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Zwölfuhrläuten Bernbeuren in Oberbayern

Es ist eine schreckliche Nacht, die Nacht auf den 1. Juni 1720. Und alles nur, weil auf der Feuerstelle eines Bernbeurer Anwesens ein Schmalzfass überläuft. Das Fett gerät in Brand, die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Beinahe das ganze Dorf wird binnen Stunden in Schutt und Asche gelegt. Wenn das der merowingische Sippenchef Bero gewußt hätte, auf dessen Siedlung der malerische Ort zurückgeht.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 13.12.2020 | Archiv

Heute ist Bernbeuren, am östlichen Fuß des 1055 m hohen Auerbergs gelegen, die westlichste Gemeinde in Oberbayern. Das Großfeuer von 1720 zerstört fast alles im Ort, nicht aber den Willen der Einwohner zum Weitermachen. Auch der Neubau der Nikolaus-Kirche im barocken Stil wird noch im Brandjahr angegangen.

Barocker Kreuzweg

Der Architekt Johann Georg Fischer kann vom romanisch-gotischen Vorgängerbau nur den Unterteil des Turms übernehmen. Die neue Kirche ist außen erstaunlich schlicht gehalten und wird nur durch rundbogig geschlossene Fenster gegliedert. Der breit proportionierte Saalbau des fünfjochigen Langhauses ist reich mit Stuck verziert, die vielen Fresken zeigen unter anderem den Tempelgang, die Himmelfahrt der Gottesmutter und die Unbefleckte Empfängnis.
Im Mittelpunkt des Hochaltars steht der Kirchenpatron St. Nikolaus, die Seitenaltäre tragen den Hl. Josef und eine Pietá, eingerahmt jeweils von Assistenzfiguren.
Beachtung verdient auch der von Bernhard Ramis 1735 gestaltete großformatige Kreuzweg, die 14 üppigen Tafeln verlegen die Passion Christi in die Ära barocker Volksschauspiele.

Fünf Bronzeglocken im Turm

Die alte Turmuhr wurde beim Dorfbrand 1720 zerstört und erst im Frühjahr 1900 durch eine neue ersetzt. Im Turm selbst läuten fünf Bronzeglocken aus der Landshuter Gießerei Hahn. Bis auf die älteste und leichteste Georgs-Glocke haben die anderen vier zeitgleich mit der Bundesrepublik 1949 das Licht der Welt erblickt.


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