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Zwölfuhrläuten Maroldsweisach in Unterfranken

Wie gut, dass man es mit dem Urkundenwesen im mittelalterlichen Bayern so genau genommen hat. Auf diese Weise haben es die rund 3300 Bewohner des Marktes Maroldsweisach schriftlich und damit offiziell, dass sie heuer einen runden Geburtstag feiern dürfen.

Von: Regina Fanderl

Stand: 26.08.2018 | Archiv

1118 hat ein Bamberger Domherr sein Landgut "Wisaha" zum Heil seiner Seele dem Kloster Michelsberg geschenkt. Das ist genau 900 Jahre her. In rascher Folge wechselten die Besitzer, hinterließen ihre Spuren, wie etwa das Rokokoschloss von 1768. In guten wie in schlechten Zeiten – immer bot der 464 Meter hohe Zeilberg einen weiten Blick bis zur Veste Coburg, über die Kuppen der Hohen Rhön und hinein in den Thüringer Wald, der so viele Jahre nah war - und doch so fern.
Von fast größerer Bedeutung dürfte allerdings die Verleihung des Marktrechts an Maroldsweisach vor 250 Jahren gewesen sein. Das bedeutete wirtschaftlichen Erfolg und eine eigene Gerichtsbarkeit. Die entsprechende Urkunde dafür hat man auf einem Dachboden entdeckt.

Historische Glocke wieder im Turm

Stolz kann "Maro" aber auch auf seine protestantische Kirche sein, die mitten im Ort auf einer Anhöhe steht. Der prächtige, in weiß und gelb gehaltene Saalbau von 1725 ist mit rund 21 Metern fast genauso hoch wie lang. Mit dem roten Walmdach und den vielen Fenstern an der Eingangsfront wirkt der Bau eher wie ein Schloss als eine Kirche. Im Inneren wird der Eindruck durch die dreiseitige Doppelempore und die Orgel über dem Kanzelaltar auf der Stelle korrigiert.

Im unverputzten Zwiebelturm hingen einst drei prachtvolle historische Glocken. Sie mussten im 2. Weltkrieg abgeliefert werden. Wie durch ein Wunder kam die wertvollste von ihnen wieder zurück und hängt nun zur Freude der Gläubigen über den drei neuen, 1960 gegossenen, Bronzeglocken aus Heidelberg.


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