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Zwölfuhrläuten Zell in Neuburg a.d. Donau in Oberbayern

Erbaut 1739, fast vollständig finanziert aus der Privatschatulle des damaligen Pfarrers, war sie mal evangelisch, dann wieder katholisch, mal dem heiligen Sebastian, jetzt der heiligen Luzia geweiht.

Von: Susanne Zimmer

Stand: 18.12.2016 | Archiv

Kein Hagelsturm, nicht Blitz und Donner, kein Feindesheer – die Schweden beschädigten den alten Turm aus dem 15. Jahrhundert nur zum Teil - nichts und niemand konnte ihr etwas anhaben. Bis, ja bis im Jahr 1970 ihr Abriss drohte. Dem benachbarten Fliegerhorst, den Starfightern, sollte sie weichen. Ansiedeln aus der Gefahrenzone 2 wollte man Sankt Luzia. Doch die knapp 1.000 Zeller kämpften um ihre Kirche und dann tatens auch vier Warnlampen am Kirchturm.

Glocken oder Düsenjets

Allerdings steht die Schöne schon ein bisserl verloren da, aus Sicherheitsgründen immer verschlossen, hat wenig Nachbarn, der Großteil der umliegenden Bauernhöfe – abgesiedelt. Wenn die Düsenjets starten und landen haben es die vier Glocken schwer gegen den Donner anzuklingen. Bei besonderen Anlässen allerdings, Hochzeiten oder Beerdigungen, sorgt ein Anruf beim Jagdgeschwader für vorübergehende Ruhe.

Beschwingte "Goldigkeit"

Heiter ist die Atmosphäre in der barocken Kirche. Eine ungewöhnlich große Schar von Putten umschweben die Lichtbringerin Luzia und die beschwingte "Goldigkeit" in Fresken und Gemälden lässt schon das fröhliche, helle Rokoko erahnen. Besonders prachtvoll ist die Kirchendecke. Das Fresko berichtet vom Religionswechsel. Luzia vertreibt mit zwei Engeln den evangelischen Glauben und die Neuburger Jesuiten bringen den Katholizismus zurück.
Die standhafte Pfarrkirche Sankt Luzia am Rande des zerrissenen Dorfes Zell trotzte halt schon immer hübsch und selbstgewusst jeder Unbill.


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