Zusammenstellung – wird ein Mix hergestellt. Das optimale Mischungsverhältnis von Blumenerde, Sand und Kompost richtet sich nach den Bedürfnissen der einzelnen Kräuter.

  • Pflanzen mit höherem Nährstoffbedarf (Minzen, Petersilie, Schnittlauch etc.) freuen sich über die Beimischung von etwas Kompost (50 Prozent Blumenerde, 35 Prozent Sand, 15 Prozent Kompost).

Mediterrane Küchenkräuter aus dem eigenen Garten: Rosmarin, Salbei, Thymian

  • Mediterrane Kräuter (z.B.Salbei, Thymian, Rosmarin, Lavendel) wollen sandige Erde mit ca. 40 Prozent Sand und 60 Prozent Blumenerde.

Kräuter, die teamfähig sind

Das Zusammenspiel der Kräuter untereinander ist weniger geprägt durch das Licht (Sonne), da alle die Sonne mögen. Im lichten Schatten gedeihen aber sogar Kräuter wie Pfefferminze, Sauerampfer und Bärlauch. Schwierigkeiten treten dann auf, wenn man bei der Teambildung die unterschiedliche Altersgruppierung nicht beachtet:

  • Zu der Gruppe der einjährigen Kräuter gehören Basilikum, Bohnenkraut, Borretsch, Dill, Gartenkresse, Rucola, Kerbel und Majoran. 
  • Kräuter, die zweijährig sind, z. B. Fenchel, Kümmel und Petersilie  Zweijährige (winterannuelle) Kräuter brauchen eine Unterbrechung ihrer Wachstumsphase durch Kälte oder Trockenheit, um zur Blüte zu kommen.
  • Mehrjährige Kräuter sind Lavendel, Rosmarin, Thymian, Bergbohnenkraut, Oregano, Salbei, Estragon, Bärlauch, Liebstöckel, Minze, Schnittlauch, Zitronenmelisse

Deshalb macht es keinen Sinn, mehrjährige und einjährige Kräuter an einem Standort (Beet oder Balkonkasten) zu mischen!

Nur bedingt teamfähig sind: Thymian, Dill, Petersilie und Oregano – sie wünschen einen jährlichen Platzwechsel. Damit diese Pflanzen besser gedeihen, können sie ruhig jedes Jahr an einen Ort gesetzt werden, an dem im Vorjahr ein anderes Kraut gewachsen ist.

Wenn die richtigen Pflanzen nebeneinander stehen, bleibt die Konkurrenz um die vorhandenen Nährstoffe aus.

Kräuter, die immer "Solisten" bleiben sollten

Die Solisten unter den KÜchenkräutern: Minze, Estragon, Liebstöckel

Statt im Beet sollten sie als Topfkultur gehalten werden: Kräuter mit starkem Ausbreitungsdrang. Dazu gehören Minze, Estragon, Liebstöckel. Gerade der Liebstöckel (auch Maggikraut genannt) ist zudem als "Fresser" (= Starkzehrer) bekannt, da er allen Pflanzen (auch dem Gemüse!) in der Nähe die Nährelemente wegnimmt. Deshalb werden diese Pflanzen in Töpfen immer separiert!

Wichtig: Düngen zerstört Aromen

Dies gilt insbesondere für die mediterranen Kräuter Thymian, Rosmarin, Salbei & Co!

Deshalb ist es wichtig die Pflanzen zu "motivieren" sich selbst zu versorgen. Durch sogenannte "Pflanzenaktivatoren" werden die Aromenträger befähigt, die wichtigen Nährelemente aus dem Boden zu lösen. Dabei helfen ihnen Mikroorganismen, die sich in diesem Düngerersatz befinden.

Vorgezogene Kräuter brauchen Standvermögen – und Hilfe

Jeder kennt das Problem bei Basilikum und Petersilie, die bereits vorgezogen in Töpfchen – ummantelt von einer Plastikhülle – auf die heimische Küchenfensterbank kommen. Innerhalb eines Tages hängen sie nur noch schlapp herum.

Vorgezogene Kräuter hängen oft erstmal durch, wenn sie ausgepflanzt werden.

Der Grund: Wenn sie verkauft werden, sind die jugendlichen Pflanzen schlank und schlaksig. Sie hatten noch keine Zeit, sich zu stärken. Die Stiele sind noch nicht gefestigt, weil ALLES (Aussaat, Keimung, kurzes Wachstumsphase …) so schnell gehen musste. Hinzukommt der Transportstress von der Gärtnerei bis ins Verkaufsregal. Die durchsichtige Plastikumhüllung gibt dem schnell gezüchteten Gewächs Licht, Halt und eine geschützte Mikro-Atmosphäre – zumindest, bis es in der Kundenküche landet. Kurzum: Die Kräuter hatten nicht die Chance, erwachsen zu werden.

Deshalb: die Plastikumhüllung darf zunächst noch nicht entfernt werden. Besser ist es, sie jeden Tag ungefähr ein bis zwei Zentimeter herunterzuziehen. So erhalten junge Kräuter die Möglichkeit, sich nach und nach an die neue Umgebung zu gewöhnen und auf eigenen gestärkten Beinen zu stehen!


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