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Zwölfuhrläuten Abtswind in Unterfranken

Über 400 Jahre alt sind die steinernen Tore am oberen und unteren Ende der Hauptstraße. Wird ein Dorffest in Abtswind gefeiert, werden die massiven hölzernen Flügel geschlossen und der Verkehr läuft durch die Neubausiedlung. Das Kopfsteinpflaster im historischen Ortskern haben dann die gut 800 Einwohner und ihre Gäste ganz für sich.

Von: Barbara Markus

Stand: 22.01.2012 | Archiv

Wanderer und Naturfreunde zieht die idyllisch am Fuße des Steigerwalds gelegene Gemeinde an und zudem nicht wenige Freunde des edlen Frankenweins, der hier auf 70 Hektar wächst. Keuperboden verleiht ihm den typischen Geschmack und grüner Sandstein dem historischen Weinort das typische Aussehen.

Mauerring als Schutz

Fachwerk weisen nur wenige Häuser auf, wie eine ehemalige Barockapotheke die jetzt als Rathaus dient. Schräg gegenüber führt eine schmale Gasse in eine der am besten erhaltenen Kirchenburgen Unterfrankens: Sogenannte "Gaden", eine ehemals lückenlose Reihe zweigeschossiger Vorratshäuser bilden eine Art Mauerring, hinter dem sich die Dorfbewohner in Kriegszeiten in Sicherheit bringen konnten. Im Zentrum davon steht die 1420 geweihte Marienkirche von Abtswind.

Gotischer Flügelaltar

Und obwohl die Dorfherrschaft der Grafen von Castell die Reformation mit sich brachte, blieb im Chorraum ein beeindruckendes Zeugnis spätmittelalterlicher Marienfrömmigkeit unangetastet: Der Flügelaltar mit einer Pietá voll in sich gekehrter Hingabe neben drei weiblichen Heiligenfiguren. Die Tafelbilder an den Außenseiten mit Szenen aus dem Marienleben stammen von Michael Wohlgemut, einem Lehrmeister von Albrecht Dürer.

Glocke aus dem 16. Jahrhundert

Das an der Schwelle zum 18. Jahrhundert erweiterte Langhaus prägt eine zweigeschossig eingezogene Holzempore. Ebenfalls zwei Etagen hat die Turmlaterne der evangelischen Marienkirche von Abtswind. Die älteste ihrer drei Glocken stammt noch aus dem Jahr 1524.


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