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Zwölfuhrläuten Frammersbach in Unterfranken

Das Wappen des schön gelegenen Erholungsortes im Spessart zeigt unter anderem einen grünen Mann in altertümlicher Bekleidung - die Pferdepeitsche in der Hand. Das ist der Hinweis auf die weltberühmten Frammersbacher Fuhrleute, die jahrhundertelang als eigenständige Unternehmer Waren durch Europa transportierten: Spessartglas, Holz, Tuche, Zucker, Salz, Fisch und vieles mehr.

Von: Regina Fanderl

Stand: 24.04.2016 | Archiv

Schon 1430 sind sie in Antwerpener Dokumenten erwähnt. Die Fuhrmänner waren zwar wenig daheim, sorgten aber zeitweise für einen im Spessart eher ungewohnten Wohlstand. Mit Aufkommen der Mainschifffahrt und der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts war die Ära ihrer Zunft vorbei. Der Unternehmergeist der Männer verlegte sich auf den Hausiererhandel. Noch 1905 gab es 150 Schreibwarenhändler.
Im 20. Jahrhundert war aber vor allem die Heimschneiderei und eine Kleiderfabrik von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung für Frammersbach. Viele Frauen hatten damit einen Arbeitsplatz.

Glocke aus dem Jahr 1459

Mit der alten Frammersbacher Kirche, die mitten in dem Dorf mit seinen Fachwerkhäusern auf einer Anhöhe steht, ging es etwa zeitgleich mit dem Fuhrgeschäft erkennbar den Bach hinunter. Schon 1823 wurde sie als "ruinös" bezeichnet und zwanzig Jahre später war tatsächlich – übrigens nicht zum ersten Mal - der Abriss des Langhauses fällig. Es entstand ein doppelt so großer neugotischer Kirchenbau, neben dem der alte, gedrungene Wehrturm mit seinem Spitzhelm fast bescheiden wirkt. Er beherbergt vier Glocken, wobei die 10 Zentner schwere Zwölf-Uhr-Glocke von 1459 die zweiälteste Glocke im Bistum Würzburg ist.


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