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Zwölfuhrläuten Andechs in Oberbayern

Der frisch behelmte Turm grüßt von einem Hügel, den die letzte Eiszeit zwischen Ammersee und Würmsee besonders auffallend geformt hat. Seit mehr als fünfhundert Jahren nennt man ihn den "Heiligen Berg".

Von: Dorothea Baumer

Stand: 06.10.2003 | Archiv

Die Grafen von "Anedehse", wie es 1080 erstmals heißt, hatten auf dieser Anhöhe ihre Burg. Ein bedeutendes Geschlecht, aus dem sogar Heilige stammen: Hedwig von Schlesien, Elisabeth von Thüringen und Graf Rasso, der Kreuzritter. Ihm ist ein Teil jener Kostbarkeiten zu verdanken, für die Andechs weithin im Land berühmt wurde: ein außerordentlicher Reliquienschatz.

Kapelle als Herzstück

Der Schatz wurde im 12. Jahrhundert verehrt, ging zwischenzeitlich verloren und wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts vom bayerischen Herzog Ernst wiederentdeckt und wieder installiert. Die "Heilige Kapelle" mit ihrem Reliquienschrein, vor allem die Silbermonstranz mit den drei Hostien, ist denn auch der älteste Teil und das Herz der ganzen Anlage.

Barockes Juwel

1455 gründete Herzog Albrecht III. eine Beneditkinerabtei, die sich nicht zuletzt den von überall her strömenden Pilgern und Wallfahrern widmete. Als die Mönche ihrem 300-jährigen Gründungsjubiläum 1755 entgegensahen, entstand das heutige Andechs: das Juwel einer hochbarocken Wallfahrtskirche mit ihren drei, weithin verehrten Marienbildern, großartigen Altären, üppigem Figurenschmuck, feinstem Stuckdekor und einem festlich jubilierenden Heiligenhimmel, in dem der Wessobrunner Freskant Johann Baptist Zimmermann mit großem malerischen Genie Heerscharen von Heiligen und Seligen zur Verehrung Gottes vereint.

Schwer vorzustellen, dass das alles zur Zeit der Säkularisation verloren zu sein schien. Wer in diesen Tagen nach Andechs pilgert, wird einen wundervoll restaurierten Himmel finden.


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