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Zwölfuhrläuten Wilhermsdorf in Mittelfranken

Im Tal der Zenn, auf ihrem Weg von der Frankenhöhe hin zur Regnitz, liegt Wilhermsdorf, das im Volksmund gerne als "Perle im Zenngrund" bezeichnet wird. Hoch über die Dächer des Marktfleckens ragt das Gotteshaus; vor genau 300 Jahren wurde es geweiht.

Von: Wolfgang Näßer

Stand: 09.02.2014 | Archiv

Die Wilhermsdorfer sprechen von der "Evangelischen Hauptkirche" und noch immer wird gerätselt, ob auf einen Namenspatron bewusst verzichtet wurde, oder ob es das Martins-Patrozinium der mittelalterlichen Vorgängerkapelle gewesen sein könnte.

Kirchenstifterin Franziska Barbara von Hohenlohe

Von der historischen Ortsmitte führt eine zweiseitige Freitreppe zum Hauptportal, in dem der 300 Jahre alte Schlüssel steckt, den die Kirchenstifterin Franziska Barbara von Hohenlohe bei der Weihe erhielt. Bis heute ist das Gotteshaus eng mit der Gräfin verbunden, die in einem Prunksarg in der Gruft unter der Kirche bestattet ist. Neben einer handkolorierten Bibel gibt es aus ihrem Nachlass einen vergoldeten Kelch, der noch immer beim Abendmahl verwendet wird.

Getreideähren von 1816 aufbewahrt

Das Innere der Wilhermsdorfer Hauptkirche birgt viele Details, am beeindruckendsten sind die ursprünglichen Ausstattungselemente - vor allem der viersäulige Barockaltar - allesamt von einheimischen Handwerkern geschaffen. Dabei fällt auch der Taufstein durch seine dreieckige Form auf, die sich in einer weiteren Besonderheit wiederfindet: dem kleinen Kästchen im Langhaus, in dem die ersten geernteten Getreideähren nach der Hungersnot von 1816 aufbewahrt werden.

Im Kirchturm hängt das dreistimmige Geläut aus der Stiftungszeit, gegossen 1710 in Forchheim. Zwei Glocken sollten im letzten Krieg eingeschmolzen werden. Sie kehrten jedoch zurück und rufen wie zu Zeiten der Gräfin von Hohenlohe die Gläubigen in Wilhermsdorf zum Gottesdienst.


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