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Zwölfuhrläuten Leobendorf in Oberbayern

Leobendorf liegt im Landkreis Berchtesgadener Land und ist heute Teil der Stadt Laufen.

Von: Georg Impler

Stand: 31.05.2015 | Archiv

Der Ort erstreckt sich über einen Höhenrücken nordwestlich des Abtsdorfer Sees, der jetzt Ende Mai - das passende Wetter vorausgesetzt - bereits zum Bade ladet, denn er gilt als einer der wärmsten in Bayern.

Seltenes Patrozinium

Das Gotteshaus steht im Ortszentrum und grüßt mit seinem Spitzhelm bewehrten Turm weit über das südostoberbayerische Hügelland über die Salzach und hinein nach Österreich. Warum die Kirche auf das relativ seltene Patrozinium des angelsächsischen Königs und Märtyrers Oswald geweiht wurde, liegt im Dunklen. Die Entscheidung dafür muss aber bereits – wie übrigens auch bei der Stadtpfarrkirche St. Oswald im nahen Traunstein – im Mittelalter gefallen sein, denn beide Kirchen sind 1347 bzw. 1342 erstmals urkundlich erwähnt worden. Jedenfalls galt St. Oswald als gewaltiger Wetterherr, den man am 5. August mit Prozessionen zur Abwehr von Hagel anrief.

Gießhütte für Glocken aber auch Kanonen berühmt

Die Leobendorfer Kirche ist ein neugotischer Saalbau von 1866, der 1440 entstandene Chor und der starke, aus Nagelfluh-Quadern errichtete Turm wurden mit einbezogen.
Von den vier Glocken ist die zweitschwerste besonders interessant, denn die hat Sebald Hirder aus Neuburg an der Donau gegossen. Der zur Mitte des 16. Jahrhunderts tätige Meister ist dafür bekannt, dass aus seiner Gießhütte auch prächtige Kanonen kamen. Bei der Doppelkartaune "Scherer" und "Schererin", die heute vor dem Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt bestaunt werden können, denkt der Betrachter unwillkürlich: Soviel Kunstwille für solch düstere Pracht. Wenn Hirders Leobendorfer Glocke dagegen auch noch so unscheinbar wirkt - ihr Klang ist uns tausendmal lieber.


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