BR Heimat

Bayerisches Feuilleton Die Karlstadt ohne Valentin

Samstag, 25.07.2020
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Liesl statt Karl
Die Karlstadt ohne Valentin
Von Joana Ortmann

Zum 60. Todestag von Liesl Karlstadt am 27. Juli 2020

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Die richtige Liesl Karlstadt bist Du nur an meiner Seite", schrieb Karl Valentin 1939 an seine langjährige Bühnenpartnerin. Ein übergriffiger, von Verlust-Ängsten dominierter Satz. Denn zu der Zeit hatte sich "seine Lisi", mit der ihn eine symbiotische Beziehung verband, nach einer massiven Krise bereits auf eigene Wege begeben und feierte große Erfolge an der Münchner Komödie und mit bayerischen Gastspielen. Der Beginn einer Entwicklung, die Valentin nicht mehr aufhalten konnte. Es folgten weitere Krisen, der Krieg … und 1948 schließlich Valentins Tod.

Der wiederum ist ein Schock für Liesl Karlstadt. Sie stürzt sich danach in die Arbeit, die zum ersten Mal eine selbstbestimmte ist: Theater, Film und vor allem Radio-Reihen wie die "Brumml-G'schichten" oder "Familie Brandl” machen sie in den nächsten Jahren zur beliebtesten Volksschauspielerin Bayerns. Allein als "Meisterhausfrau Brandl" erreicht sie 40 Millionen Hörer. Dazu kommen Live-Auftritte, Lesereisen, Werbung, weitere Theaterarbeiten.

In einem Gastbeitrag der Abendzeitung schreibt Liesl Karlstadt 1957 dazu: "Mei, i bin do kei so Mondäne, so a Monroe oder Genalolo Brigida, was ihr alleweil mecht's. Für die meisten bin i halt die Mutter Brandl." Das mag schlicht klingen, trifft aber den Punkt. Denn die Karlstadt ohne Valentin, diese eigensinnige, sensible und sehr weibliche Schauspielerin, die sich nach Jahrzehnten der Hosenrollen erst einmal an Röcke auf der Bühne gewöhnen musste, ist eine echte Wiederentdeckung! Und das aus gegebenem Anlass: Der 27. Juli 2020 ist ihr 60. Todestag.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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