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Zwölfuhrläuten Eußenheim-Obersfeld in Unterfranken

Eingebettet in sanfte Hügel zwischen Spessart, Rhön und dem Maintal liegt das kleine fränkische Dorf Obersfeld, das schon im 8. Jahrhundert erwähnt wurde, aber viel älter ist. Die Gegend bot sich den frühen Siedlern an: Wald und guter Boden waren in Fülle vorhanden, und vor allem gibt es drei Quellen!

Von: Regina Fanderl

Stand: 03.05.2020 | Archiv

Wahrzeichen ist heute die katholische Pfarrkirche St. Petrus und Paulus. Das gotische Turm-Untergeschoss, das eingemauerte Sakramentshaus aus Rotsandstein von 1518 und ein schönes Rippenkreuzgewölbe weisen darauf hin, dass das barocke Kirchlein eine lange Geschichte hat. Seit 1780 steht der Hochaltar aus der Riemenschneiderschule an seinem Platz. Das Altarbild mit der Abendmahlsszene hat der Maler Johann Peter Herrlein geschaffen, einer der führenden Künstler im Unterfranken des 18. Jahrhunderts.

Zeitweise Geläute vom Band

Weniger glanzvoll ist die Geschichte der Glocken, die im vergleichsweise niedrigen Echter-Turm hängen. Zwei der drei kleinen Bronzeglocken sorgen weitum wegen ihres bescheidenen Klangs für viel Gespött und wurden 1864 durch zwei neue Exemplare von Kraus in Heidingsfeld ersetzt. Deren Schicksal besiegelte der 1. Weltkrieg. Sie wurden eingeschmolzen. Noch vor Kriegsende lieferte die Firma Wenle drei Stahlglocken. Sie läuteten gut 20 Jahre, ehe wieder drei Bronzeglocken einziehen konnten. Allerdings auch nicht dauerhaft, denn nun forderte der 2. Weltkrieg seinen Tribut. Man entsann sich der alten, vorsorglich vergrabenen Stahlglocken, die mehr schlecht als recht ihren Dienst taten, bis Ende der 70er Jahre der Glockenstuhl ihre Last nicht mehr aushielt. Ersatzweise klang das Geläut des Kölner Doms vom Band.

Seit 1984 hängen nun endlich drei wunderbare Perner-Glocken im Turm, wo sie zur Freude der Dorfbewohner nicht nur dann läuten, wenn, wie dieser Tage, die frisch renovierte Kirche gefeiert wird.


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