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Zwölfuhrläuten Reichling in Oberbayern

Vom Wurzberg, einem Moränenhügel über dem Steilufer des Lech, schweift der Blick vom Allgäu über die Zugspitze bis zu den Salzburger Bergen. Vielfältige Einflüsse haben den Lechrain geprägt: Baiern und Schwaben treffen hier aufeinander wie zuvor Römer und Kelten.

Von: Marianne Bitsch

Stand: 29.10.2017 | Archiv

Hier kreuzten sich römische Fernstraßen: die Via Claudia auf der anderen Lechseite und auf Reichlinger Gebiet eine Ost-West-Verbindung von Salzburg nach Bregenz. Das nahe Epfach war römisches Militärlager. Im 8. Jahrhundert soll Bischof Wikterp von hier aus den heiligen Magnus ins Allgäu gesandt haben. Damals bestand vermutlich schon die alemannische Siedlung “Richilinga”, die aber erst 1080 urkundlich erwähnt wird.

Patron der Flößer

Die Bedeutung des Lech zeigt das Patrozinium der Pfarrkirche: Nikolaus von Myra ist Patron der Flößer, die die gefährliche Lechschleife meistern mussten. Seit 1435 wird auch der heilige Leonhard verehrt: die Leonhardifahrt ist das größte Fest im Dorf.

Eleganz des späten Rokoko

Die spätbarocke Pfarrkirche beherrscht das Ortsbild. Der gedrungene Turm stammt im Kern noch aus dem 14. Jahrhundert. Franz Anton Kirchgraber, ein Schüler des berühmten Barockbaumeisters Johann Michael Fischer erbaute 1780 das Gotteshaus. Das helle Kirchenschiff mit dem breiten Querhaus und einem querovalen Deckenfresko wirkt wie ein Zentralraum. Die Altarengel, die weiß goldene Kanzel und die Michaelsfigur am Leonhardsaltar zeigen die Eleganz des späten Rokoko.

Im fünfstimmigen Geläut erklingt die Nikolausglocke von 1558. Sie musste mit den anderen Glocken im 2. Weltkrieg abgeliefert werden, ist aber 1947 im Triumphzug zurückgekehrt.


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