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Zwölfuhrläuten Wörnitzostheim in Schwaben

Der massige, bergfriedartige Turm der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche St. Maria und Anna steht da wie ein Wächter über dem Wörnitztal. Tatsächlich war diese Kirchenburg seit dem Mittelalter letzte Zuflucht und Verteidigungsbastion der oft geplagten Dorfbevölkerung.

Von: Regina Fanderl

Stand: 12.02.2017 | Archiv

Spätestens seit der Bronzezeit wurde eine besonders seichte Stelle der Wörnitz als Furt genutzt. Durchziehende Heere machten in Kriegszeiten die Lage des Dorfes an dieser Stelle zum Fluch.  Einquartierungen und Plünderungen nahmen den Menschen das Letzte. Besonders der Dreißigjährige Krieg setzte Wörnitzostheim übel zu.

Glaubensflüchtlinge brachten wieder Leben ins Dorf

Danach war der Ort weitgehend entvölkert, die Kirche leer. Erst der Zuzug von Glaubensflüchtlingen, so genannten Exulanten aus Oberösterreich, die Ende des 17. Jahrhunderts knapp die Hälfte der Einwohner stellten, brachte wieder Leben in das Dorf und in die schöne, mindestens 800 Jahre alte Kirche. Im Chorturm sind noch Reste von Schießscharten erkennbar.
Nach dem 2. Weltkrieg fand eine komplette Kirchengemeinde aus dem sudetendeutschen Tetschen-Bodenbach in Wörnitzostheim ihren geistigen und kulturellen Mittelpunkt.
Das früher landwirtschaftlich geprägte Dorf mit seinen rund 180 Einwohnern kann heute nur noch wenige ortsansässige Bauern im Haupterwerb ernähren. Die letzte Milchkuh verließ schon vor vielen Jahren das Dorf.

Kleine Bronzeglocke aus dem 18. Jahrhundert

Im Glockenstuhl der wehrhaften Pfarrkirche St. Maria und Anna hängen drei Glocken. Die beiden Stahlglocken aus dem Jahr 1951 mit den Inschriften "Christus ist unser Friede" und "Alle eure Dinge lasset in der Liebe geschehen".
Zusammen mit der kleinen Bronzeglocke von 1783 rufen nun seit 1951 die drei Glocken zu Gebet und Andacht, wie zu Freude und Trauer gleichermaßen.


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