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Zwölfuhrläuten Zaiertshofen in Schwaben

Zaiertshofen hat zwar nur 135 Einwohner, blickt aber auf eine lange Geschichte mit namhaften Herrschern zurück. Die Glocken der Kirche St. Agatha stammen aus dem Jahr 1953. Der Kirchturm dagegen hat schon ein halbes Jahrtausend überdauert.

Von: Marianne Bitsch

Stand: 21.03.2010 | Archiv

Die Einwohner Zaiertshofens sind gerne Allgäuer - auch wenn sie ganz im Norden des Unterallgäus leben, im kleinsten Ortsteil von Kettershausen. An klaren Tagen ist am Horizont die Alpenkette zu sehen. Die Siedlung auf dem Höhenrücken über dem Günztal soll schon im 9. Jahrhundert im Besitz der Reichsabtei Kempten gewesen sein. Spätere Herrschaften waren die Klöster Rot an der Rot und Roggenburg und die Fugger aus Babenhausen.

Mit vereinten Kräften

1935 sollte die Zaiertshofener Kirche renoviert werden. Aber beim Abbruch der Nordmauer zeigte sich "eine ganz unerwartet schlechte Beschaffenheit des gesamtes Mauerzustandes", so ein Brief an das Landesdenkmalamt. Das Kirchenschiff musste erneuert werden - ein Kraftakt für die kleine Gemeinde. Das ganze Dorf half mit: Wenn die Bauern von der Heuernte kamen, mahnte der Pfarrer, rasch die Pferde umzuspannen und noch eine Fuhre Sand für die Maurer zu holen.

500-jähriger Kirchturm

Am 21. Juli 1937 fand die feierliche Weihe statt. Der neuromanische Bau passt zum 500 Jahre alten Kirchturm mit dem Satteldach. 1953 wurden die vier Glocken gegossen. Vor der Kirche ist ein "grüner" Friedhof angelegt: ein durchgehender Rasen deckt die Gräber, die sich durch Grabstein und Blumenschalen unterscheiden.

Der heiligen Agatha geweiht

In der Kirche fällt die Balkendecke mit ihrem durchgehenden Schriftband auf: Zu lesen sind die ersten Verse des Johannes-Evangeliums. Im Chor hängt eine Kreuzigungsgruppe. Der einem gotischen Flügelaltar nachempfundene Hochaltar von 1937 ist jetzt geteilt: Zwei Tafeln bilden die Seitenaltäre, das Hauptbild an der Chorwand zeigt die die heilige Agatha als Kirchenpatronin. In Zaiertshofen ist der Kirchenbesuch noch selbstverständlich: fast die Hälfte der Katholiken kommt zum Gottesdienst.


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