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Zwölfuhrläuten Reischach in Oberbayern

Wer einmal einen richtig spitzen Kirchturm sehen will, der sollte nach Reischach fahren - ins Zentrum des "Holzlandes", wie der Volksmund das Hügelland im nördlichen Landkreis Altötting nennt.

Von: Regina Fanderl

Stand: 19.06.2016 | Archiv

Aber auch das Gotteshaus selbst, ein spätgotischer Bau mit seinem schönen Kreuzgewölbe, hat allerhand zu bieten. Er entstand unter dem Mäzenat der Hohenecker, einem typischen kleinadeligen Geschlecht, das es selten zu herausragenden Berühmtheiten gebracht hat. Immerhin – einer von ihnen war Abt von St. Blasien im Schwarzwald.

Der "Reischacher Ölberg"

Das Chorbogen-Kruzifix, die Kanzel, das Taufbecken sind sehr alt und zählen zur guten Ausstattung dieses später im Stil des Barock aufgeputzten Gotteshauses. Neueren Datums ist die mechanische Ölbergszenerie, die alle zwei Jahre immer in der Fastenzeit an Stelle des Gemäldes im Hochaltar aufgestellt wird: Der "Reischacher Ölberg"!
Im Jahr 1899 wurde das Langhaus nach Westen hin um etwa ein Drittel verlängert und endlich der neue 52 Meter hohe Turm gebaut. Der alte, so genannte „Schiefe Turm von Reischach“ war schon Jahrzehnte vorher abgerissen worden, weil man Angst haben musste, dass er einstürzt.

Traurige Glockengeschichte

35 Jahre lang wurden die Glocken an einem Holzgestell im Friedhof geläutet.
Apropos Glocken: im 2. Weltkrieg hatte Reischach nur noch eine einzige Glocke aus dem 16. Jahrhundert im Turm. Das klang recht mager, so dass sich ein Bauer erbarmte und der Pfarrei seine eigene Dachglocke zur Verfügung stellte. Dass sie aber gleich bei ihrem ersten Einsatz am Kirchturm zu seiner eigenen Beerdigung läutete, ist schon eine traurige Geschichte.


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