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Zwölfuhrläuten Schweinfurt in Unterfranken

Als erstes fällt der Turm ins Auge. Über seiner barocken Kuppel stehen übereinander gleich zwei Laternen - bekrönt von einem goldenen Posaunenengel. Ganz abgesehen von dieser Eigenart, ist die altehrwürdige St. Salvator-Kirche ein Bauwerk mit bewegter Vergangenheit.

Von: Regina Fanderl

Stand: 15.09.2019 | Archiv

Ihr Ursprung liegt im 14. Jahrhundert und geht zurück auf die Kapelle der einstigen Henneberger Burg im heutigen Schweinfurter Stadtteil Zürch. Aus der Kapelle erwuchs um 1412 die seinerzeit noch katholische "Liebfrauenkirche". Über ein Jahrhundert später wurde sie ein Schauplatz in der Geschichte der Reformation: Georg Spalatin, ein wichtiger Weggefährte Luthers, hielt hier für die Schweinfurter 1532 erste Gottesdienste nach der so genannten "neuen Lehre".

1719 wieder als Kirche geweiht

Im Markgräflichen Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen, diente das marode Kirchenschiff als Lagerraum für Geschütze, Mehl und zuletzt für Kriegsgefangene. Ganz heruntergekommen war es schon, als der Stadtrat im Jahr 1717 beschloss, doch wieder geistliches Leben einziehen zu lassen. Anlass war der 200. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag in Wittenberg.
Vor nunmehr 300 Jahren, 1719, wurde die umfassend renovierte und barockisierte Kirche mit dem tief herabgezogenen Dach und den hohen Fenstern "salvator mundi", dem Weltenretter, geweiht.

Wiederaufbau durch Olaf Andreas Gulbransson

Im 2. Weltkrieg erneut schwer zerstört, begann Anfang der 50er Jahre der Wiederaufbau durch Olaf Andreas Gulbransson. Der Münchner Architekt hielt sich an die alten Pläne und konnte den erhalten gebliebenen, gotischen Chor mit einbeziehen.

Im Kirchturm lassen drei Glocken ein altes Gloria-Motiv hören. Zwei davon wurden 1718 vom Coburger Johann Meyer gegossen. Eine trägt die Inschrift: "Es wecke Schweinfurts Herz mein Läuten/ Zur Andacht, zum Gebet, zu Freuden./ Gott gebe, dass mein heller Klang/ Ihm diene stets zum Lobgesang."


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