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Zwölfuhrläuten Lenggries in Oberbayern

Auf dem Weg von Bad Tölz ins Karwendelgebirge liegt landschaftlich reizvoll im Isartal die Gemeinde Lenggries. Im Osten grüßen der Geier- und Fockenstein sowie die Tegernseer Berge, im Westen das Brauneck herunter.

Von: Michael Mannhardt

Stand: 01.01.2022 | Archiv

Erstmals genannt wird der Ort um 1205 in Zusammenhang mit einer Übergabe. Zeuge dieser Urkunde ist ein "Udalricus de Lengingriez". Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine Flößersiedlung und auch Bedienstete der nahen Hohenburg finden eine Bleibe. Die um 1100 erstmals erwähnte Festung ist Jahrhunderte das bedeutendste Herrschaftszentrum des Isarwinkels.

Barock folgt Gotik

Die Sehenswürdigkeit in der Ortsmitte – dessen 300-jähriges Jubiläum es in diesem Jahr zu feiern gilt - ist die Pfarrkirche St. Jakob. Wegen ihrer Größe wird die Kirche auch "Dom des Isarwinkels" genannt. Der barocke Bau wird 1722 eingeweiht und ersetzt ein gotisches Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert. Mächtig ragt der Turm mit Zwiebel und Laterne empor, er ist größtenteils aus Material der 1707 abgebrannten Veste Hohenburg errichtet.
Die Kirche bietet einen reichen Schatz an Fresken, Reliquien, Statuen und Tragstangen ehemaliger Bruderschaften.

Alpiner Läutebrauch noch lebendig

Eindrucksvoll ist das fünfstimmige Geläute, das Glockengießermeister Rudolf Oberascher zwischen 1948/ 1950 in München schuf. Mit seiner grundtönigen Stimme in b° c´ d´ f´ g´ klingt es weit ins Isartal. Die große Glocke besitzt als Besonderheit einen Klöppelfänger, eine technische Vorrichtung, die den Klöppel erst bei idealer Läutehöhe der Glocke loslässt. So kann sie im gewünschten Moment punktgenau und im Takt zum Klingen gebracht werden. Dieser alpine Läutebrauch ist heute in Oberbayern vom Aussterben bedroht. Im Traditionsort Lenggries stehen die Chancen gut, dass diese altüberlieferte Läute-Spezialität lebendig bleibt.


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