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Zwölfuhrläuten Winterbach in Schwaben

Am schönsten ist die Kirche im Morgenlicht: Wenn die Sonne aufgeht, leuchten die Heiligen Afra und Ulrich in den Chorfenstern, und farbige Rosetten werfen warme Lichtreflexe in den Raum.

Von: Marianne Bitsch

Stand: 01.01.2004 | Archiv

Es begann mit einem Holzkirchlein im Urwald

Die Kirche von Winterbach steht auf einem Geländesporn über dem Tal der Glött. Am Fluss entlang führt ein beliebter Wanderweg im Naturpark Augsburg Westliche Wälder von Waldkirch zur Wallfahrtskirche Violau. Wo der Winterbach in die Glött mündet, schmiegt sich das gleichnamige Dorf mit seinen rund 300 Einwohnern an den Hang. Die Gemeinde bildet mit Nachbarn eine Verwaltungsgemeinschaft.

Benediktinermönche aus Kempten rodeten den Urwald im Glötttal und bauten 912 ein Holzkirchlein, das den Klosterheiligen Gordian und Epimachus geweiht wurde. Heute steht dort ein schmucker Backsteinbau mit Bogenfries. Unter dem Spitzhelm des Turms läuten vier Glocken von 1896; damals wurde die Kirche gebaut. Ein beliebtes Fotomotiv ist seit der Renovierung der Pfarrhof mit den hellblauen klassizistischen Fensterrahmungen und der verzierten Holztür.

Stolz aufs Pfarrheim mit historischen Räumen

Das Baudenkmal aus dem 17. Jahrhundert stand lange leer. Heute ist die Gemeinde stolz auf das Pfarrheim mit den historischen Räumen. Hier treffen sich die Jugendgruppen und der Kirchenchor, der bereits seit vierzig Jahren mit Elan vom selben Organisten geleitet wird. Auch der Pfarrer versorgt schon seit 28 Jahren die Pfarrei.

Seltene und überraschend einheitliche Neugotik

Die Kirche überrascht im Innenraum mit einer einheitlichen neugotischen Ausstattung, wie sie in Schwaben nur selten erhalten ist. Verschlungenes Rankenwerk schmückt Chorbogen, Gewölberippen und Fensterlaibungen. In den Medaillons und Ornamenten der reich bemalten Decke klingt schon der Jugendstil an. Engelsfiguren und geschnitzte Fialen und Krabben schmücken den Herz-Jesu-Altar im Chor. Die gotische Muttergottes mit den feinen Gesichtszügen im nördlichen Seitenaltar entstand um 1450.

Josef mit dem Jesuskind im Arm

Im südlichen Seitenaltar hält der heilige Josef das Jesuskind im Arm. Die Lilie seiner anderen Hand gilt als Zeichen der Keuschheit. Ein besonderes Schmuckstück ist die Kanzel mit den feingeschnitzten Relieffiguren der Evangelisten.


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