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Zwölfuhrläuten Bad Wörishofen in Schwaben

Die evangelische Kirchengemeinde des berühmten Kneippkurortes Bad Wörishofen nahm Ende des neunzehnten Jahrhunderts mit wenigen Familien ihren Anfang.

Von: Georg Impler

Stand: 24.10.2010 | Archiv

Im tief katholischen Unterallgäu hatten sich ausreichend Gönner, darunter nicht zuletzt zahlreiche Kurgäste gefunden. So konnte 1896 die erste, damals noch auf freier Flur stehende Kirche eingeweiht werden.

Kirche wurde zu klein

Weil mit dem wachsenden Ruf der Kneippschen Heilweise und des Kurbetriebs auch die Zahl der Gäste sprunghaft anstieg und weil nach dem Krieg viele evangelische Heimatvertriebene in Wörishofen eine neue Bleibe fanden, kam es 1948 zur Gründung einer selbstständigen Lutherischen Kirchengemeinde. Doch ihr Gotteshaus - obzwar in den Dreißiger Jahren erweitert - erwies sich mit der Zeit wieder als zu klein. 1967 begann der Bau der Erlöserkirche.

Ort des Atemholens

In neunzehn Monaten entstand die großzügige Sechseckanlage, die über dem Altar zum höchsten Punkt aufsteigt. So sollten Sakrament und Verkündigung durch die Architektur hervorgehoben werden. Besonders prägen den Raum die im Schiffsverband geschalte Holzdecke, eine mächtige Sichtbetonempore und die für ihre Qualität berühmte Orgel. Im Zusammenspiel von Stein, Holz, Glas, Musik und besonders dem Licht der zehn kunstreich gestalteten Fenster soll die Erlöserkirche - wozu die Gemeinde ausdrücklich einlädt - als Ort des Atemholens und "Zu sich Kommens" erlebt werden. Das Ganze, in parkähnliche Bepflanzung eingebettete Ensemble von Gotteshaus, freistehendem Turm und Gemeindezentrum zeigt sich am schönsten vom Kirchenvorplatz aus.

Sechseckiger Turm ohne Zifferblatt

Dazu gehört auch die vielleicht zwanzig Schritte entfernte Kneippanlage im Wörthbach. Die Füße im wohltuenden Nass und den Blick zurückgewandt zum Turm, scheint dessen sechseckige, 45 Meter hohe Haube nadelspitz in den Himmel zu stechen. Kein Zifferblatt unterbricht das einheitlich schwarz oxydierte Kupfer, doch klingen fünf Bronzeglocken aus den symmetrisch eingeschnittenen Schalllamellen weit über das Unterallgäu hin.


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