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Zwölfuhrläuten Waltenhofen in Schwaben

Blickt man in das südliche Illertal, ragt sieben Kilometer südlich von Kempten der 57 Meter hohe Kirchturm der St. Martinskirche markant aus der Landschaft heraus. An hohen Festtagen ertönen stets alle fünf Glocken: Die Friedensglocke, die zweieinhalb Tonnen wiegt, die Muttergottesglocke, die Martinsglocke, die Josefsglocke sowie die Sebastiansglocke.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 12.12.2021 | Archiv

Die hügelige Landschaft von Waltenhofen erstreckt sich von 682 bis 1067 Höhenmetern. Der Ort besteht aus 81 Gemeindeteilen mit Einöden und Weilern, ist von Landwirtschaft, Industrie und Fremdenverkehr geprägt. Vor der Säkularisation gehörte Waltenhofen lange Zeit zum Fürststift Kempten, seit 1803 gehört es zu Bayern.

Barockes Bilderbuch

Der gelebte Glaube hat in allen Ortsteilen seinen festen Platz. Die Pfarrkirche St. Martin ist ein spätbarocker Bau von 1770, der kleinere Vorgängerbau datiert aus dem 14. Jahrhundert. Der Turm aus gleicher Zeit hatte früher ein Satteldach, erst 1901 wurde er deutlich erhöht und ist mit seinem kupfergedeckten achteckigen Spitzhelm ein Blickfang im ganzen Ort.
Wer die Anfänge des Christentums bildhaft studieren will, ist im hellen, weiten Kirchenschiff von St. Martin aus dem ausklingenden Barock goldrichtig. Wohin der Blick auch schweift: Apostel, Evangelisten, Heiligenfiguren sind in Hülle und Fülle versammelt.
Besonders erwähnenswert: ein eigenwilliger Zyklus mit drei Fresken im Schiff zeigt im Zeitraffer die Mitte christlichen Glaubens. Maria wird das Jesuskind verkündigt, Christus kehrt mit dem Buch des Lebens zum Vater heim, schließlich eine Allegorie der Erlösung mit Kreuz, Opferlamm und einem Engel, der den getilgten Schuldschein durch den Opfertod Jesu zeigt.

Kreuz mit Reliquie

Das kostbarste Stück der Kirche wird nur zum Patrozinium und an hohen Festtagen gezeigt: ein romanisches Vortragekreuz aus dem 13. Jahrhundert, es birgt eine Reliquie des Kirchenpatrons St. Martin.


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