BR Heimat

Bayerisches Feuilleton Ein Bayer in New York

Samstag, 23.10.2021
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Ein Bayer in New York
Oskar Maria Graf als US-Bürger
Von Bernhard Setzwein

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Oskar Maria Graf war einer der Autoren, die am frühesten erkannten, was mit der Nazibarbarei auf Deutschland zukommen würde. Deshalb flüchtete er unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 aus seiner bayerischen Heimat und landete - nach Zwischenstationen in Wien und Brünn - schließlich im amerikanischen Exil.
Eine winzige Wohnung in einem Mietsblock in Nord-Manhattan wurde das letzte Domizil. Bis zu seinem Tod vor genau 50 Jahren lebte er in New York. Zahlreich sind die Anekdoten über seine mangelnde Integrationsbereitschaft. Nicht nur, dass er einen bayerischen Stammtisch in der Gaststätte "Alt-Heidelberg" unterhielt, er unternahm auch kaum Anstrengungen, das amerikanische Englisch zu erlernen. Allein noch beheimatet in seiner Sprache, einem bairisch gefärbten Schriftdeutsch, schrieb er auch im Exil noch bedeutende Werke, allen voran sein großes Bekenntnisbuch "Das Leben meiner Mutter".

Bis Graf die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, dauerte es lange. Eher traute er sich allerdings nicht, das alte Europa noch einmal zu besuchen ... er hatte Angst, man würde ihn, den Gefühlssozialisten, in das von einer Kommunistenhatz geprägte Amerika nicht mehr zurücklassen. Die wenigen Besuche, die er Bayern noch abstattete, waren nie ganz konfliktfrei. Sein Beharren darauf, in bayerischer Landestracht bei einer Lesung im Münchner Cuvilliestheater aufzutreten, provozierte einen regelrechten Lederhosen-Skandal. Mitterweile ist Graf längst heimgeholt. Er gilt als einer der wichtigsten bayerischen Autoren. Seine sterblichen Reste liegen in München-Bogenhausen, seinen Nachlass sowie den New Yorker Schreibtisch verwahrt das Literaturarchiv Monacensia.

Für sein Feature, in dem Oskar Maria Graf selbst zu hören ist, hat der bayerische Schriftsteller Bernhard Setzwein unter anderem mit Dr. Elisabeth Tworek, ehemalige Leiterin der Monacensia, gesprochen, wie auch mit Professor Waldemar Fromm, dem Vorsitzenden der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft.

BR 2017

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.