BR Heimat

Bayern - Land und Leute Liesl Karlstadt und die Mulis

Freitag, 01.05.2020
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Liesl Karlstadt und die Mulis
Wie Maultiere der Volksschauspielerin das Leben retteten
Von Joanna Ortmann

Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast verfügbar

Am 27. Juli jährt sich zum 60. Mal der Todestag der berühmten Volksschauspielerin Liesl Karlstadt. Die kongeniale Partnerin von Karl Valentin konnte nach dem Krieg erfolgreich eine neue Karriere als Volksschauspielerin beginnen. In den 1930er Jahren aber durchlebte sie eine tiefe Krise, die geprägt war von schweren Depressionen und vom Verlust ihres gesamten Geldes, das sie in das erfolglose Panoptikum-Projekt ihres Partners gesteckt hatte.

Nach einem Selbstmordversuch und dem darauf folgenden Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik suchte Karlstadt nun Erholung in den Bergen - auch um Abstand zu gewinnen von Karl Valentin, von dem sie sich 1940 nach mehreren vergeblichen Versuchen endgültig getrennt hatte.

Auf ihren regelmäßigen Wanderungen im Zugspitzgebiet traf sie auf Gebirgsjäger, die mit ihren Mulis in einer Militärdiensthütte oberhalb des Gasthofs "Alpenglühn" stationiert waren. Dort zog nun auch die Volksschauspielerin ein, die sich mit den Maultieren angefreundet hatte. Fortan lebte sie als einzige Frau unter den Soldaten. Um diesem eigentlich verbotenen Aufenthalt einen offiziellen Anstrich zu verpassen, tauften die Gebirgsjäger Liesl um in "Gustav" und ernannten sie zum "Hilfstragetierführer" und später, ganz offiziell, zum Obergefreiten.

Dank ihres androgynen Aussehens und der tiefen Stimme spielte Karlstadt die Männerrolle perfekt. Später sagte sie: "Wenn ich einen Weiberrock angehabt hab, hab ich mich nix sagen trauen. Aber in der Hosn hab ich immer a freche Goschn ghabt, weil ich gwußt hab, daß mich meine Kameraden nicht im Stich lassen."

Joana Ortmann erzählt ein besonderes Kapitel aus Liesl Karlstadts Leben.