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2008 Glocken läuten die Weihnacht ein

Zum Heiligen Abend gehört das Glockenläuten wie das Christkind. Heuer verkündete das Geläut der bedeutendsten Paulskirchen Europas die frohe Botschaft. Seit nun bald 60 Jahren stimmt uns diese Viertelstunde in Bayern 1 - seit einigen Jahren auch um 17.05 Uhr in Bayern 2 - auf das schönste Familienfest des Jahres ein.

Stand: 24.12.2008 | Archiv

Ob bescheidene Dorf- oder Klosterkirchenglocken, ob die majestätischen Geläute der großen europäischen Dome, ihre erzenen Stimmen wollten und wollen stets an die Botschaft dieser Nacht gemahnen:

Friede den Menschen auf Erden.

Die Weihnacht 2008 läuteten - zum Jubiläumsjahr - die Glocken der bedeutendsten europäischen Paulskirchen ein.

Europas wichtigste St. Paulskirchen

Rom

Die Patriarchalbasilika San Paolo fuori le Mura ist - nach dem Petersdom - die größte Kirche Roms. In dem Nachbau der 1823 abgebrannten Konstantinischen Basilika wird ein Sarkophag verwahrt. Nach unbestrittener, zweitausendjähriger Überlieferung enthält er die sterblichen Überreste des Heiligen Paulus. Dort, an seiner wichtigsten Verehrungsstätte, hat im Juni 2008 Papst Benedikt XVI. das Paulusjahr eröffnet.

Münster

Zehnstimmig ist das Geläut des romanisch-gotischen St. Paulusdoms in Münster in Westfalen. Das Wahrzeichen der Stadt ist bereits der dritte Dom. Nach Bauten aus dem neunten und aus dem dreizehnten Jahrhundert begann mit der Grundsteinlegung 1225 eine fast 40jährige Bauzeit. Den Verwüstungen im Wiedertäuferreich zu Münster fiel auch die Astronomische Uhr von 1408 zum Opfer. Sie wurde nach dem Ende der Wiedertäufer 1535 wieder hergestellt.

Klagenfurt

Knappe 100 Meter ragt der Turm der ältesten Wandpfeilerkirche Österreichs in den Klagenfurter Himmel. Der ursprünglich protestantische, einfache Saalbau aus dem 16. Jahrhundert wurde zur Zeit der Gegenreformation in eine katholische Kirche umgewidmet und barockisiert. 1787 wurde die Kirche St. Peter und Paul zum Dom erhoben. Das Geläut des Klagenfurter Doms erklingt sechsstimmig.

London

Die Verehrung des Apostels Paulus in England ist seit dem Jahr 604 bezeugt, als ihm eine erste hölzerne Bischofskirche geweiht wurde. 962 von den Wikingern zerstört, erstand sie im elften Jahrhundert in Stein. Im Mittelalter wurde sie mehrmals umgestaltet und galt Anfang des 14. Jahrhunderts als eine der größten Kirchen ihrer Zeit. Im Großen Brand von London 1666 wurde sie zerstört und Anfang des 18. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Petersdoms in Rom neu aufgebaut. Heute zählt die St. Pauls Cathedral zu den bedeutendsten Wahrzeichen der Themse-Stadt.

Frankfurt

Die Paulskirche in Frankfurt am Main erstand in einem mehrfach unterbrochenen, 44 Jahre dauernden Bauprozess anstelle einer mittelalterlichen Barfüßerkirche. 1833 wurde sie als neue evangelische Hauptkirche eingeweiht. In dem klassizistischen Rundbau tagte von 1848 bis 1849 die erste, frei gewählte Volksvertretung Deutschlands. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Kirche als erstes historisches Gebäude Frankfurts wieder aufgebaut und 1948 zum Nationaldenkmal erklärt. Das fast sechzehn Tonnen schwere, sechsstimmige Geläut besteht in der heutigen Form seit 1998.

Lavanttal

Auch die Glocken in den mächtigen romanischen Doppeltürmen der über 800 Jahre alten Basilika des berühmten Benediktinerstifts St. Paul im Lavanttal läuten zur Weihnacht im Festjahr ihres Kirchenpatrons. St. Paul ist eine der trutzigsten Kirchenburgen Österreichs und wird wegen ihrer umfangreichen Kunstsammlungen auch "Schatzhaus Kärntens" genannt. Zu den 4.000 Handschriften zählt auch jene Bibel, mit der sich der Legende zufolge der achtzigjährige Bonifazius bei seinem Märtyrertod in Dokkum vor den Schwertern der heidnischen Friesen zu schützen versuchte.

München

Vom Rande der Theresienwiese in München grüßt ein Geläut aus dem neugotischen Turm der Münchner Paulskirche. 97 Meter misst der Turm. Damit ist er nur etwa eineinhalb Meter niedriger als die Frauentürme. Denn er sollte im 19. Jahrhundert, als man das Gotteshaus nach Plänen Georg von Hauberissers errichtete, vom gewachsenen bürgerlichen Selbstbewusstsein der Vorstädter zeugen. Dem majestätisch-dunklen Klang der sechs Paulskirchen-Glocken hört man an, dass sie zu den schwersten und tontiefsten Münchens gehören.


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