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Zwölfuhrläuten Wengen im Allgäu

Ihr uralter Turm ist das Wahrzeichen des malerisch im Argental gelegenen, etwa 500 Einwohner zählenden Dorfes Wengen.

Von: Georg Impler

Stand: 10.03.2013 | Archiv

Der quadratische Baukörper mit seinem spitzen Helmdach steht dermaßen wuchtig an der Nordseite der neugotischen Pfarrkirche, dass er schon von Weitem Neugierde auf sein Geläut weckt.

Von Konstanz nach Augsburg

Wer beim Aufstieg zur Glockenstube das derbe Feldsteinmauerwerk näher betrachtet, stimmt zu, es könnte ein römischer Wehrturm gewesen sein. Schließlich führte hier die Heerstraße von Kempten nach Bregenz durch. Wengen leitet sich ab vom althochdeutschen Wort wang, für "eingezäunte Wiese" und bereits in einem Ortsverzeichnis von 912 steht, es liege "am Quellbach der unteren Argen". Die Pfarrei gehörte über 600 Jahre zum Bistum Konstanz, ehe sie 1821 zu Augsburg kam. Die politische Gemeinde wurde 1972 dem Markt Weitnau zugesellt.

Glocken wie Wunderorgel

Das Gotteshaus sticht trotz seiner reichen, neugotischen Ausstattung und den prächtigen Glasfenstern in erster Linie durch etwas anderes hervor: durch das sechsstimmige, 1949 von Schilling in Heidelberg gegossene Geläut. "Das Plenum, so urteilte der Augsburger Glockensachverständige, ist von überwältigender Schönheit" und "rauscht von dem altehrwürdigen Turm wie eine Wunderorgel." Die mit zweieinhalb Tonnen Größte , die Christkönigsglocke, wurde von der Wengener Waldgenossenschaft gestiftet. Die hat sich damit, wie die vielen weiteren Spender, ein Denkmal gesetzt - so Gott will - für Jahrhunderte. Zu danken ist es dem Pfarrer Franz Hepp: Er wirkte 28 Jahre als Seelenhirte, war ein großer Glockenfreund, gab 1949 das Geläute in Auftrag, stiftete eine Glocke selbst und lebte sehr zurückgezogen.


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